Oberhausen. Silvester 2012 stand eine der beliebtesten Centro-Kneipen in Flammen. Wie es zum Unglück kam. Warum das Gebäude nie wieder aufgebaut wurde.

Feuerwehr-Kolonnen, Absperrband, Blaulicht - und eine lichterloh brennende Centro-Kneipe: Vor zehn Jahren geriet das Reetdach des Irish Pub an der Centro-Promenade in Brand. Seitdem ist das freistehende Gebäude aus der Neuen Mitte verschwunden. Doch wie kam es dazu? Die Chronologie eines Großfeuers, das die Anhänger der einst so gemütlichen Gaststätte bis heute beschäftigt.

Silvester 2012, früher Abend: Manche Männer tragen feine Hemden, einige Frauen haben schicke Silvester-Kleider an. Die Kneipen an der Centro-Promenade füllen sich. Augenzeugen sprechen im Umkreis der Feiermeile von tausenden Menschen.

Im Irish Pub sitzen sie in eher bodenständiger Garderobe. Wippen mit den Füßen zu Gitarren-Klängen einer englischen Folk-Band. Es hängen Luftballons und Luftschlangen an der Decke. Die Betreiber erwarten 250 Gäste. Es sind noch drei Stunden bis Mitternacht. Drei Stunden vor dem Brand.

Irish Pub: 53 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen

Glockenschlag! Das Jahr 2013 ist wenige Sekunden alt: Überall in der Neuen Mitte schießen Raketen in den Himmel. Viele davon starten von der Promenade. Böllerschläge durchbrechen die Nachtruhe. Feierfreudige verlassen nach und nach die Restaurants, um sich das Feuerwerk anzuschauen und anzustoßen.

Um 0.12 Uhr erreicht die Leitstelle der Berufsfeuerwehr Oberhausen der erste Notruf. Passanten melden ein brennendes Gebäude-Dach. Der Irish Pub hat Feuer gefangen. Schnell stellt sich heraus: Eine Silvesterrakete hat sich verirrt und im Reetdach der Gaststätte verfangen.

Das komplette Dach des mehrgeschossigen Gebäudes ist mit 16 Jahre altem, getrocknetem Schilfrohr bedeckt. Das Tückische: Zunächst sieht nichts nach einem Flammen-Inferno aus. Augenzeugen erinnern sich: „Am Anfang hat es nur auffällig gequalmt. Später schossen große Flammen aus dem Dach.“

Irish Pub: Löschwasser erreicht zunächst kaum die Flammen

Die Feuerwehr rückt mit einem Großaufgebaut aus, zieht 53 Einsatzkräfte zusammen. Darunter befinden sich Brandbekämpfer der Freiwilligen Feuerwehr. Das Gebäude wird evakuiert. Rettungskräfte versorgen wegen der Rauchentwicklung zwei leicht verletzte Personen.

Die Energieversorgung Oberhausen sperrt eilig Strom- und Gaszugänge. Die Polizei riegelt die Promenade zwischen „Three Sixty“ und „Louisiana“ ab. Doch der Löscheinsatz gestaltet sich extrem schwierig.

Was Außenstehende am Anfang nicht erkennen: Das Feuer hat sich bereits durch den 30 Zentimeter dicken Reet ins Innere des Gebäudes gefressen. Und das Löschwasser perlt auf dem Dach am noch vorhandenen Schilf ab. In den oberen Etagen ist zudem reichlich Holz verbaut. Die Retter fürchten, dass das Dach einstürzen könnte.

Die Feuerwehr muss den Einsatz im oberen Etagen-Inneren schließlich abbrechen - und löscht verstärkt vom Leiterwagen aus. Noch Stunden nach dem ersten Notruf schlagen Flammen aus dem Dach. Starker Wind hat das Feuer nun über das gesamte Dach verteilt. Erst in den Morgenstunden meldet die Wehr: Der Brand ist unter Kontrolle. Nach sieben Stunden Löscharbeit.

Irish Pub: Zu hohe Kosten - Centro lässt Gebäude abreißen

Als es wieder hell wird, stehen noch die Party-Biergläser auf den Stehtischen vor der Kneipe. Hinter der Absperrung untersuchen Ermittler der Polizei das Gebäude. Mehr noch: Baustatiker prüfen, ob die Ruine überhaupt noch zu retten ist. Die Flammen haben ein dickes Loch in den Dachstuhl gefressen.

Touristen und Schaulustige fotografieren nun das halb zerstörte Gebäude. Später wird die Immobilie mit weißer Schutzplane komplett umhüllt. Statiker bescheinigen schließlich: Das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet. Unter den Stammgästen beginnen Spekulationen: Renovierung? Abriss? Neubau?

Erst nach 143 Tagen entscheidet das Centro Oberhausen als Besitzer der Immobilie: Der Irish Pub wird abgerissen - und einen Nachfolge-Bau soll es nicht geben. Als Grund nennen die Einkaufszentrum-Betreiber zu hohe Renovierungskosten. Auch sei das Irish-Pub-Konzept an der Promenade nicht mehr zeitgemäß.

Pächter und Stammgäste äußern sich dagegen enttäuscht. Zuvor hatten Pub-Anhänger mehrere tausend Unterstützer-Stimmen für eine Wiedereröffnung gesammelt. Sie würdigten die kleinen Konzerte und Karaoke-Abende in der irischen Pinte. Vergeblich.

Das Kleeblatt brachte kein Glück: Heute erinnert am Centro-Kanal nur noch der unscheinbare Holzsteg der einstigen Terrasse an das beliebte Lokal. Und langsam wächst das Gras.

>>> Zwei Restaurants stehen neben der Promenade leer

Zum Start des Centro Oberhausen vor 26 Jahren öffneten auf der gegenüberliegenden Uferseite der Centro-Promenade die freistehenden Restaurants Pagoda, Irish Pub und Brauhaus. Alle drei Lokale servieren heute nicht mehr.

Der Irish Pub ist nach dem Brand ersatzlos abgerissen worden. Brauhaus und Pagoda haben seit Beginn der Corona-Pandemie geschlossen. Zuletzt hieß es, dass die beiden ungenutzten Gebäude in den geplanten Freizeit-Park „Karls Erlebnis-Dorf“ eingegliedert werden. Auch die Freifläche des Irish Pub soll für den neuen Park genutzt werden.