Oberhausen. Zum „Tag der Druckkunst“ werben Marayle Küpper und Wilfried Weiß für die Vielfalt der Auflagenkunst und versprechen Anfängern Erfolgserlebnisse.

Marayle Küpper unterscheidet souverän zwischen den bizarr wie treibender Seetang geformten Fetzenfischen und etlichen anderen der kleineren und größeren Seepferdchen. Die wohl anmutigsten Fische der tropischen Meere kennt sie als Taucherin „persönlich“. Und für die Grafikerin ist das markante Rösser-Profil von Hippocampus ein sympathisches Motiv, um damit den Spaß zu wecken an der „schwarzen Kunst“.

Seit fünf Jahren bereits würdigt die rührige Kunstinitiative Ruhr in ihrer Galerie KiR den „Tag der Druckkunst“. Seit fünf Jahren geben die Krefelderin Küpper und der Duisburger Wilfried Weiß im Europahaus mit ihrer mobilen Handpresse jene Basis-Workshops zum Einstieg in die grafischen Künste, die auch Anfängern schöne Erfolgserlebnisse versprechen. Denn die müssen nicht etwa mühevoll ihre Motive in eine spiegelnde Kupferplatte sticheln – wie es die hohe Kunst der Radierung verlangt. Die Druckvorlage für das beispielhafte Rösslein-Profil ist vielmehr eine transparente Kunststoff-Platte, die sich sehr kommod zum kreativen „Abkupfern“ über Fotos oder gezeichnete Skizzen legen lässt. „In zehn bis 20 Minuten ist man fertig“, verspricht Marayle Küpper selbst den Ungeübten.

„Nautilus“ von Marayle Küpper: Die auch Perlboote genannten Ahnen der Tintenfische sind noch heute durch den Pazifik schwebende lebende Fossilien.
„Nautilus“ von Marayle Küpper: Die auch Perlboote genannten Ahnen der Tintenfische sind noch heute durch den Pazifik schwebende lebende Fossilien. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Wer etwas wagemutiger der schwarzen Kunst ihre Geheimnisse entreißen will, kann sich die Kunststoff-Platte zurechtschneiden, sie mit Sinn für Dramatik anflämmen oder die aufgetragene Farbe effektsicher verschmieren. Nur sollte man besser nicht im feinsten Sonntags-Outfit loslegen. Wilfried Weiß hat mit Bedacht eine bekleckerte Schürze und etliche Handschuhe ins KiR-Schaufenster drapiert. „So hat schon Albrecht Dürer gearbeitet“, sagt Weiß – und für das Nürnberger Kunst- und Selbstvermarktungs-Genie (1471 bis 1528) war das „Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit“ noch taufrisch.

Sogar ganz ohne Farbe lässt sich effektvoll drucken

In Bamberg hatte der Buchdruck-Pionier Albrecht Pfister erst in den 1460er Jahren die ersten mit Grafiken veredelten Bände aufgelegt. Buchdrucker alten Schlages, meint Wilfried Weiß amüsiert, wären womöglich entsetzt, mit welchem Einsatz das Künstlerpaar die traditionsreiche Auflagenkunst beim eigenen Oeuvre wieder zu Unikaten umkehrt: Für seine abstrakt-meditativen Drucke auf schwerem Büttenpapier nämlich mischt Weiß die Farben bereits auf der Platte. Das ergibt bezaubernde Effekte – ist aber unwiederholbar: Einser-Auflage garantiert.

Marayle Küppers Kunst besticht nicht allein dank der stets hochformatig aufs Blatt gebannten marinen Menagerie vor meerestiefem Blau. Auf den größten Blättern kombiniert sie gleich mehrere Drucktechniken: Dann ist eine Partie im Tiefdruck (dem Anfänger-Metier der Workshops), eine andere im Hochdruck gearbeitet. Und so widersinnig es klingt: Sogar ganz ohne Farbe lässt sich effektvoll drucken. Dann erscheint die (schließlich auch in der Natur transparente) Qualle als durchaus markantes Relief auf dem schweren Papier.

Das Ausstellungsmotto „Druck machen“ ist nicht etwa ein Streikaufruf, sondern eine Einladung: selbst an den Walzen der kleinen Handpresse zu kurbeln.
Das Ausstellungsmotto „Druck machen“ ist nicht etwa ein Streikaufruf, sondern eine Einladung: selbst an den Walzen der kleinen Handpresse zu kurbeln. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

„Es wird so wenig an den Schulen gemacht“, bedauert die passioniert abtauchende Künstlerin. Und wenn doch, dann mit eher abschreckenden, noch dazu verletzungsträchtigen Materialien: Nach einer Doppelstunde Linolschnitt mit dem Teppichmesser, ahnt Marayle Küpper, „haben die meisten doch keinen Bock mehr auf Druckgrafik“. Mit Bildern, die großformatig strahlen wie Gemälde, wollen die beiden Virtuosen der schwarzen Kunst „druckvoll“ dagegenhalten.

Selber Drucken nach Anmeldung oder spontan

Vor fünf Jahren hatte die deutsche Unesco-Kommission traditionelle Drucktechniken ins bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes aufgenommen: Seitdem gilt der 15. März als „Tag der Druckkunst“.

Den Workshop „Selber Drucken“ geben die beiden Könner Marayle Küpper und Wilfried Weiß bereits am Wochenende 11. und 12. März, jeweils von 12 bis 16 Uhr. Anmeldungen per Mail an marayle@aol.com sind den Künstlern am liebsten. Wer die Galerie KiR im Europahaus, Elsässer Straße 21, ganz spontan betritt, bräuchte etwas Glück, um einen freien Arbeitsplatz kreativ besetzen zu können. 5 Euro beträgt der Kostenbeitrag fürs Material.

Die Vernissage beginnt am Sonntag, 12. März, um 17 Uhr. Die Ausstellung „Macht Druck“ bleibt dann für zwei Wochen bis Sonntag, 26. März, in der Galerie KiR.