Er würde auch auf dem Forum Romanum eine gute Figur machen, oder im Collosseum. Und am 13. und 14. Februar hat Marco Helling sein ganz persönliches Wagenrennen. Dann führt "Ben Marco" als Prinz Karneval von Groß-Oberhausen die Narrenzüge durch Osterfeld und Alt-Oberhausen.

Marco Hellings erster Karnevalsumzug 1993.
Marco Hellings erster Karnevalsumzug 1993. © Fremd

Von den alten Römern weiß man seit Richard Lester, der seine cineastischen Regieeinfälle gelegentlich auch den Beatles geliehen hat, dass sie es toll trieben. Sie verzehrten vorzugsweise in Olivenöl getunktes Fladenbrot, tranken Wasser und Wein. Wie toll es Marco I. und sein Team hinter verschlossenen Türen treiben, ist dagegen nicht überliefert. An der Öffentlichkeit treiben sie ein Spiel vom Feinsten, Prinz Karneval von Groß-Oberhausen und sein Hofstaat sind, was ihre ureigene Rolle ist: der Höhepunkt der närrischen Session 2009/2010. Man riecht es nicht, man spürt es: die Chemie stimmt zwischen närrischem Regenten und Gefolge, und das überträgt sich wie selbstverständlich auch auf das jecke Fußvolk.

Seine Tollität ist allerdings auch das personifizierte positive Denken. Dass Marco Helling fast immer den richtigen Ton trifft, es mag an seinem Geburtsdatum liegen, auf den Tag genau 200 Jahre nach Beethoven, am 17. Dezember 1970, erblickt er das Licht der Alt-Oberhausener Innenstadtwelt - TaTaTaTaaaaa. Dass auch der Chronist am 17.12., das lassen wir mal. Er geht zur Rolandschule, dann zieht die Familie zum Priestershof nach Dümpten, Marco macht seinen Abschluss an der Hauptschule Bermensfeld.

1988 beginnt er eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel, drei Jahre Kaufhof Mülheim. Noch weitere zweieinhalb Jahre bleibt er nach dem Abschluss beim Kaufhof, dann wechselt Marco zu Sinn Leffers in Essen, schließlich zur Modekette Mexx, in die einzige Düsseldorfer Filiale. Er ist zuständig für Verkauf und Dekoration, bleibt ein Jahr im Unternehmen, dann steht die Eröffnung des Centro an. Bei WI-Fashion wird er zum Store-Manager ausgebildet – und kehrt schon bald zu Mexx zurück, wird Filialleiter in Hamburg, bleibt dreieinhalb Jahre in „einer meiner Lieblingsstädte. Hafenkneipe oder Nobel-Restaurant, da geht alles, und alles auch Nebeneinander. Das Flair, diese Menschen.” Und er hat eine Freundin dort, die er noch heute regelmäßig besucht.

Bald wird er der erste Airea-Manager, die Kette expandiert, macht binnen zweieinhalb Jahren mehr als 50 Filialen auf, Marco wird zuständig für Deutschland und Österreich, die deutsche Zentrale der niederländischen Kette sitzt in Korschenbroich.

Zuständig für 100 Läden

Als die Expansion nachlässt, geht Marco bei Mexx in den Bereich Facility-Management, betreut 40 eigene Filialen und 50 Partner, die im Mexx-Gewand nach dem Franchise-Prinzip geformt sind: „Grob gerechnet habe ich für 100 Geschäfte die Verantwortung oder bin deren Berater.” Das betrifft die Instandhaltung und artverwandte Obliegenheiten, aber auch die Optimierung von Organisationsstrukturen. Da er deutschland- und österreichweit im Einsatz ist, ist sein Arbeitsplatz in Korschenbroich: „Das macht mich momentan sehr glücklich, ich konnte viel vorarbeiten und jetzt guten Gewissens Urlaub nehmen für die heiße Phase der närrischen Session, was meinen Job angeht, ist alles im Fluss. Und ich bin ja, wenn es wirklich mal brennt, immer erreich- und verfügbar.”

Prinzenkürung am 14.11.2009. Foto: Kerstin Bögeholz
Prinzenkürung am 14.11.2009. Foto: Kerstin Bögeholz © WAZ Fotopool

Dass er Prinz Karneval in Oberhausen wird, seinen Chef hat das nicht gestört, im Gegenteil. Ohnehin waren die Weichen schon gestellt, als seine übergeordnete Stelle noch weiblich besetzt war: „Meine damalige Chefin war Kölnerin, selbst im Karneval aktiv. Als ich mit der Anfrage an mich, in Oberhausen Prinz Karneval zu werden, an sie herangetreten bin, war es für sie gar keine Frage, dass ich das mache.”

Das er auch für Österreich zuständig ist im europaweit präsenten Unternehmen, Marco freut es besonders. Die Alpenrepublik ist sein bevorzugtes Urlaubsland, Kärnten, der Fakersee nahe bei Villach: „Da habe ich alles, ich kann faul am Wasser liegen, obwohl ich das kaum einen Tag lang aushalte, ohne irgendetwas unternehmen zu müssen. Ich kann Bergwandern.”

Und eine zünftige Brettljause, ein Obstler oder auch ein paar mehr, der Gardetänzer der Blauen Funken muss angesichts des steten Trainings nicht asketisch leben. Obwohl er einräumt, dass die Hebefiguren, die ja auch immer mehr geworden sind in der Garde der Blauen Funken, sich inzwischen deutlicher bemerkbar machen. Aber zum Karneval unten mehr.

„Die Zeit ist soooo kurz, in vier Wochen ist alles vorbei.” Als Marco Helling sich diese Erkenntnis vor den Kopf schlägt, sind es in der Tat noch vier Wochen bis Aschermittwoch. Eineinhalb Wochen sind verstrichen, jetzt hat der Traumprinz, der wohl nie ein Frosch gewesen ist, noch zweieinhalb Wochen. Wie mag er da erst morgen Vormittag klagen, wenn er viele Freunde zu seinem Prinzenempfang zu Gast hat in der Luise-Albertz-Halle.

Vom tanzenden Lückenfüller zum närrischen Regenten

Von Anfang an, sagt er, habe er mit seinem Team nur ein Ziel gehabt: „Die Menschen müssen auf die Uhr gucken und fragen: Mensch, wann kommen die.” Sofort wieder, sagt der 39-Jährige, würde er dieses wunderschöne Amt übernehmen. Dabei fängt alles ganz harmlos an Anfang der 90-er, als Marco eine Kaufhof-Kollegin auf einem Karnevalswagen sieht.

Angelika Bongers, da schon ein Blauer Funke, fragt ihn, ob er nicht Lust habe, mal mitzukommen. Er trainiert mit den Mädels und die damalige Garde-Leiterin Gabi Adams sagt ihm irgendwann, dass er sich da mal in eine Lücke stellen solle.

Wien, Hamburg und natürlich Oberhausen

Drei Wochen später streift sich der Lückenfüller erstmals die Funken-Uniform über, 1998/99 schon ist er Hofmarschall bei Jürgen I., er wird Organisationsleiter, inzwischen ist Marco Helling stellvertretender Vorsitzender seiner KG, Tanzoffizier im Corps der Ehrengarde.

Ansonsten bleibe, sagt er, kaum Zeit für Hobbys: „Ich lese nicht gern, als junger Mensch habe ich mal Blockflöte und später Klarinette gespielt, weil mein Vater Musiker war und wir da selbstverständlich auch ein Instrument lernen mussten. Aber das ist weit weg, ich glaube, ich kann nicht mehr vernünftig spielen. Sport zu treiben ist eher nicht sein Ding, dafür liebt er Städtereisen, Hamburg Nr. 1, Wien Nr. 2., Tollität, uns verbindet nicht nur der mit Beethoven gemeinsame Geburtstag.