Oberhausen. Kultur kann Innenstädte retten. Die Oberhausener SPD sieht überraschend gute Chancen, im zweiten Anlauf ein Kino im Europahaus wiederzubeleben.
Im komplexen Hin und Her um das denkmalgeschützte Europahaus können manche Dinge richtig schnell gehen. Christine Vogt jedenfalls ist zuversichtlich, dass die Artothek – Motto „Bilder leihen wie Bücher!“ – noch in diesem Jahr aus ihren beengten Räumen im „kleinen Schloss“ in die Mitte von Oberhausens alter Mitte umziehen kann. „Mit der Artothek ist die Ludwiggalerie dann in der Stadt“, freut sich die Direktorin der Ludwiggalerie und sieht im Umzug „ein Fenster für uns“. Ateliers sollen in den Leerständen im Parterre der Großimmobilie dazukommen. Das freut auch die Aktiven der Galerie KiR: „Gemeinsam beleben wir die Elsässer Straße“, meint hoffnungsvoll Winfried Baar, der Vorsitzende der Künstlergalerie.
Schaufenster für die Kunst statt Leerstände – aber da war doch noch mehr möglich im 1955 bis ‘57 erbauten Werk von Hans Schwippert (1899 bis 1973), des bedeutenden Nachkriegsarchitekten, der auch das Bonner Bundeskanzleramt im Palais Schaumburg (1950) und das erste Wohnhochhaus im Berliner Hansaviertel (1957) gestaltete.
Doch das bedeutendste Kleinod macht sich von der Elsässer Straße aus nicht als Leerstand bemerkbar: Schließlich ist das Foyer des historischen „Europapalastes“ seit Jahren das belebte Café „Transatlantik“. In der Frühzeit der Internationalen Kurzfilmtage strömten bis zu 1200 Besucher in das mit einer mondänen Showtreppe auftrumpfende Kino – schräg gegenüber dem heute noch existierenden Kino „Lichtburg“.
„Das Thema ist für uns nicht vergessen und nicht erledigt“, betont Manfred Flore. Der Bürgermeister und erfahrene SPD-Kulturpolitiker meint das Debakel um die geplatzte öffentliche Förderung für eine zeitgemäße Restaurierung des einstigen Filmpalastes und seine Umwandlung in einen innerstädtischen Mehrzwecksaal für rund 200 Besucher. Vor inzwischen zwei Jahren war die Enttäuschung und Empörung im Kulturausschuss groß, als die Fraktionen vom doppelten Debakel erfahren mussten.
Vertrackte Gemengelage beim Europahaus
Zum einen verteuerte vor allem die fällige Schadstoffsanierung das Projekt auf (damals geschätzte) insgesamt 4,7 Millionen Euro. Zum anderen waren wichtige Förderfristen nicht mehr einzuhalten gewesen; die Stadt hätte das Millionenprojekt aus dem umfassenden „Brückenschlag“-Programm also selbst finanzieren müssen.
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„Es ist eine Frage des Wollens“, meint Manfred Flore, der sehr wohl um die vertrackte Gemengelage beim Europahaus weiß – auch aus Gesprächen mit den Mietern, die viel dringendere Bedarfe für ihre kleinen Wohnungen sehen. Der neue Eigentümer, das Immobilienunternehmen W&L AG aus Bad Soden am Taunus, hatte angekündigt, das Europahaus bis Sommer nächsten Jahres zu sanieren. Anders als die Vorbesitzer zeigen sich die hessischen Eigentümer zugänglicher. SPD-Politiker Flore hörte allerdings von Mietern: „Das ist viel Show.“
Eine hohe Hürde für die vor zwei Jahren vorerst geplatzten Kino-Pläne sei der Umstand, „dass die Stadt in ein Gebäude investiert, das ihr nicht gehört“. Sozialdemokraten und Linke hatten schon den Kauf des Europahauses aufs Tapet gebracht – und dessen Eignung für ein Mehrgenerationenhaus prüfen lassen. Aber muss es gleich das ganze Europahaus sein? Der von der Straße aus „unsichtbare“ Kinosaal könnte sich doch „als kleine Lösung“, so Manfred Flore, auch gesondert erwerben lassen. „Die Verwaltung muss einen Plan B entwickeln.“
Bewegung in die leidigen Leerstände
Wenn schon am anderen Ende des markanten Baudenkmals, zum Friedensplatz hin, endlich Bewegung in die leidigen Leerstände kommt, sollte die bereits vom Oberhausener Büro Funke Popal Storm skizzierte Vision eines runderneuerten Kinosaals nicht vergessen werden: „Wir schreiben das Projekt in keinem Fall ab“, sagt der 72-jährige SPD-Bürgermeister.