Oberhausen. Der Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur soll nun auch in Oberhausen voranschreiten. Die Tarife der Anbieter bieten im ersten Halbjahr Rabatte.
Ob Streamingdienste, Videokonferenzen, virtuelle Welten und PC-Spiele: Das alles funktioniert auf Dauer nur mit schnellem und leistungsfähigem Internet. Kupfer- und Koaxialkabel, die derzeit noch weitestgehend den Datentransport gewährleisten, reichen dazu nicht mehr aus. Die passende Technik bieten vielmehr Glasfaserkabel, mit denen aber erst 16 Prozent des Stadtgebiets ausgestattet sind. 100 Prozent will Oberhausen bis 2030 erreicht haben. Man kann das Ziel sportlich nennen.
Der Ausbau liegt nämlich nicht in der Hand der Stadt selbst, sie ist vielmehr im Wesentlichen auf Telekommunikationsfirmen wie die Telekom oder Westconnect, Tochter des Energieriesen Eon, angewiesen. Solche Anbieter entscheiden in Eigenregie, welche Gebiete sie zu welchen Zeitpunkten mit Glasfaser versorgen wollen.
Stadt Oberhausen will mehrfache Buddelei für mehrere Glasfaserkabel vermeiden
Ganz machtlos ist man im Rathaus aber dennoch nicht. „Wir bemühen uns um eine Absprache mit den Firmen, welche Pläne sie wann umsetzen wollen“, sagt Dezernent Ralf Güldenzopf. Ein Szenario möchte die Stadt auf jeden Fall vermeiden: Dass Anbieter nacheinander immer wieder dieselben Straßen aufreißen, um die Leitungen zu verbuddeln, was eine Zumutung für die Anwohner bedeuten würde. Theoretisch ist ein solches Vorgehen durchaus denkbar, weil das Gesetz keine Beschränkungen für die Anzahl der Anbieter vorsieht. In Essen kämpfen gleich drei Anbieter um Kunden, die einige Straßen mehrmals aufgraben möchten.
Um Mehrfachbelegungen möglichst zu vermeiden, verfährt die Stadt nach folgender Strategie, die sich am Beispiel der Telekom erklären lässt. Der magentafarbene Riese hat bereits Kabel für rund 21.000 Haushalte verlegt und plant für Osterfeld mit weiteren Kabeln rund 5500 neue Anschlüsse. Zuvor hat der Konzern die Bauprojekte beantragt, die Unterlagen eingereicht, um in den Straßen graben zu dürfen. Aus dem Rathaus erhält nun das Unternehmen ein Schreiben, das auch gegenüber Kunden die Genehmigung bescheinigt. Falls noch weitere Dienstleister am Horizont erscheinen, die ebenfalls Glasfaser in genau diesen Vierteln verlegen möchte, will die Stadt einen solchen Brief nicht mehr ausstellen.
Während die Telekom nun derzeit in der Innenstadt unterwegs ist, steht Westconnect für die Stadtteile Schmachtendorf und Klosterhardt in den Startlöchern. In diesen Tagen beginnt die „Vorvermarktung“, wie es heißt. Privathaushalte und Unternehmen können sich bis zum Jahresende entscheiden, ob sie einen Glasfaseranschluss haben möchten. Danach würden etwa 1500 Euro an Kosten anfallen.
Oberhausens Breitbandkoordinator Karsten Kupzick (55) ordnet ein solches Vorgehen ein: Beim Glasfaserausbau lassen sich drei Stufen unterscheiden. 1. Die jeweilige Firma legt die Kabel „nur“ bis zur Grundstücksgrenze. Will der Hauseigentümer dann später Glasfaser haben, muss er wahrscheinlich teuer das noch das fehlende Stück Leitung bis zum Haus und in die Räume legen lassen. 2. Das Unternehmen verlegt Glasfaser bis in das Gebäude, die Kabel in die jeweilige(n) Wohnung(en) folgen später. 3. Der Dienstleister liefert alles „all inklusive“: Dann sind auch Wohnräume mit Glasfaser ausgestattet.
Wie nun eine Firma verfährt und was sie Hauseigentümern und den Haushalten anbietet, obliegt jedem einzelnen Unternehmen selbst. Dazu gibt es keine Vorschriften.
Wie hoch sich die Quote der Kunden ausnimmt, die Glasfaser bis ins Haus oder in die Wohnung haben wollen, dazu gibt es keine verlässlichen Zahlen. Mal ist von nur geringen zehn Prozent die Rede, dann auch wieder von 40 Prozent. Gleichwohl sieht die gesamte Branche in der Glasfaser die Lösung für die Zukunft, da auch Privathaushalte immer mehr Daten transportieren müssen.
Wann weitere Stadtviertel Glasfaser bekommen, dazu können Güldenzopf und Kupczik wenig konkret werden. Die Pläne unterliegen dem Datenschutz. Eine Nachfrage bei einigen Anbietern brachte indes auch wenig Licht ins Dunkel. Entweder hielten sie sich mit Detailinfos zurück oder gaben erst gar keine Antwort. Bis 2026 will Oberhausen jedenfalls 70 Prozent des Stadtgebiets mit Glasfaser versorgt haben.
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Dringenden Handlungsbedarf sah die Stadt schon bei 300 Haushalten in Oberhausen, die mit einem extrem lahmen Internet leben mussten. Die Kupferkabel hatten solch geringe Kapazitäten, dass ein Herunterladen auch geringster Datenmengen ewig dauerte, Videokonferenzen waren überhaupt nicht drin. Für solche „weißen Flecken“ gibt es Förderprogramme, die Oberhausen in Anspruch genommen hat. Den Auftrag hat die Firma Epcan aus Vreden übernommen, die die kreuz und quer in der Stadt verteilten Häuser mit Glasfaser ausgestattet hat. Das Unternehmen will in einem nächsten Schritt auch noch rund 500 Haushalte in Dellerheide und Waldhuck versorgen.
Ein weiteres Sorgenkind sind die Oberhausener Gewerbegebiete. „Gerade Unternehmen sind auf ein schnelles Netz angewiesen“, hebt Güldenzopf hervor. Zudem weiß die Stadt inzwischen von 800 weiteren Gebäude, wo es erhebliche Schwierigkeiten mit dem Internet gibt und Abhilfe dringend erforderlich erscheint. Fördergelder, um in allen diesen Fällen mit Glasfasern zu helfen, stehen bereit. Gesucht wird nur noch eine Firma, die es umsetzt.
Wenn nun ein Haus einen Glasfaseranschluss bekommen hat, sind Besitzer oder Mieter nicht zwingend an das jeweilige Unternehmen gebunden, um ihre Internetdienste zu erhalten. Falls andere Anbieter sich in Oberhausen tummeln möchten, will es der Gesetzgeber, dass Telekom & Co. ihnen die Leitungen zur Verfügung stellen.
Mit großer Spannung schauen die Kunden natürlich auf die Preise, die sie für die Nutzung der Glasfaser-Anschlüsse zahlen müssen. Ein Sprecher der Telekom erklärte, dass die Tarife für die Internetdienstleistung pro Monat ähnlich hoch ausfallen werden wie die bisherigen Anschlüsse über Kupferkabel. Danach kostet der Anschluss pro Monat bei Geschwindigkeiten von 50/100 oder 250 MBit/s 19,95 Euro – zumindest anfangs in den ersten sechs Monaten als Lockangebot mit großem Rabatt.
Danach verlangt die Telekom allerdings bei 100 MBit/s rund 48 Euro im Monat, bei 250 MBit/s rund 55 Euro und bei 500 Mbit/s rund 60 Euro.
Das Unternehmen Epcan hatte drei seiner Projekte davon abhängig gemacht, ob mindestens 40 Prozent der Bürger einen Glasfaseranschluss haben wollten. In Dellerheide und Waldhuck kam die Quote zustande, im Gebiet Brink allerdings nicht. Dort wird die Firma jetzt kein Glasfaser verlegen.
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