Oberhausen. Schrittweise müssen Hauseigentümer in den nächsten Jahren ihre Heizöl- und Gasöfen austauschen. Ist die Fernwärme in Oberhausen eine Alternative?

  • Bisher nutzt nur jeder achte Oberhausener die Fernwärme.
  • Fernwärme unterliegt zwar ebenfalls der CO2-Steuer, gilt aber als deutlich umweltfreundlicher als die dezentrale Verbrennung von Gas und Heizöl in den Gebäudekellern.
  • Fernwärme-Leitungen transportieren ohne große Energieverluste warmes Wasser kilometerweit durchs Stadtgebiet. Das Wasser wird erhitzt durch die Abwärme von Müllverbrennungsanlagen, Industrie und Kraftwerken.

Seit Jahren schon wirbt die EVO (Energieversorgung Oberhausen) für Fernwärme. Rund 14 Prozent der heimischen Bevölkerung nutze sie inzwischen, sagt das Unternehmen und wünscht sich noch mehr Kunden. Doch ein solcher Umstieg wirft bei Hausbesitzern viele Fragen auf.

Was hat es mit der Fernwärme überhaupt auf sich?

Laut Aussage des Versorgers kommt bei dieser Energiegewinnung die ohnehin schon vorhandene Abwärme ganz unterschiedlicher Anlagen zum Tragen. Dazu gehören unter anderem die Müllverbrennungsanlage im Stadtgebiet, das Biomasse-Kraftwerk, aber auch Industriebetriebe und der Kraft-Wärme-Kopplung aus Erdgas. Der Anteil der Abwärme, der einzig und allein von Standorten mit erneuerbarer Energie stammt, liege bei 37 Prozent, so die EVO. Das Unternehmen betont, bei Fernwärme handele sich um klimafreundliche Energie, da man „Nebenprodukte“ bereits bestehender Industrie nutze.

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Kommen eigentlich alle Häuser in Oberhausen für Fernwärme in Betracht?

Einen Anschluss können zunächst einmal nur die Eigentümer beantragen und auch nur dann, wenn eine Fernwärmeleitung in der Nähe des Gebäudes liegt. Die jeweils über 200 Kilometer langen Vor- und Rücklaufleitungen bringen Wärme nach Alt-Oberhausen, Sterkrade. Osterfeld, Neue Mitte und Barmingholten. Die EVO prüft jeweils, ob die Voraussetzungen gegeben sind.
Der Antrag findet sich unter https://www.evo-energie.de/fernwaermeservice.

Über 200 Kilometer lang sind die Fernwärmeleitungen auf Oberhausener Stadtgebiet, hier zu sehen die Brücke zwischen Eisenhammer und Kaisergarten.
Über 200 Kilometer lang sind die Fernwärmeleitungen auf Oberhausener Stadtgebiet, hier zu sehen die Brücke zwischen Eisenhammer und Kaisergarten. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Sollen noch weitere Stadtteile hinzukommen?

Laut Angaben des Unternehmens ist eine „Verdichtung“ des Netzes vorgesehen. Der Ausbau werde ständig geprüft. Genaue Stadtbezirke nennt die EVO allerdings nicht. Derzeit liege das Verhältnis von Gas zu Fernwärme bei etwa 1:4. Das bedeutet: Rund 26.400 Gaslieferstellen (Ein- oder Mehrfamilienhäuser) stehen etwa 6800 Abnahmestellen gegenüber. Fernwärme kommt dadurch in 8000 Gebäuden zum Einsatz, meist handelt es sich um Mehrfamilienhäuser.

Wenn die EVO grünes Licht für einen Fernwärmeanschluss gibt, wie geht es dann weiter?

Das Unternehmen nimmt Rücksprache mit dem Kunden. Techniker tauschen Kessel und Brenner gegen eine kompakte Wärmestation aus. Die vorhandenen Heizkörper können in aller Regel bleiben. Der gesamte Einbau, der über die EVO läuft, könne in der Regel recht kurzfristig erfolgen und kostet rund 7500 Euro, Technik eingeschlossen, so das Unternehmen. Der Vertrag läuft zunächst über zwei Jahre und verlängert sich dann um jeweils ein Jahr - sofern nicht rechtzeitig – drei Monate vor Vertragsende – gekündigt wird.

Und was passiert bei einem abschlägigen Bescheid?

Falls das Gebäude in einem Stadtgebiet liegt, für das die EVO den Ausbau der Fernwärme schon konkret und absehbar plant, werde der Kunde darüber informiert und man überlege gemeinsam die weiteren Schritte. Ansonsten stehe das Unternehmen auch für Beratungen zur nachhaltigen Energieversorgung bereit, heißt es.

Wie hoch sind eigentlich die Energiekosten, die auf den Verbraucher zukommen, zumal die EVO den Tarif im vergangenen Jahr deutlich angehoben hat?

Nach Angaben des Unternehmens ergibt sich für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 11.250 Kilowattstunden ein Preis von rund 1500 Euro pro Jahr. Würde dieser Haushalt stattdessen mit Gas versorgt werden, würde er theoretisch bei vergleichsweiser Heizleistung aktuell rund 700 Euro mehr bezahlen.