Oberhausen. Begraben werden mit dem geliebten Haustier? In Oberhausen sollen Tierbesitzer dieses Angebot eines Gemeinschaftsgrabes womöglich bald erhalten.
- Für einige Tierbesitzer geht die Liebe zum Haustier so weit, dass sie auch nach dem Tod mit Hund oder Katze vereint bleiben möchten
- Oberhausen denkt nun darüber nach, den Menschen genau das zu ermöglichen
- Die Friedhofssatzung der Stadt steht allgemein auf dem Prüfstand
Wer Chef, wer Chefin des jungen Eigenbetriebs SBO der Stadt Oberhausen wird, weiß, dass man ein Sammelsurium an Aufgaben schultern muss. Sammelsurium? Das ist sicherlich ein zu despektierliches Wort für eine Fülle und Vielfalt an Arbeiten, die sehr gut erledigt werden müssen, damit die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger in Oberhausen steigt.
Die Servicebetriebe Oberhausen (SBO), hervorgegangen aus der 100-Prozent-Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM), kümmern sich um alle Schwimmbäder der Stadt, um die städtischen Friedhöfe, die Schul- und Bürogebäude, das Tiergehege im Kaisergarten, die Begrünung der Seitenstreifen an Straßen, um die Wälder, die Parks, die Verschönerung der Baumscheiben, um die Sportplätze und um den Erhalt der Spielplätze für Kinder.
Neue SBO-Führung: Tannert und Reeh ersetzen Kußel und Kalthoff
Die SBO haben nun zwei neue Betriebsleiter, die mit frischem Wind ihre Verantwortung anders bewältigen werden als ihre Vorgänger. Anke Tannert, 57-jährige Mülheimer Diplom-Kauffrau mit vorheriger Banklehre bei der Oberhausener KKH (heute Targobank), ersetzt Andreas Kußel als kaufmännische Geschäftsführerin. Kußel konzentriert sich jetzt auf seinen Geschäftsführer-Posten bei den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO).
Florian Reeh wiederum, 48-jähriger Bauingenieur aus Haan, übernahm die Technische Betriebsleitung von Horst Kalthoff, der nun im Ruhestand ist. Kalthoff bleibt den Bürgern vor allem auch aus seiner Zeit als OGM-Geschäftsführer in nachhaltiger Erinnerung, weil er viele wichtige Bauprojekte zu verantworten hatte, wie das Jobcenter mit Dachgarten in der Innenstadt, die Bäder-Neubauten, den Bau des Technischen Rathauses und zahlreicher Schulen wie Kitas. Kalthoff prägte somit in seiner langen Amtszeit einen Teil der sichtbaren Stadt.
Es ist nicht zu erwarten, dass die SBO bei Neubauten in Zukunft eine ähnlich wichtige Rolle spielen wird wie die frühere OGM. Denn Ende 2021 hatte der Rat beschlossen, eine Stadtentwicklungsgesellschaft zu gründen, in der alle städtischen Immobilien vereint werden. So oder so haben Reeh und Tannert angesichts der sonstigen Aufgabenfülle natürlich alle Hände voll zu tun - und müssen sich auch heiklen Themen widmen.
Denn die 570 SBO-Beschäftigten arbeiten in sensiblen Bereichen, die alle Bürger erleben: Ob da irgendwo Müll in Drecksecken herumliegt, zu viele oder zu wenige Bäume gefällt werden, der Eichenprozessionsspinner mit zu viel Gift oder gar nicht beseitigt wird, der Sand auf den Spielplätzen nicht häufig genug ausgetauscht wird oder die städtische Friedhofsordnung zu streng oder zu lax ist - Bürger diskutieren häufig über die Leistung des Eigenbetriebs. „Hier prallen viele Interessen aufeinander“, meint der zweifache Familienvater Florian Reeh. „Deshalb ist es entscheidend, die Bürger bei Projekten mitzunehmen, mit ihnen über Gründe für Maßnahmen zu diskutieren. Wenn man Bürger einbindet, dann gelingen Projekte auch.“
Oberhausen erneuert die Friedhofsordnung: Neue Bestattungsformen möglich
Als eine der ersten Amtshandlungen beugt sich Reeh über die Reform der Friedhofssatzung. Sie gilt in der Stadtverwaltung als erneuerungsbedürftig, da sich die Wünsche nach anderen Bestattungsformen häufen, die Oberhausener Friedhofssatzung diese aber bisher nicht erlaubt. „Es gibt immer weniger Erdbestattungen, immer mehr Menschen wünschen sich eine Urnenbestattung. Dadurch sind so große Friedhofsflächen nicht mehr notwendig. Wir müssen überlegen, wie wir diese künftig nutzen.“ Stille Parks seien als Erholungsgebiet gut denkbar, aber langfristig sei auch die Ausweisung als grünes Areal für Ein- und Zweifamilienhäuser möglich.
Reeh zeigt sich im Gespräch mit der Redaktion offen für ungewöhnliche Bestattungsformen. Bisher ist nur in wenigen deutschen Städten die gemeinsame Bestattung des Menschen mit seinem geliebten Haustier erlaubt: Die rheinland-pfälzische Gemeinde Dachsenhausen rühmt sich damit, als bundesweit erster Friedhof dieses Angebot für Tierliebhaber unter dem Titel „Unser Hafen“ gemacht zu haben. „Warum sollen wir das hier in Oberhausen nicht ermöglichen? Auch eine Bestattung unter ausgesuchten Bäumen könnte verwirklicht werden“, meint Reeh. Am Ende entscheidet darüber allerdings der Rat.
Erfahrungen sammelte der Bauingenieur an verschiedenen Stationen: Braunkohle-Infrastruktur in Köln bei der RWE AG, Kreisverwaltung Mettmann, Mobilitäts- und Verkehrsfachmann für die Stadt Düsseldorf und die Stadt Hagen. So sehr er die „total motivierten Teams“ bei der SBO lobt, so erkennt er auch, dass man die SBO-Abläufe und -Schnittstellenprobleme im Schul- und Grünbereich durchaus verbessern kann.
Seine Kollegin Anke Tannert wiederum, früher schon in der Verwaltung der Uni Düsseldorf und der Stadt Mülheim beschäftigt, will die Digitalisierung der Arbeitsabläufe vorantreiben - und den SBO-Beschäftigten mehr Flexibilität ermöglichen, etwa durch Home-Office-Tage. „Wir möchten eine gute Arbeitswelt schaffen, um gute Leute für die Stadt zu gewinnen.“ Dass die SBO-Beschäftigten auch eine hohe Frusttoleranz aufweisen müssen, ahnt Tannert. „Es liegt an den Aufgaben: Es ist schwer, es allen Bürgern recht zu machen, aber wir versuchen, den Teams Wertschätzung zu geben - und es gibt auch sehr viele positive Reaktionen zur Arbeit der SBO aus der Bevölkerung.“