Oberhausen. Eine Jugendgang verbreitet in Oberhausen Angst. Die Mitglieder klauen, spucken, drohen und verletzen andere Menschen. Einkaufsstraße betroffen.

  • In Oberhausen terrorisiert eine Jugendbande Geschäftsleute einer Einkaufsstraße
  • Die Jugendliche spucken, klauen und beleidigen
  • Viele Täter sind der Polizei Oberhausen bereits bekannt

Die Nerven der Geschäftsleute liegen blank. Ausgerechnet in ihrer vergleichsweise überschaubaren Einkaufsstraße mitten in der Oberhausener Innenstadt treibt eine kriminelle Jugendgang ihr Unwesen. Schon seit geraumer Zeit zieht die als „Gang 46“ bei den Geschäftsleuten bekannte Gruppe pöbelnd durch die Langemarkstraße. Inhaber schließen bereits auch tagsüber ihre Geschäfte ab und öffnen nur dann, wenn Kunden vor der Tür stehen. Der Polizei sind die Probleme bekannt.

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Uschi Lausberg, Inhaberin des gleichnamigen Spielzeugwaren-Geschäftes, wurde in ihrem eigenen Laden schon bespuckt. Mehrere Jugendliche hatten das Geschäft betreten, erzählt sie uns. Sie ahnte nichts Gutes und zückte ihr Handy: Falls es zu Randale kommt, so ihre Überlegung, wollte sie die Vorgänge filmen oder fotografieren. Jemand spuckte ihr daraufhin ins Gesicht. Die Gruppe stellte sich um die Frau, die sich jedoch der Situation entziehen konnte und die Polizei rief. Die Gruppe verließ daraufhin das Geschäft.

Jugendbande in Oberhausen: Kinder dienen der Ablenkung

Gabriele Gerard betreibt neben Lausberg das Puppenstübchen. Auch sie hat schon Erfahrung mit der Gruppe gemacht. Sie hat zudem beobachtet, dass es nicht immer nur Jugendliche sind, die die Geschäfte stürmen. Auch Mütter mit mehreren Kindern – vom Kleinkind bis zum Teenager – gehören wohl zur Gang dazu. Sie betreten das Geschäft „und dann wird es unübersichtlich“, schildert sie ihre Erlebnisse. Plötzlich seien Kinder überall im Laden. „Ich kann meine Augen ja nicht überall haben.“ So sei es dann schnell passiert, dass sie bestohlen wird. „Wenn mal hier und da eine Tasse fehlt, kann ich das ja noch verschmerzen“, sagt die Händlerin. Aber vor einiger Zeit sei ihr eine komplette Auslage mit Bronzeware gestohlen worden. Das schmerzt.

Blick in die Langemarkstraße in der Oberhausener Innenstadt. Eine Jugendbande terrorisiert hier die Geschäftsleute.
Blick in die Langemarkstraße in der Oberhausener Innenstadt. Eine Jugendbande terrorisiert hier die Geschäftsleute. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ein Sprecher der Oberhausener Polizei bestätigt die Probleme auf Nachfrage unserer Redaktion: Die Gruppe „steht im Fokus der polizeilichen und staatsanwaltlichen Ermittlungen“. Die breite Öffentlichkeit hatten die Ermittler bislang nicht gesucht. Und auch auf Nachfrage hält sich die Polizei noch weitestgehend bedeckt. „Aus ermittlungstaktischen Gründen“, wie es heißt. Verständlich: Gibt die Polizei Details ihrer Ermittlungen preis, kann das den Tätern in die Hände spielen.

Da fühlt man sich wehrlos.
Geschäftsfrau der Langemarkstraße

So viel ist derzeit bekannt: Die Gruppe, mittlerweile unter dem Namen „Gang 46“ bekannt, besteht aus jungen Mitgliedern, die Polizei spricht von einem „jugendlichen Altersspektrum“. Zu den Tatvorwürfen zählen Ladendiebstähle, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen. Die meisten Verdächtigen sind der Polizei bekannt, etliche Strafverfahren laufen bereits gegen sie. Die Langemarkstraße liegt nach Beobachtung der Polizei tatsächlich im Fokus der Bande. Aber auch an der Concordiastraße und im Stadtteil Osterfeld sind die Mitglieder unterwegs, erklärt der Polizeisprecher weiter.

Jugendbande in Oberhausen: Geschäftsfrauen wehren sich

An der Langemarkstraße verbreitet die Bande derart viel Schrecken, dass sich gleich mehrere Geschäftsfrauen kürzlich für ein Selbstbehauptungstraining der Polizei angemeldet haben. „Es gab hier schon immer Diebstahl, das hat nicht erst jetzt angefangen“, erzählt eine Betroffene. „Aber erst seit einem Jahr sind Gruppen und besonders diese Gang 46 hier unterwegs und da fühlt man sich wehrlos.“ Im Kurs berichteten sie von den Erfahrungen, die sie machen: von den Einschüchterungsversuchen, dem mulmigen Gefühl, mit dem viele morgens ihr Geschäft öffnen, von der großen Sorge, dass Kunden aus Angst vor den gewaltbereiten Jugendlichen wegbleiben.

„Wir sind auch durch unseren örtlichen Bezirksdienst im stetigen Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort“, heißt es von der Polizei. Auf die Frage, was sie konkret unternimmt, um die Geschäftsleute in der City, in Lirich und Osterfeld besser zu schützen, antwortet ihr Sprecher aus oben genannten Gründen ausweichend: „Die Polizei schöpft alle Mittel aus, um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in Oberhausen zu gewährleisten“.

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