Oberhausen. Die Restaurant-Besitzer aus Oberhausen sprechen über die 2G-plus-Regeln. Wie sich das Geschäft verändert hat. Was die Wirte besonders belastet.

Die Tür öffnet sich, eigentlich ganz leicht. Doch die Gäste haben alle Hände voll zu tun. Statt einem grüßenden Wink sehen Wirte zunächst blinkende Handydisplays und gelbe Impfbücher. Die 2G-plus-Regel gehört jetzt zur Routine von Kellnern und Köchen, noch bevor es um Speisekarten und Getränke geht.

Geimpft oder genesen und zusätzlich getestet, es sei denn, man ist bereits geboostert. Auch im „Uerige Treff“ am Friedensplatz hat man damit Erfahrung gesammelt. Wirt Andreas Dehorn beobachtet einen deutlichen Trend. „Schnelltests sind eine Ausnahme. 98 Prozent unserer Gäste können eine Auffrischungsimpfung vorweisen.“

Essen in Oberhausen: Gastronomen müssen Gästen viel erklären

Das Restaurant am Friedensplatz bietet neben der Abendküche auch eine Mittagskarte an. Die Kellner sind zur Rush-Hour mit Kontrollen und Service dann doppelt beschäftigt. Das Lokal hält sich wacker, aber Dehorn sagt zugleich: „Es fehlen 40 Prozent der Gäste gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie.“ Darum ist der Sonntag als Ruhetag hinzugekommen. Zumindest vorerst.

Die meisten Gäste wissen, welche Corona-Regeln gelten. An täglichen Hinweisen kommen die Gastgeber aber trotzdem nicht vorbei. Häufig betrifft dies Stammgäste, die schon am Vortag alle Nachweise vorgezeigt hatten. „Wir müssen die Unterlagen trotzdem jeden Tag neu kontrollieren", erklärt Dehorn. "Wir wollen sicherstellen, dass Impfnachweis und Personalausweis nicht zuhause vergessen wurden. Wenn das Ordnungsamt kontrolliert, hilft der Satz „Das habe ich doch gestern schon vorgezeigt“ leider auch nicht weiter.“

Dass Gäste sich uneinsichtig zeigen und bei Nachweiskontrollen das Restaurant empört verlassen, käme selten vor. Manchmal würde sich anschließend aber plötzlich eine negative Google-Bewertung als Retour-Kutsche im Internet wiederfinden. Trauriger Corona-Alltag.

Essen in Oberhausen: Für Vor-Ort-Tests fehlt Wirten das Personal

Einen Corona-Schnelltest unter Aufsicht des Gastwirts vor Ort durchzuführen, darauf verzichtet das "Uerige Treff" bewusst. „Das ist vielleicht eine nette Idee, aber absolut nicht umsetzbar“, sagt Dehorn. „Das Personal dafür ist nicht zu finden.“ Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Die Vor-Ort-Schnelltests bietet kaum ein Wirt an, da sich kaum einer leisten kann, die sowieso schwer zu findenden Mitarbeiter für die zeitintensiven Tests abzustellen.

Das "Uerige" verweist bei fehlenden Corona-Tests mittlerweile auf ein benachbartes Schnelltest-Zentrum, das auch in den Abendstunden noch öffnet. Die meisten Gastronomen in der Innenstadt verfahren ähnlich.

Restaurant-Besitzer Jörg Hackbarth’s spricht von wenigen Fällen: Aber es käme auch in seinem bekannten Lokal am Lipperfeld vor, dass einzelne Gäste ohne Schnelltest oder Booster-Impfung in der Tür stehen. „Die Aussage ‚Bei anderen geht das aber‘ hilft natürlich nicht weiter. Dann muss der Tisch leider leer bleiben“, sagt Hackbarth. Für die Wirte ist dies eine ärgerliche Belastung. Schließlich hätte die verfallene Reservierung an einen anderen Gast vergeben werden können.

Essen in Oberhausen: The Ash und L’Osteria am Centro testen selber

Einen anderen Weg verfolgen das Steakhaus "The Ash" und das Pizza-Restaurant "L’Osteria" am Brammenring neben dem Centro Oberhausen. „Die neue Verordnung macht es uns Gastronomen noch schwerer, denn sie stellt eine zusätzliche Hürde dar“, sagt Inhaber Kent Hahne. „Damit wir aber niemanden abweisen müssen, schulen wir unsere Mitarbeiter so, dass eine Testung der Gäste vor Ort bei Bedarf möglich ist.“ Die Tests würden dann zum Selbstkostenpreis angeboten.

Hinter den großen Restaurants steht allerdings kein rührigen Einzelbetreiber, sondern Hahnes Apeiron-Gruppe, zu der 23 L’Osteria-Restaurants und elf The-Ash-Ableger zählen. Laut Hahne habe man seit Beginn der Corona-Pandemie einen hohen sechsstelligen Eurobetrag in zusätzliche Hygienemaßnahmen investiert.

>>> Außer-Haus-Verkauf: Einige Wirte halten daran fest

Der Außer-Haus-Verkauf ist während des ersten Lockdowns für viele Restaurant-Betreiber zu einem wichtigen Werkzeug geworden, um mit Stammkunden in Kontakt zu bleiben.

Das Speisen im Restaurant konnte das erwirtschaftete Geld allerdings meist nicht annähernd auffangen. Vielmehr diente der Verkauf dazu, von den Kunden nicht vergessen zu werden. Einige Lokale halten am Außer-Haus-Verkauf fest. Im „Uerige Treff“ können Speisen auf Nachfrage weiter abgeholt und mitgenommen werden.