OBERHAUSEN. . Mit der Ausstellung „Schwingungen und Kontraste“ ist der Duisburger Kunstverein zu Gast bei KiR. Sechs Kreative sind zu Gast im Europahaus.

Dieser Ausstellung fehlt allein ein schwungvollerer Titel. „Schwingungen und Kontraste“ ist halt der etwas bemühte Versuch, sechs individuellen Positionen einen gemeinsamen Nenner zu geben. Dabei soll noch viel mehr werden aus diesem ersten Gastspiel des Kunstvereins Duisburg bei der Kunstinitiative Ruhr in der KiR-Galerie, Elsässer Straße 21.

„Fünfmal so groß, aber ähnlich strukturiert“, so beschreibt Gastgeber Winfried Baar den Verein aus der Nachbarstadt. Der hatte sich 2007 gegründet, zählt 130 Mitglieder, von denen 80 künstlerisch aktiv sind. Der Vorsitzende Herbert Gorba, der seine eigene Kunst „an den Nagel gehängt“ hat für den Kunstverein, verweist auf die große „Transit“-Ausstellung 2010 als 80 Künstler je ein 1:5-Modell eines Seecontainers gestalteten.

Die Schönheit des Druckes

„Transit für unsere Mitglieder“, mit denen Gorba die Gastspiele bei befreundeten Kunstvereinen meint, gibt’s seit fünf Jahren. Und auch die KiR-Kreativen sind gerne unterwegs – demnächst in Polens Kunstmetropole Krakau.

Ingrid Handzlik neben ihrer „Sprinter“-Skulptur. Die Dynamik ist auch eine Frage der Perspektive.
Ingrid Handzlik neben ihrer „Sprinter“-Skulptur. Die Dynamik ist auch eine Frage der Perspektive. © Gerd Wallhorn

Von feinsinnigen Kreationen mit Understatement bis zum großformatigen Auftritt in leuchtendem Rot reicht das Spektrum jener „Schwingungen und Kontraste“, die von Sonntag an bis zum 23. September in der Galerie im Europahaus zu sehen sind.

Als Steinbildhauerinnen präsentieren Ingrid Handzlik und Monika Hoffmann überwiegend kleinere Skulpturen – teils aus dem bekannten weichen Speckstein, teils aus Marmor oder aus Holz. Bei Ingrid Handzlik ist das Gegenständliche, Erzählerische eine Andeutung mit starker suggestiver Wirkung Ihr Marmor-„Sprinter“ zeigt reinste Dynamik wie in den rasanten Werken des Futurismus: Kraft ohne Muskelspiel. Monika Hoffmann kombiniert den bearbeiteten Stein mit Fundsachen ihrer Spaziergänge am Rheinhausener Ufer: Das sind nicht nur kleinere Treibhölzer, sondern auch Drahtmaschen – „nur ein bisschen nachgeformt“.

„Begegnung“ und „Zuneigung“ heißen Karin Heissens Acrylglas-Stelen.
„Begegnung“ und „Zuneigung“ heißen Karin Heissens Acrylglas-Stelen. © Gerd Wallhorn

Auch Karin Heissen arbeitete etliche Jahre als Steinbildhauerin – entdeckte aber vor zehn Jahren Acrylglas als neuen Rohstoff ihrer Kunst. Sie „strebte nach Höherem und Leichterem“. Bei 600 bis 800 Grad ist das Material formbar, lässt sich mit Farbpigmenten bearbeiten – aber in der erzielten Wirkung nicht völlig kontrollieren. Sie müsse „schnell arbeiten“, betont Karin Heissen. Farben und Einschlüsse einer runden Plexiglas-Säule sind Blickfang im Schaufenster. Am anderen Ende des Galerie-Raums erzählen hohe, angedeutet figurative Stelen von „Begegnung“ und „Zuneigung“.

Mit starker Leuchtkraft

Ihr wohl zehnfach lebensgroßes Hummer-Gemälde hängte Marayle Küpper mit Bedacht übers KiR-Klavier – damit der giftgrüne Blick des majestätischen Tiers niemanden gleich beim Eintreten erschreckt. Ihr erklärtes Ziel war, mit diesen jüngsten Gemälden „eine starke Leuchtkraft hinzukriegen“ – was vollauf gelang. Da sind zwei gewaltige Himbeeren-Stillleben und zwei Seestücke, die in Format und Wirkung unterschiedlicher kaum sein könnten: Man erschrickt zwar nicht vor dem tiefen Blau am Galerie-Eingang – wird aber automatisch zum Seemannsgang verführt.

Jobst Paul genügen für seine Foto-Grafik kurze Abstecher an Teiche, in Parks und botanische Gärten. Für seine digitalen Gemälde schöpft er aus einem Schatz eigener Archiv-Aufnahmen – und zeigt unter dem Titel „Talking and Listening“ einen Dialog von Lotosblüte und Blatt. Bei seinem Detailblick auf die Müngstener Brücke sorgen heftige Farbkontraste für eine geradezu martialische Dramatik.

Die Radierungen von Wilfried Weiß sind keine Auflagen-Drucke, sondern dank ihrer aufwendigen Bearbeitung überwiegend Unikate.
Die Radierungen von Wilfried Weiß sind keine Auflagen-Drucke, sondern dank ihrer aufwendigen Bearbeitung überwiegend Unikate. © Gerd Wallhorn

Winfried Weiß schließlich nennt seine Radierungen „Klangbilder“. Die Kupferplatten sind in der eigenen Druckwerkstatt derart aufwendig bearbeitet, dass jedes Blatt zum unwiederholbaren Unikat wird. Bei seiner kleinen Werkauswahl mit einer weiten Farbpalette kommt es ihm nicht auf Auflage, sondern „auf die Schönheit des Druckes an“.

>>>>>>> Gemeinsam hat man noch Großes vor

Die Ausstellung „Schwingungen und Kontraste“ der sechs Duisburger Künstler eröffnet am Sonntag, 5. August, um 18 Uhr in der KiR-Galerie, Elsässer Straße 21. Zur Begrüßung sprechen die Vereinsvorsitzenden Winfried Baar und Herbert Gorba; eine Einführung gibt Peter Withof vom Kunstverein Duisburg.

Auch in der Bauzaun-Galerie, die sich wacker am Altmarkt hält, sind zwei der Duisburger Gäste vertreten, nämlich Marayle Küpper und Wilfried Weiß. Die Oberhausener will der Kunstverein Duisburg bald zu sich einladen. Außerdem warb Winfried Baar bei seinen Gästen bereits für ein Projekt zur Passionszeit 2019.