Oberhausen. Auf der Suche nach Hose Nora und Kleid Sofie. Der Oberhausener Stoffmarkt kehrte auf dem Saporishja-Platz zurück. Diesmal ohne Eingangskontrolle.

Die Sonne scheint über dem Saporishja-Platz in Oberhausen. Menschen tragen bunte Einkaufstüten an Sitzbänken vorbei. Es werden Stoffrollen ausgerollt, Muster verglichen und bunte Knöpfe in der Handfläche gezählt. Die Freizeit-Schneidernden nehmen am Samstagmittag nach der Winterpause wieder Maß. Es ist viel los.

Nicht wenige Besucher werden hier auch an die Menschen in der Partnerstadt von Oberhausen denken. Der Krieg in der Ukraine ist nah und greifbar. Manch einer bleibt stehen und schaut im Getümmel des Hobbymarktes genauer auf den gepflasterten Boden, über den sonst gleichgültig spaziert wird - die ukrainische Stadt Saporishja ist dort quasi in Stein gemeißelt.

Stoffmarkt: Händler dürfen wieder ohne Eingangstor öffnen

Im Oktober 2021 haben sich stöbernde Besucher in der Oberhausener Innenstadt zuletzt getroffen. Über Trends informiert. Den Stoff eingekauft, aus dem die Tüftel-Träume für Schere und Nähmaschine sind. „Der Markt ist wieder offen zugänglich. Es gibt keine Eingangskontrolle mehr“, hat Ute von der Bey als Veränderung festgestellt. Auch Andrea Schmechel hat die lockeren Corona-Regeln erkannt: „Beim letzten Mal haben wir eine Stunde auf Einlass gewartet.“ Kunden zückten noch Impfpässe und weitere G-Nachweise.

Ihre Umhängetaschen sind schon gut beladen, obwohl sie gerade erst loslegen. „Der Weg ist das Ziel“, sagt Ute von der Bey. Das gilt auch fürs Schneidern. Sie zuppelt eine grüne Stoffrolle aus ihrer Tasche. „Das ist viel besser als die Kleidung fertig zu kaufen. Beim Selbermachen können wir variieren - und es macht natürlich Spaß.“ Auf die Uhr schaue man dabei nicht.

Stoffmarkt: Viel Auswahl, aber nicht nur Schnäppchen

Ihren Söhnen möchte sie schöne Sweatshirts nähen. Und dabei soll es nicht bleiben. „Vielleicht wird es wieder eine Jacke“, sagt auch Andrea Schmechel und krempelt ihre Ärmel um, so dass sauber gestickte Nähte zum Vorschein kommen. Die 54-Jährige näht seit 40 Jahren mit voller Begeisterung. Mit einem Bettlaken der Oma fing alles an.

Eine Mund-Nase-Maske müssen die Stöberfreunde auf dem Stoffmarkt noch tragen - ansonsten gibt es keine Einschränkungen, frohlockte der Veranstalter bereits im Vorfeld. 100 Stände sollen es sein. Und wenn man bei den Kunden lauscht, bekommt man hurtig mit: „Ja, die Auswahl ist endlich wieder größer geworden.“ Allerdings sei auch der ein oder andere Preis etwas höher als gewohnt. Für echte Schnäppchen müsse man länger suchen.

Hobbyschneiderin Sonja van Loosen war ebenfalls erfolgreich. „Die Auswahl ist beim Stoffmarkt groß. Und man kann hier schon gutes Geld sparen.“ Das lohne sich vor allem, wenn nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig Kleider, Hosen und Hemden selbst entworfen werden. Durch die Corona-Pandemie sei die Heimarbeit an der Nähmaschine beflügelt worden. „Die Leute hatten im Lockdown einfach mehr Zeit!“

Stoffmarkt: Blumenmuster sind im Frühjahr gefragt

Am Stand der „Stoffpiraten“ baumelt eine kleine Jacke mit grellen Farben, auf der Kermit der Frosch grinst. Stilistisch schick oder ausgefallen flippig. Beim Händler Hannes Leuschner liegt Stoffrolle an Stoffrolle. Der Mann aus Emsdetten ist froh, dass die Lockdown-Zeit vorbei ist. „Wir haben unsere Angebote in dieser Zeit im Online-Handel ausgebaut“, sagt er. Doch Stoffmärkte böten einen klaren Vorteil: „Kunden wollen die Stoffe anfassen und spüren - das ist im Verkauf ganz wichtig.“

Die an den Leinen baumelnden Jacken sind nur Zierde - gekauft wird ausschließlich das Schnittmuster. Leuschner: „Fertiges gibt es bei uns nicht, das machen die Mädels alles selber.“ Der Händler hat sich auf Softshell spezialisiert. Dieser Stoff ist wasserabweisend - gut für Wind- und Regenjacken. Besonders beliebt in diesem Jahr: Blumenmuster!

Manchmal kostet der Meter 12 Euro, bei anderen 3 Euro. Baumwolle, Stretch, Fleece, Polyester - das Material ist entscheidend. Schnittmuster kann man häufig für 10 Euro mitnehmen. Und wer bei "Kleid Sofie" und "Hose Nora" genau hinschaut - die Vorlagen sind nicht namenlos.

>>> Stoffmarkt geht in Deutschland auf Tournee

Der Stoffmarkt zieht von Stadt und Stadt. Neben Händlern aus den Niederlanden sind auch Anbieter aus der Region dabei. Das Motto lautet: selber nähen!

Früher war der Stoffmarkt in Oberhausen auf dem Altmarkt heimisch - und zog dann auf den Saporishja-Platz um. Eintritt müssen die Besucher nicht bezahlen.