Oberhausen. Hat die Corona-Pandemie dem Fassbier-Absatz dauerhaft geschadet? Im Oberhausener Haus Koopmann erkennen die Wirte einen überraschenden Trend.
Erst Corona-Zwangspause, dann anziehende Inflation: Gastronomen müssen tiefe Klippen umschiffen. Anfang des Jahres hatten Bierbrauer angesichts anhaltender Corona-Auflagen und eingebrochener Absätze noch geschäumt und befürchtet, das Fassbier könnte aussterben. Wie ist die Lage ein halbes Jahr später?
Im Haus Koopmann in Oberhausen-Osterfeld zapfen die Wirtsleute seit 30 Jahren den Gerstensaft aus der König-Brauerei. Kürzlich gab es dafür aus Duisburg-Beeck eine Urkunde. Noch wichtiger aber: Die Gäste sind hier an die Theke zurückgekehrt. Die Wirte haben zu tun.
Eckkneipe: Kaum noch Alt-Nachfrage, Gäste wünschen Verlässlichkeit
„Unsere Stammgäste haben uns zum Glück die Treue gehalten“, sagt Wirt Bernd Greve. Flaschenbier gibt es hier nur bei Weizen und alkoholfreien Varianten. „Beim Fassbier wünschen sich die Gäste keine Experimente.“ Klarer Trend: „Früher lagen Pils und Alt bei der Beliebtheit nah beieinander. Dies hat sich fast komplett zu Gunsten des Pils-Biers geändert.“
Der Fassbier-Absatz liegt in der Eckkneipe ungefähr auf Vor-Corona-Niveau. Die Zeit der Corona-Schließung habe dagegen voll durchgeschlagen. Durch den Speise-Mitnahmeverkauf wären die Kunden aber dabei geblieben. „Als nur der Außer-Haus-Verkauf möglich war, kamen einzelne Gäste mit Opas historischem Bierkrug, um sich das gezapfte Bier mit nach Hause zu nehmen.“ Die Oberhausener Stadtgutscheine mit subventionierten Gäste-Rabatten hätten zudem den Neustart vereinfacht.
Eckkneipe: Kohlensäure knapp - Teuerung bereitet Bauchschmerzen
Eine Analyse der Lebensmittelzeitung hatte zuletzt gezeigt, dass sich der Bierabsatz im ersten Halbjahr 2022 wieder stärker in die Gastronomie verlagert. „In den vergangenen Monaten haben sich die Fassbier-Absätze unserer Partner in der Gastronomie erfreulich entwickelt und liegen deutlich über jenen aus dem vergangenen Jahr“, bestätigt die Presse-Stelle der König-Brauerei auf Anfrage.
Ähnlich sehen es Mitbewerber. „Der Markt ist besser als die Stimmung“, sagte der Veltins-Generalbevollmächtigte Michael Huber noch vor einigen Wochen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Fassbier kehre zurück, auch weil wieder mehr Events starten. Dagegen sinke die Nachfrage nach Flaschenbier etwas ab.
Großer Durst, aber von Entspannung ist trotzdem keine Spur: Die Teuerung von Brau- und Hilfsgütern macht der Braubranche und den Kneipen mittlerweile stark zu schaffen. Einige Bier-Produzenten hatten bereits Preisanstiege angekündigt. Durch die hohen Gaspreise mangelt es oft an Kohlenstoffdioxid, was wiederum für die Herstellung von Kohlensäure nötig ist.
Ob der positive Trend im Herbst und Winter anhalte, sei nicht vorherzusagen, heißt es bei der König-Brauerei.