Oberhausen. Einst war es das schönste Kino in Oberhausen: Was aus der Europapalast-Ruine werden soll, hat Architektin Lena Kopal im Kulturausschuss verraten.

Elegant geschwungene Showtreppen kennt man aus dem Hollywood der Swing-Ära, vielleicht noch von manchen früheren TV-Revuen, als sich die Sendeanstalten noch das eine oder andere Fernsehballett leisteten. Doch in Oberhausen? Lena Kopal spricht es zwar zögerlich aus, doch der glamouröse Begriff ist ihr nicht zu groß für den heute als Quasi-Ruine verrammelten Europapalast.

Die Architektin und Co-Geschäftsführerin des Büros „Funke Popal Storm“ war mit wenigen Schritten von ihrem Schreibtisch im Rathaus, um dem Kulturausschuss über die Zukunft von Oberhausens einstmals „schönstem Kino“ zu berichten. So erinnerte sich jedenfalls SPD-Kulturpolitiker Manfred Flore an das wie ein großes Tortenstück geschnittene Filmtheater, dessen einstiges Foyer mit der schicken Neonschrift heute als „Café Transatlantik“ bewirtschaftet wird.

Kinosaal gebaut „wie eine Schüssel“

Die doppelte Showtreppe ist noch da, jedoch teils zugestellt und unsichtbar hinter Rigipswänden. Für die Architektin ein typisches Indiz: „Das Haus ist nicht gut dokumentiert“, sagte Lena Popal. „Die Bestandsunterlagen sind wenig aufschlussreich.“ Die späteren Umbauten von bestenfalls provisorischer Qualität will sie rückgängig machen. Der alte Glanz soll wiederkehren – wenn auch nicht die einstige Kapazität von über 900 Kinobesuchern. Die neue Vielzwecknutzung – für die sich das Theater Oberhausen, die Internationalen Kurzfilmtage und die Volkshochschule miteinander arrangieren müssen – erlaubt maximal 199 Besucher: Eine größere Kapazität wäre heute mit weit höheren Auflagen verbunden.

30 Jahre Leerstand haben dem einstigen Filmpalast schwer zugesetzt – vor allem im Technikraum unter der Bühne.
30 Jahre Leerstand haben dem einstigen Filmpalast schwer zugesetzt – vor allem im Technikraum unter der Bühne. © FUNKE Foto Services | Tom Thöne

Für die Barrierefreiheit bedeutet der einstige Europapalast mit seinen vielen Höhen-Niveaus eine besondere Herausforderung, die nur mit einem neuen Aufzugschacht zu lösen ist. In den „wie eine Schüssel“, so Lena Popal, angelegten Kinosaal, will die Architektin „drei Plateaus“ einziehen, verbunden über je drei Stufen: Anders wäre eine variable Bestuhlung und Möblierung auch mit Tischen nicht möglich.

Skeptische Frage zum Schallschutz

Der Innenhof des Europahauses war einst der Ausgang nach den Kino-Vorstellungen. Den Platz beansprucht künftig ein Lastenaufzug, damit die Bühne auch fürs Theater und für Konzerte nutzbar wird. Und „besondere Auftrittsmöglichkeiten“, so die Architektin fast schwärmerisch, böte in Zukunft dann auch die wieder weit ausschwingende Showtreppe.

„Wenn Sie das hinkriegen“, staunte Manfred Flore, „haben Sie ein großes Werk geschafft“. Die architektonischen Besonderheiten des Baus – den die Stadt vom Eigentümer ZBI mit 20-jähriger Zweckbindung mietet – bedeuteten aber auch „besondere Herausforderungen“. Volker Köster, für die Linken im Kulturausschuss und zudem Technischer Leiter der Kurzfilmtage, blickte skeptisch auf die Lage des Projektionsraums – und fragte ebenso skeptisch nach dem Schallschutz für die Bewohner des Europahauses.

Finanziert? Fürs Theater gelöst, fürs Kino mit Fragezeichen

Besondere Herausforderungen sind auch bei der Finanzierung des Europapalast-Umbaus zu stemmen: Der Förderbescheid der Bezirksregierung lautet auf 2,5 Millionen Euro. Allerdings kündigte Stadtplaner Marcus Romanos dem Ausschuss Mehrkosten an: Die Schadstoffsanierung verteuere den Umbau ebenso wie Anforderungen zum Brandschutz, die sich aus der Hochhausverordnung ergeben. Er berichte laufend der Bezirksregierung, so Romanos.

Gesichert ist dagegen die Finanzierung der neuen Bühnentechnik für das Theater Oberhausen, deren veraltete Obermaschinerie nur noch mit Sondergenehmigungen betrieben werden durfte. Wie die Oberhausener Bundestagsabgeordneten so einmütig wie froh verkünden, hat der Bundestag aus seinem Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen“ 3,3 Millionen Euro für das Theater freigegeben.

Man habe dafür ein Fachbüro mit ins Team genommen, erklärte Lena Popal. Doch die Besucher werden den Saal ja nicht mehr über den Hof, sondern durchs Foyer verlassen (das auch nach dem Umbau zugleich Café bleibt). Zudem werde man nicht mehr en suite die „Rocky Horror Show“ spielen, auch keine Rock-Konzerte: „Wir müssen da Vorgaben machen.“ Wie sich die drei Nutzer des neuen Europapalastes dabei abstimmen, könnte fast so spannend werden wie das Umbau-Projekt selbst.