Oberhausen. Die Preise für Gas und Strom steigen und steigen. Auch in Oberhausen. Zum 1. Oktober ziehen zudem die Preise für Fernwärme extrem stark an.

Schlimme Nachrichten für alle Gas- und Fernwärme-Kunden der Energieversorgung Oberhausen (EVO): Die ohnehin historisch hohen Preise steigen noch einmal drastisch an. Es ist bereits die vierte Preiserhöhung binnen gut eines Jahres. Je nach Verbrauch bedeutet das eine nochmalige Mehrbelastung von mehreren hundert Euro im Jahr.

Dabei hatte die EVO zuletzt im August höhere Preise ab Oktober angekündigt – den höchsten Preisanstieg in der 50-jährigen Unternehmensgeschichte der EVO. Beim Gas kündigte der Versorger ein Plus von 33 Prozent an, beziehungsweise plus 3,63 Cent je Kilowattstunde. Kunden in der Grundversorgung sollen ab Oktober demnach 14,49 Cent je Kilowattstunde als Arbeitspreis zahlen. Ab November kommt jetzt sogar eine noch größere Schüppe obendrauf: Der Arbeitspreis erhöht sich um 4,01 Cent je Kilowattstunde – und liegt dann folglich bei 18,5 Cent brutto.

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Was bedeutet das unterm Strich für die rund 18.500 Gaskunden in Oberhausen? Die EVO stellt eine Beispielrechnung auf anhand eines Musterhaushaltes in einem Vier-Familienhaus, der 14.625 Kilowattstunden im Jahr verbraucht. Wie im August angekündigt, muss dieser Gaskunden-Musterhaushalt ab Oktober bereits 400 Euro auf die bisherige Abrechnung hinzurechnen. Ab November kommen dann noch einmal knapp 590 Euro oben drauf. Rechnet man beide Preisrunden zusammen, liegt die Mehrbelastung also bei rund 1000 Euro im Vergleich zu jetzt. Die Gesamtrechnung für den Musterhaushalt liegt bei knapp 2900 Euro im Jahr.

Historische hohe Preiserhöhung noch einmal getoppt

Noch im August hatte die EVO bei einer Pressekonferenz über den historisch hohen Preisanstieg ab Oktober berichtet. Über die noch einmal deutlichere Preissteigerung ab November informiert der Energieversorger am Freitagmorgen schriftlich in Form einer Pressemitteilung.

Erklärten im August noch persönlich die Gründe für die extrem stark steigenden Energiepreise(v.li).: Arnd Mucke, EVO-Geschäftsbereichsleiter Marktmanagement, Christian Basler, technischer Vorstand, Sabine Benter von der EVO-Unternehmenskommunikation und Hartmut Gieske, kaufmännischer Vorstand der Energieversorgung Oberhausen.
Erklärten im August noch persönlich die Gründe für die extrem stark steigenden Energiepreise(v.li).: Arnd Mucke, EVO-Geschäftsbereichsleiter Marktmanagement, Christian Basler, technischer Vorstand, Sabine Benter von der EVO-Unternehmenskommunikation und Hartmut Gieske, kaufmännischer Vorstand der Energieversorgung Oberhausen. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Grund für die extrem stark steigenden Preise sind demnach zum einen die Einführung der von der Bundesregierung beschlossenen Gasumlagen von insgesamt rund 3 Cent je Kilowattstunde, die alle Verbraucher zahlen sollen, um die Versorger zu entlasten – betroffen sind auch Kunden mit einer vertraglich vereinbarten Preisgarantie, deren Arbeitspreis zum 1. November um 2,95 Cent je Kilowattstunde steigt (ohne Preisgarantie sind es die oben aufgelisteten 4,01 Cent). Zum anderen sorgt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine für erhebliche Turbulenzen auf dem Weltmarkt: Niemand weiß, wie viel Gas weiterhin aus Russland geliefert wird. Es herrscht eine extrem hohe Unsicherheit, was die Preise in die Höhe schießen lässt.

EVO Oberhausen: Preise für Fernwärme steigen zum 1. Oktober

Warm anziehen – im schlimmsten Fall im wahrsten Sinne des Wortes – müssen sich auch die EVO-Kunden, die ihre Heizungen mit Fernwärme antreiben. Die Preise sollen zum 1. Oktober deutlich steigen; Details gibt die EVO bislang allerdings auch auf Nachfrage nicht preis. Nur so viel: Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 11.250 Kilowattstunden in einem Vier-Familienhaus, für das insgesamt 45.000 Kilowattstunden im Jahr anfallen, steigen die Preise um etwa 61 Prozent.

Regierung erwägt Mehrwertsteuersenkung

Eine mögliche, zumindest kleine, Entlastung für Gaskunden in Deutschland ist in Sicht: Die Bundesregierung hatte im August angekündigt, die Mehrwertsteuer für Gas von derzeit noch 19 auf sieben Prozent zu senken. Bundestag und Bundesrat müssen diesem Plan allerdings erst noch zustimmen.

Diese Zustimmung steht noch aus, Experten erwarten sie aber noch in diesem September. Erst wenn ein entsprechender Beschluss der Regierung in Kraft ist, wird die Energieversorgung Oberhausen die Steuersenkung auch an ihre Kundschaft weitergeben. Bis dahin gilt der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent.

Die Berechnung des Preises für Fernwärme ist kompliziert: Er besteht aus einem Grundpreis (der sich wiederum aus unterschiedlichen Basis- und Verrechnungspreisen zusammensetzt), dem Arbeitspreis je Kilowattstunde und einem Entgelt für entstehende CO2-Emissionen. Der Arbeitspreis allein liegt bei einem jährlichen Verbrauch von bis zu 20.000 Kilowattstunden bislang bei 8,59 Cent brutto pro Kilowattstunde. Der Musterhaushalt zahlt für seine 11.250 Kilowattstunden demnach rund 966 Euro im Jahr. 61 Prozent mehr würden in diesem Fall bedeuten: Die Jahresrechnung steigt allein beim Arbeitspreis auf 1556 Euro.