Oberhausen. Totgeglaubte leben länger: Die Straßenbahnlinie 105 könnte von Essen-Frintrop nun doch zum Centro realisiert werden – auf einem neuen Linienweg.

Die Straßenbahnlinie 105 von Essen-Frintrop zum Centro wird in den nächsten Jahren womöglich doch noch verwirklicht.

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Die Stadt Oberhausen lässt bekanntlich in diesem Jahr die Zukunftsvision der Neuen MItte vom renommierten Frankfurter Stadtplanungsbüro „Albert Speer und Partner“ (AS + P) entwickeln – im Blick genommen werden von den Fachleuten die nächsten 20 bis 30 Jahre. Künftig soll das gesamte Areal nach ersten Ideen von mehr Menschen genutzt werden als heute: Neue Büros, neue Wohnungen, ja ein ganz neues Wohnviertel im Osten des früheren Stahlwerksgeländes sind geplant.

Staus nicht nur an Adventswochenenden rund ums Centro

Da schon heute die Verkehrssituation vor Ort rund ums Centro nicht nur an den Adventswochenenden angespannt ist, überlegen die Frankfurter neue Konzepte, wie die Menschen zur Neuen Mitte gelangen. Neben einem neuen Mega-Parkplatz als Brücke über der Autobahn A42 (von dort sollen die Autofahrer per Seilbahn zum Centro und zur Köpi-Arena schweben), schlagen die Stadtplaner auch die einst geplante und dann gescheiterte Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 vor. Für die Realisierung dieser Strecke setzt sich auch die Stadt Essen ein.

Zwei Straßenbahnstrecken verlängern

Der aktuell gültige Nahverkehrsplan der Stadt Oberhausen aus dem Jahre 2017 sieht die Verlängerung zweier Straßenbahnstrecken vor: eine vom Sterkrader Bahnhof über Holten Bahnhof nach Schmachtendorf zum Heinrich-Böll-Gymnasium – die Erweiterung der heutigen Straßenbahnlinie 112, die bisher nur bis zum Neumarkt in Sterkrade fährt; und die Verlängerung der 105 von Essen-Unterstraße bis zur Neuen Mitte – eine Streckenführung wurde hierbei nicht festgelegt. Sollte es nur möglich sein, eine Straßenbahnverlängerung zu realisieren, dann hat nach Angaben des Nahverkehrsplans die Linie 105 Priorität.

Ein Nahverkehrsplan legt fest, wie das Bus- und Straßenbahnangebot in einer Stadt aussieht und aussehen soll. Jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt stellt einen Nahverkehrsplan auf. Dabei werden Linienwege, Taktfrequenzen, Haltestellen und Ausstattungen der Fahrzeuge festgelegt.

Mit einem durch den Rat vorangetriebenen Bürgerbescheid hatte im März 2015 die Mehrheit der teilgenommenen Wähler den damaligen 3,3 Kilometer langen Weiterbau der Linie für 81 Millionen Euro abgelehnt, obwohl 90 Prozent von Bund und Land bezahlt worden wären – weil sie fürs Ruhrgebiet verkehrstechnisch als ausgesprochen nützlich bewertet worden ist. Die Straßenbahnlinie rollt vom Essener Zentrum an und endet seit Jahrzehnten an der Stadtgrenze zu Oberhausen in Essen-Frintrop an der Unterstraße. Die politische „Bindungsfrist“ des Ratsbürgerentscheids beträgt allerdings nur zwei Jahre – sie ist also bereits im März 2017 ausgelaufen.

Nun wird geprüft, ob man die Straßenbahn mit ihren Fahrgästen auf einem anderen Weg zur Centro-Haltestelle „Neue Mitte“ bringen kann. Da die geplanten neuen Wohnhäuser mit angebunden werden sollen, soll in einer Variante nun die Straßenbahn zunächst die Essener Straße weiterfahren, dann nach rechts Richtung neues Stadtquartier ziemlich stark abbiegen, um danach über die Marina hinter dem Centro-Park vorbeizuführen.

Endstation: Neue Mitte Centro

Die Straßenbahn trifft dann dort die Strecke der Linie 112 und biegt dann Richtung Centro ein. Endstation soll die zentrale Centro- und Köpi-Arena-Haltestelle der Stoag, die „Neue Mitte“, sein (siehe Karte). Vorteil: Auch publikumsträchtige Freizeit-Attraktionen wie Gasometer, Marina/Sealife und Aquapark wären für Besucher aus Essen viel besser mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar.

Im Vergleich zu früheren Planungen verläuft die Verlängerungsstrecke der Linie 105 also nicht mehr etwa in der Mitte durchs Stahlwerksgelände, sondern relativ weit östlich, um das neue Wohnquartier anzubinden.

Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp.
Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp sieht diese Verlängerung der Straßenbahn als entscheidenden Fortschritt für die Mobilität der Besucher und Bewohner der Neuen Mitte: „Die großräumige verkehrliche Erschließung des Brammenrings sowie des neuen Wohngebietes kann nur durch die Straßenbahn erfolgen.“

Mit der Verabschiedung des Bebauungsplans für das neue Wohngebiet könnte sich Planungsrecht für diese Straßenbahn ergeben. „Es wird Zeit, nun die Planung der Verlängerung der Linie 105 im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Neuen Mitte als lebendiges Stadtquartier und den urbanen Wohnquartieren im östlichen Bereich des Stahlwerksgeländes zu konkretisieren“, fordert der Stoag-Geschäftsführer.