Oberhausen. Kulturpolitiker Manfred Flore spricht von einem „Hilferuf“: Im Millionenprojekt „Brückenschlag“ könnte die Verwaltung Fördergelder liegen lassen.

Von einem „Hilferuf“ spricht Manfred Flore, der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion in Oberhausen. Und seine Parteifreundin Christiane Gerster-Schmidt hat aus dem „Brückenschlag“-Beirat einige beunruhigende Beispiele parat: „Es passiert viel zu wenig“ – und das bei einem Förderprogramm, das für Lirich und Oberhausens alte Mitte rund 40 Millionen Euro locker machen sollte.

Industriemuseum nutzt die Brückenschlag-Gelder

Im Gegensatz zu den städtischen Projekten schreitet die ebenfalls „Brückenschlag“-geförderte Umgestaltung des LVR-Industriemuseums in der Zinkfabrik Altenberg voran. Fast hundert interessierte Besucher ließen sich am vergangenen Wochenende unter dem Motto „Brücken schlagen“ in der E-Zentrale an der Hansastraße 20 über die Neuausrichtung des Museums informieren.

Der Rückbau der alten Dauerausstellung ist dort mittlerweile abgeschlossen. 2022, zwei Jahre später als anfangs vorgesehen, will das Museum wieder eröffnen.

Man müsste nur mal den Begriff „Brückenschlag Oberhausen“ googeln: Die ausführlichste Darstellung bietet eine Seite der Geschäftsstelle des Städtenetzes Soziale Stadt NRW – erstellt im Essener Rathaus. Die Webseite brueckenschlag-ob.de hat nicht mehr zu bieten als den dürren Satz: „Hier entsteht die Internetpräsenz des Stadtteilmanagements Brückenschlag“ – für Gerster-Schmidt und Flore ein bedenkliches Indiz. „Drei Leute sind im Rathaus zuständig und offensichtlich überfordert“, meint die SPD-Sprecherin in der Alt-Oberhausener Bezirksvertretung.

Verwaltung lässt sich im Brückenschlag-Beirat nicht mehr blicken

Im Brückenschlag-Beirat erlebte Gerster-Schmidt schon Sitzungen ganz ohne Teilnehmer aus der Verwaltung: „Das darf es nicht sein.“ Auch das Brückenschlag-Stadtteilbüro an der Marktstraße 97 sei nur noch unzuverlässig besetzt.

Förderung verpatzt: Bei der möglichen Umgestaltung des Altenberger Parks – hier die empfohlene Simulation – hatte die Verwaltung die Antragsfrist verbummelt.
Förderung verpatzt: Bei der möglichen Umgestaltung des Altenberger Parks – hier die empfohlene Simulation – hatte die Verwaltung die Antragsfrist verbummelt. © Atelier Wnuczak / Stark

Ärgerlich – aber Manfred Flore fürchtet um weit größere Kulturprojekte, sollte das Rathaus – wie bei der Aufwertung des Altenberger Parks bereits geschehen – wieder wichtige Förderfristen versäumen. Da ist im Zentrum Altenberg der Umbau der bisher exklusiv vom Verein für aktuelle Kunst bespielten Halle zu einem „Multifunktionsraum“, den nicht nur das Soziokulturelle Zentrum sehnlichst erwartet. Da ist, wenige Schritte entfernt, der vor sich hin rottende Museumsbahnsteig im Hauptbahnhof. „Es passiert nichts“, rügt Flore, „wir hören nichts“.

Idealer Standort für ein kommunales Kino

Am einstigen Kino „Europapalast“ – verborgen hinter dem heutigen „Café Transatlantik“ – „hängt mein Herz“, sagt der erfahrene Kulturpolitiker: Hier sei er sich sogar mit Lars Henrik Gass, dem Chef der Kurzfilmtage, „mal einig“: Dieser für Schauspiel wie Konzerte vielfältig nutzbare Saal sei auch der ideale Standort für ein kommunales Kino – umfassende Sanierung und technische Ausstattung vorausgesetzt. Skeptisch sieht Flore allerdings den privaten Besitzer des Europahauses: „Die Verträge müssten so gestrickt sein, dass an alles gedacht ist.“

Erwartungsvoll stellt sich Manfred Flore (re.) schon vor vier Jahren mit Holger Füngerlings (li.) und weiteren Aktiven des Soziokulturellen Zentrums vor die Halle des VfaKR: Geschehen ist dort seitdem – nichts.
Erwartungsvoll stellt sich Manfred Flore (re.) schon vor vier Jahren mit Holger Füngerlings (li.) und weiteren Aktiven des Soziokulturellen Zentrums vor die Halle des VfaKR: Geschehen ist dort seitdem – nichts. © FUNKE Foto Services | Tom Thöne

Die Sorge um die großen Kulturprojekte vertieft Christiane Gerster-Schmidt noch mit ihrer Aufzählung von Misslichkeiten im Kleinen: „Beim Antrag für einen Schulgarten neben der Villa der Kurzfilmtage ist Einiges schiefgelaufen.“ Das für das Stadtteilbüro zuständige Team aus Dortmund zeige immer schütterere Präsenz. „Ihr habt im Beirat das Recht, die Stimme zu erheben“, assistiert Manfred Flore.

„Wir haben Sorge, dass uns Mittel verloren gehen“

Beide Sozialdemokraten betonen den politischen Konsens in Sachen Brückenschlag: „Aber wir haben wirklich Sorge, dass uns Mittel verloren gehen.“ Ihre Fraktion verlangt nun von der Verwaltung einen Zwischenbericht, beantragt für die nächste Sitzung des Kulturausschusses am Dienstag, 31. März.