Oberhausen. Eine Jugendbande sorgt in Oberhausen bei Anwohnern für Schrecken. Händlerinnen übten sich jüngst in Selbstbehauptung. Das raten Expertinnen.

Sie werden bespuckt, bedroht und beklaut. Eine Jugendbande versetzt Anwohner und Händler in der Oberhausener Innenstadt in Angst und Schrecken. Doch einer Gruppe Geschäftsfrauen der Langemarkstraße reicht‘s. Sie übten sich jetzt in Selbstbehauptung und nutzten dafür ein Angebot der Kriminalpräventionsstelle an der Marktstraße in Oberhausen. Ziel des dort angebotenen Kurses: Kompetenzen zur gewaltfreien Abwehr von möglichen Gefahren aufbauen.

Geleitet wurde das jüngste Selbstsicherheitstraining von den Kriminalhauptkommissarinnen Sandra Hut und Jenny Verhoefen, Sandra Hut bietet das Training auch an Schulen an. Das sind die Tipps der beiden Expertinnen:

Grundlagentipps zur gewaltfreien Abwehr möglicher Gefahren

Täter suchen Opfer, keine Gegner

Gerade Frauen machen sich in Alltagssituationen oft klein: Der Blick richtet sich zum Boden, die Beine sind zusammengeschlagen und es wird in den Haaren oder am Handy gespielt. Genau dieses Verhalten erregt häufig die Aufmerksamkeit möglicher Täter - Denn Täter suchen Opfer, keine Gegner. Deshalb empfiehlt Sandra Hut, dass Frauen, sobald sie merken, dass eine Situation Nervosität auslöst: „Sofort mit der Körpersprache reagieren.“ Konkret heißt das: Einen sicheren Stand zu suchen, eine aufrechte Haltung zu haben und durch den Blick aufmerksam und selbstbewusst zu wirken. Generell gilt es, sein Umfeld immer im Auge zu behalten und aufmerksam zu sein. Auch unscheinbare Dinge können die eigene Aufmerksamkeit zu sehr einschränken, zum Beispiel Kopfhörer auf beiden Ohren zu tragen, deshalb wird empfohlen lieber auf einen Kopfhörer zu verzichten.

Die Kriminalpräventionsstelle an der Marktstraße bietet Frauenselbstsicherheitstrainings an.
Die Kriminalpräventionsstelle an der Marktstraße bietet Frauenselbstsicherheitstrainings an. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Schützt das Ei!

Jeder Mensch hat ganz individuell ein eigenes Maß, wie nah eine fremde Person an einen herantreten darf. Grundsätzlich wird empfohlen, wie aus Coronazeiten bekannt den Abstand von 1,5 Armlängen nach vorne und hinten zu wahren. Kommt eine fremde Person zu nah, verliert man schnell den Überblick und kann die Hände des Gegenübers nicht im Blick behalten. Deshalb kann man sich als Hilfe gedanklich ein Ei um den eigenen Körper malen, das Ei sollte immer beschützt werden. Sollte eine Person versuchen, diesen Bereich zu betreten, rät Sandra Hut zum Handeln. Dazu zählt: Ein böser Blick, nicht rückwärts gehen und mit dem Arm deutlich machen, dass das Gegenüber nicht näher kommen darf. Täter seien laut Verhoefen bereits schnell abgeschreckt, wenn ein potenzielles Opfer anders reagiert als erwartet.

Seien Sie vorbereitet

Oft berichten Opfer von einem Blackout in der Gefahrensituation, der Schock ließe sie handlungsunfähig werden und die Stimme sei nicht zu finden. Auch in dem Kurs berichten mehrere Frauen von diesen Erfahrungen: „Ich habe es noch nicht einmal geschafft, hinterher direkt die Polizei zu rufen.“ Um das zu vermeiden, kann es helfen, sich einen „Kopfplan“ zu machen: Stellen Sie sich im Kopf immer wieder mögliche Angstsituationen vor, spielen Sie diese mental durch und überlegen sich, wie sie reagieren könnten. Das Üben im Kopf kann in einer Stresssituation für Sicherheit sorgen. Waffen zum Selbstschutz bei sich zu tragen, wird dagegen nicht empfohlen. Wer eine Waffe bei sich trägt, geht das Risiko ein, dass die Waffe entwendet und gegen einen selbst eingesetzt wird.

Reagieren, wenn andere in Not sind

Sollten sie eine andere Person in einer Notsituation sehen, ist es wichtig nicht wegzuschauen. Aber man sollte sich nie selbst in Gefahr bringen und vorher die Rahmenbedingungen abwiegen: Wie gewaltbereit wirkt der Täter, kann ein Sicherheitsabstand eingehalten werden und könnten noch andere Personen mit einschreiten? Grundsätzlich sollte man die Gefahr einer solchen Situation vermeiden. Um das Opfer nicht allein zu lassen, sollte man sofort Hilfe holen, das heißt, die Polizei zu verständigen und sich selbst als Zeuge zur Verfügung zu stellen.

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