Oberhausen. Filmkunst und Bildende Kunst sind im Ausstellungsbetrieb längst eng verwoben. Ist das eine Sackgasse oder ein Ausweg für unangepasste Kurzfilmer?
Sind die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen reif fürs Museum? Nein, die Frage ist längst nicht so despektierlich gemeint, wie es sich anhören mag. Denn tatsächlich tummeln sich immer mehr Filmkünstler mit ihren Werken in Galerien und Museen. Längst gehören die meist kubischen Einbauten mit den spartanischen Bänken oder Hockern zum Standard-Mobiliar zeitgenössischer Ausstellungen.
Wobei die spannendsten Videokünstler auch nicht mehr das Tageslicht scheuen. Kreative Köpfe vom Format etwa eines Douglas Gordon wissen ganze Säle mit genial aufeinander abgestimmten Video-Wänden zu bespielen. Auch die aktuelle NRW-Preisträgerin Silke Schönfeld, in Oberhausen ausgezeichnet für eine geradezu „klassische“ und tief berührende Viertelstunde Dokumentarfilm, nutzt die Chancen des rührigen Ausstellungsbetriebs: Ihre Arbeit „Family Business“ inszenierten die Urbanen Künste Ruhr – und zwar in einem leerstehenden Schnellrestaurant.
Statt des Traums von der Cinemathek das Fließband der Traumfabrik
Wo können sich schon Kurzfilme präsentieren – außerhalb des in Europa noch recht reichlichen Festival-Zirkels? Eben. Kinos, selbst die meisten Programmkinos, zeigen Trailer der kommenden Attraktionen – und längst nicht mehr die Älteren noch bekannten „Vorfilme“. Cinematheken „à la française“, ein immer mal wieder beschworener Traum des Festivalleiters Lars Henrik Gass, sind genau das – ein Traum. Und um den im kulturell so wunderbar dezentralen Deutschland zu verwirklichen, müsste tatsächlich die Filmförderung von Grund auf umgestellt werden. Also keine Millionen mehr für schaurige Komödianten vom Schlage (der Kalauer ist beabsichtigt) Til Schweiger.
Doch man ahnt: die Wirklichkeit sieht anders aus. Ähnlich übrigens wie in der Popmusik mit ihren neuen Studiengängen, fördern und fordern auch die filmkünstlerischen Ausbildungen die schnittige Stromlinienform. Überraschungen gibt’s immer, doch ist zu erwarten, dass der neue, künftige „Sternenkrieger“ George Lucas es gar nicht erst mit widerborstigen Kurzfilmen versuchen wird, sondern sich gleich geschmeidig am Fließband der „Traumfabrik“ (mit Betonung auf Fabrik) einreiht.
Das Filmfestival ist schon ein bisschen Ausstellungsmacher
Was bedeutet es für die bald 70-jährige Tradition der Kurzfilmtage, wenn statt des Arthouse-Kinos mehr und mehr die Ausstellungshalle zum filmischen Spielplatz wird? Mit der alten Klempnerei im Zentrum Altenberg, sonst nur genutzt vom Verein für aktuelle Kunst, kann sich das Traditionsfestival schon ein bisschen als Ausstellungsmacher fühlen – spätestens seit 2017 und der prallen „Happyland“-Schau des kreativen Allrounders Khavn De La Cruz aus Manila. Prompt avancierten die Kurzfilmtage im selben Jahr zu einem der „coolsten“ Filmfestivals weltweit , jedenfalls im amerikanischen „Movie Maker“-Magazin.
Daran ließe sich doch weiterarbeiten, gemäß der T-Shirt-Definition von Coolness: „Berlin kann jeder – Oberhausen muss man wollen“.