oBERHAUSEN. . Ralf Güldenzopf heißt der neue Mann im Dezernenten-Team der Stadt Oberhausen. Der 40-jährige Politologe soll die Stadt-Strategie entwickeln.

  • Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) sah einen Mangel an Zukunftskonzepten für die Stadt
  • Parteifreund und Politologe Ralf Güldenzopf soll die Strategie für Oberhausen 2030 entwickeln
  • Das Dezernat für strategische Planung ist nach Angaben der Stadt bundesweit einzigartig

Auf Bürgerversammlungen und in den Ausschüssen hält er sich bisher bescheiden-höflich zurück – und fällt als neues Gesicht in der Schar der Stadtvertreter doch auf: Nicht unbedingt wegen seines hipster-typischen Vollbarts, in Berlin quasi Pflicht, sondern wegen seiner Körpergröße von 1,95 Metern. Ralf Güldenzopf heißt der neue Mann in der Dezernenten-Riege der Stadt Oberhausen, den Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) als Vertrauten und Parteifreund von der Konrad-Adenauer-Stiftung aus der Bundeshauptstadt abwarb.

Nicht so rotzig wie die Berliner

Der 40-jährige Politiker fungiert seit 1. September als Dezernent für strategische Planung – und soll auf diesem bundesweit einzigartigen Posten mit anderen Fachleuten im Rathaus, mit Gutachtern und mit Bürgern Konzepte schmieden, wie Oberhausen 2030 aussehen soll.

Der Mann für die Zukunft dieser Stadt ist schon mit seiner Familie von Schöneberg in eine Wohnung ins Oberhausener Marienviertel gezogen. Und erlebte mit seiner Frau und seiner siebenjährigen Tochter gleich ein Stück herzliche Gastfreundschaft à la Oberhausen: „Herzlich Willkommen, Berliner“, riefen Müllarbeiter bei der Tonnenleerung den Neubürgern zu, als der Umzugswagen mit dem B-Kennzeichen vor der Tür stand.

Ralf Güldenzopf im Flur des Oberhausener Rathauses. Er ist der neue Dezernent für Strategische Planung bei der Stadt Oberhausen.
Ralf Güldenzopf im Flur des Oberhausener Rathauses. Er ist der neue Dezernent für Strategische Planung bei der Stadt Oberhausen. © Jörg Schimmel

Güldenzopf ist 1977 in dem nach der Wende mit 20 Prozent Arbeitslosigkeit geschlagenen thüringischen Nordhausen geboren: „Strukturwandel ist für mich nichts Unbekanntes“, versichert er denn auch – und mit dem Ruhrgebiet hatte er über die Familie seiner Frau auch schon Kontakt. „Ich habe aber eher eine romantische Vorstellung vom Leben hier: Ein starker Zusammenhalt, offene ehrliche Direktheit, ohne rotzig zu sein wie die Berliner.“

Politik beobachtet und berät er seit vielen Jahren gerne, Politiker selbst wollte er nie sein. „Ich stehe lieber in der zweiten Reihe.“ Er wolle sich nicht verstellen müssen, sich überall beliebt machen wie es oft von Politikern verlangt wird.

Güldenzopf macht keinen Hehl daraus, dass seine Freunde sich zunächst über seinen Wegzug nach Oberhausen wunderten – mittlerweile aber nicht mehr. „Für mich ist das eine Herausforderung und Chance: Ich habe das Gefühl, dass viele hier die Stadt nach vorne bringen wollen. Es gibt hier ein Zeitfenster, in dem man was erreichen kann. Hier will niemand weitere fünf oder zehn Jahre verschenken.“

Kein Sprungbrett irgendwo anders hin

Wie überzeugt Güldenzopf von seiner neuen Aufgabe ist, kann man daran sehen, dass für ihn eine Pendelei zu seiner Familie nach Berlin gar nicht erst in Frage kam – noch nicht einmal eine monatelange Schnupperphase als Kundschafter. „Ich meine es ernst, mir geht es um was, das hier ist für mich kein Sprungbrett irgendwo anders hin. Ein Pokerspieler würde sagen, er ist All-in“, sagt er – und wiegelt dann ein wenig ab: „Aber ich bin ja auch nicht John Wayne, der im Westen sein Abenteuer sucht.“

Auf seiner Erkundungstour nach freien Wohnungen hat der Dezernent seine neue Heimat ein wenig kennengelernt. Er betrachtet Oberhausen als eine Stadt mit Ecken und Kanten, die viele Schönheiten, viel Lebens- und Liebenswertes hat. Eine Stadt der kurzen Wege, in der man mit seiner Familie ein wohliges Zuhause schaffen kann.

Fast zwei Meter groß

Wer fast zwei Meter groß ist, spielt oft Basket- oder Volleyball. Tatsächlich hat Güldenzopf jahrelang auf Halbprofi-Niveau Volleybälle übers Netz geschlagen, sich in den USA als Basketballer versucht. Hier joggt er am Kanal – und begeistert sich über die industriegeschichtlichen Wahrzeichen.

Im Rathaus lernt er jetzt erst einmal seine vielen Kollegen kennen. „Ich werde freundlich und offen empfangen. Viele haben klare Vorstellungen davon, wo es hakt. Ich spüre einen Hunger nach dem nächsten Schritt.“ Im normalen Alltag habe eine recht knapp besetzte Stadtverwaltung angesichts zahlreicher akuter Probleme normalerweise keine Chance, Denkräume zu finden, um zu klären: „Wo wollen wir hin? Welche Aufgaben kann man weglassen? Worauf sollen wir uns konzentrieren?“

Er will mit immer wieder frisch zusammengesetzten Teams „Top-Konzepte“ entwickeln, um dann bereit zu sein, wenn die EU neue Fördertöpfe auflegt oder Investoren anklopfen. Seine Stoßrichtung: „Wir müssen wie ein Surfer auf die Welle kommen.“

>>>Zuletzt Stiftungsleiter Politische Kommunikation

Ralf Güldenzopf (40) studierte Politik, Psychologie und Wirtschaftswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena (Abschluss M.A. Politikwissenschaft). Er studierte und forschte mehrmals in den USA, in Virginia und Minnesota.

Einen Namen machte sich Güldenzopf in Thüringen als Politikberater einer eigens gegründeten Agentur „blueberry consulting“. Er arbeitete 2013 bis 2014 als Referent für politische Planung in der thüringischen Staatskanzlei unter Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU). Schwerpunktthema: Verwaltungsmodernisierung.

Zuletzt leitete er die Abteilung „Politische Kommunikation“ der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Güldenzopf spürte dabei recht früh auch im Ausland den Ursachen für die Wahlerfolge von Rechtspopulisten wie Geert Wilders in Holland und Marine Le Pen in Frankreich nach.