Oberhausen. Die Bus-Verbindung zwischen Centro und Essen bereitet Fahrgästen häufig Probleme. Eine längere Strecke der Straßenbahn 105 wird wieder zum Thema.
Ohne Unterbrechung mit der Straßenbahn vom Centro Oberhausen bis in die Essener Innenstadt düsen? Diese Vision ist durch das geplante Wohnviertel auf dem Oberhausener Stahlwerksgelände wieder zum Thema geworden.
Vor knapp acht Jahren fiel ein gut gefördertes Straßenbahnprojekt der vorhandenen Linie 105 bei einem Ratsbürgerentscheid in Oberhausen allerdings durch. Kritiker verwiesen auf vorhandene Anschlüsse mit dem Bus - sprachen von Geldverschwendung.
Doch wie gestaltet sich heute die Fahrt über die Stadtgrenze mit den bestehenden Linien? Eine Analyse.
Welche Verbindungen gibt es?
Wer zwischen Centro Oberhausen und Essen-Mitte pendelt, kann mit der S-Bahn S3 oder einem Regionalexpress via Altenessen fahren. Beide Wege führen zunächst über den Hauptbahnhof Oberhausen. Das geht recht schnell (im Idealfall rund 30 Minuten), bedeutet aber: mindestens ein bis zweimal umzusteigen. Wer an der Stadtgrenze wohnt oder aus Oberhausen in die westlichen Stadtteile von Essen pendeln will, ist mit der direkten Verbindung der Buslinie 185 schneller. Dieser Bus fährt über Dellwig zum Bahnhof Borbeck. Aber nicht weiter in den Essener Süden.
Wo ist der Knackpunkt?
Die Straßenbahnlinie 105 aus Essen endet an der Haltestelle Unterstraße. Fahrgäste müssen auf den Bus 185 gen Centro warten - und umgekehrt. Beispiel: Wer aus Richtung Oberhausen kommt, hat mittags an einem Wochentag vier Minuten Umsteigezeit. In der Gegenrichtung sind es fünf Minuten. Den Bussteig muss man nicht wechseln. Fährt alles pünktlich - kein Problem.
Welche Probleme gibt es?
Die Straßenbahnlinie 105 fährt von Essen-Rellinghausen bis zur Unterstraße an die Oberhausener Stadtgrenze. Das sind 27 Haltestellen mit einer Dreiviertelstunde Fahrtzeit. Die Linie fährt in Essen durch das belebte Altendorf mit viel Straßenverkehr. Gerade im Berufsgetümmel haben Fahrgäste mit Verspätungen zu kämpfen. Stau, Unfälle, viele Menschen, die ein- und aussteigen wollen. Fahrgäste klangen: In der VRR-App häufen sich dann Verspätungsmeldungen.
Das Problem: Sind die Verzögerungen zu groß, kann die Buslinie 185 an der Unterstraße nicht warten. Fahrgäste müssen dann auf die nächste Linie warten. Tagsüber dauert das 20 Minuten. Am späten Abend sind es aber schon 30 Minuten. Im schlechtesten Fall müssen Straßenbahn-Nutzer so lange an einer dunklen Haltestelle ausharren. Das ist schneller passiert als man denkt: Die Umsteigezeit bei der Strecke Essen/Oberhausen beträgt an der Unterstraße gegen 22.30 Uhr sogar nur drei Minuten.
Die Anreise von Oberhausen nach Essen passt manchmal besser, weil die Linie 185 ihren Startpunkt am Centro hat und sich so kaum Verspätungszeit einhandeln kann. Theoretisch! Denn das nützt freilich wenig, wenn die Centro-Straßen bei Konzerten oder im Weihnachtsgeschäft überfüllt sind oder der Anschluss an der Stadtgrenze auf sich warten lässt.
Welche Alternativen gibt es?
Die Buslinie 143 verbindet zumindest die Essener Stadtteile Borbeck, Frintrop und den Hauptbahnhof Oberhausen miteinander. Die Linie SB94 hält an der Stadtgrenze Essen (knapper Fußmarsch von der Unterstraße entfernt) und fährt ebenfalls zum Hautbahnhof Oberhausen, wo es Umsteigemöglichkeiten zur Neuen Mitte gibt. Komfortable Alternativen, um schnell zum Centro zu gelangen, sind beide Verbindungen durch die lange Fahrtzeit (das Doppelt bis Vierfache) aber nicht.
Was spricht für eine Direktverbindung?
Die Neue Mitte Oberhausen lockt täglich tausende Besucher aus Nachbarstädten an - durch Shopping, Konzerte und Freizeitangebote wie Gasometer und Sea Life. Die Straßen rund ums Centro sind bei Großveranstaltungen brechend voll. Der Hauptbahnhof Oberhausen ist Nadelöhr für eintreffende Bahnfahrer aus anderen Städten, die anschließend über die Bus und Bahn-Trasse zur Neuen Mitte fahren. Nahverkehrs-Kenner argumentieren: Eine zweite Anreiseroute könnte hier Entlastung schaffen.
Welche Rolle spielt die Straßenbahn 105?
Nach aktuellen Plänen würde die Linie 105 bei einer Verlängerung zum Centro auf Oberhausener Stadtgebiet die Essener Straße verlassen, über das alte Stahlwerksgelände führen und dort geplante Wohnungen und bislang für Bahnfahrer nicht angebundene Freizeit-Anlagen wie Topgolf erreichen. Ein verbessertes Verkehrskonzept steht auch im städtischen Masterplan „Neue Mitte“.
Die vorhandene Umsteige-Variante an der Unterstraße bereitet zwar nicht automatisch Probleme, ist aber extrem anfällig für verpasste Anschlüsse und Frust bei Fahrgästen.