Oberhausen. Die Wirte des “Gdanska“ wollen die Zukunft der Kult-Gaststätte in Oberhausen nicht dem Zufall überlassen. Was die Besitzer derzeit beschäftigt.
Es klingt wie ein Schock für die Innenstadt: Die Besitzer der deutsch-polnischen Kult-Gaststätte Gdanska machen sich Gedanken über einen Nachfolger am Altmarkt. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagt das Wirtspaar Maria und Czeslaw Golebiewski ungeschminkt: „Wir wollen die Suche selbst bestimmen können, bevor wir es müssen!“
Die gute Nachricht: Dass kultige Jazz-Konzerte, dampfender Bigos und Danziger Wodka am Marktplatz von Alt-Oberhausen verschwinden, müssen Stammgäste nicht fürchten. Doch die Besitzer, die in der City das gesellschaftliche Leben mit vollem Eifer seit mehr als 21 Jahren prägen, wollen die Zukunft der Kult-Kneipe frühzeitig wie rechtzeitig in die richtigen Bahnen lenken.
Gdanska: Atmosphäre der Kult-Gaststätte bewahren
Maria (67) und Czeslaw (68) Golebiewski wissen, dass sie sich streng genommen im Rentenalter befinden. Das rührige Wirtspaar möchte auf den eigenen Körper hören. Die Arbeit rund um das Lokal erfüllt sie, erfordert aber zugleich stetiges Anpacken.
Viele der Anstrengungen im Verborgenen sehen die Gäste im Kneipenalltag nicht. Es ist viel Papierkram hinter den Kulissen, der den Laden am Laufen hält. Schwere Getränke-Kisten, die geschleppt werden. Planung und Präsenz im Laden. Das alles ist keine Aufgabe für die Stechuhr.
Was in jüngeren Jahren kaum ein Thema war, beschäftigt die Wirtsleute mittlerweile stärker. „Wir wollen, dass die Seele der Gaststätte auch künftig weiterhin besteht.“ Die Golebiewskis wissen um die Begegnungsstätte von Deutschen und Polen - um die Melange aus launigen Kneipenabenden und kulturellen Szene-Konzerten. Den Festen und Ausstellungen. Und das alles in der Innenstadt.
Gdanska: Fingerspitzengefühl bei Speisen und Konzerten
25 Mitarbeiter, darunter Festangestellte und Aushilfen, packen in der über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Kneipe mit an. Auch wenn sie es selbst nicht aussprechen: Es wäre schon ein Super-GAU, wenn das mühsam Aufgebaute am Altmarkt nicht weitergeführt werden könnte.
Darum sagen die Wirtsleute, dass sie mit Interessenten schon jetzt reden wollen. Holprige und wenig erfolgreiche Übergaben von Traditionskneipen in der Region haben sie aufgeschreckt. Was müsste ein Einsteiger unbedingt mitbringen? „Er muss das Gdanska lieben“, sagt Czeslaw Golebiewski. „Und er müsste bereit sein, alles andere zu lernen.“
Vor allem das Zusammenspiel zwischen Gastronomie, anspruchsvollen Konzerten und dem angeschlossenen Hotel-Betrieb erfordert Fingerspitzengefühl.
Gdanska: Wirtspaar plant keinen hastigen Abschied
Die Golebiewskis planen kein hastiges Handeln, sprechen von zwei, vielleicht drei Jahren oder länger bis zu einer Übergabe des Zapfhahns. Sie betonen aber zugleich die gesellschaftliche Verantwortung, der sie sich weiterhin verpflichtet fühlen. „Hier haben sich so viele verschiedene Menschen kennengelernt, sich ausgetauscht und verstanden - das darf nicht verloren gehen.“
Vor allem Konzerte sind in der Kult-Gaststätte ein fester Baustein. „Das Gdanska lebt von einem Hauch von Anarchie“, sagt Czeslaw Golebiewski. „Das hat nichts mit dreckigen Böden zu tun, sondern von einer inhaltlichen Unabhängigkeit.“
Die Kneipe soll daher ein Ort für wertvolle Kultur bleiben - für Kunst und Austausch. Vor knapp zwei Jahren ist die Konzert-Serie „Indie Radar Ruhr“ neu hinzu gekommen. Ein musikalisches Genre, das nun mit etablierten Jazz- und Rock-Konzerten harmoniert und damit für Konstanz wie Veränderung zugleich steht.
>>> Gdanska - seit dem Jahr 2000 viel Kultur in Oberhausen
Das Gdanska am Altmarkt Oberhausen lockt mit Kneipenbetrieb, Konzerten und Ausstellungen. Dazu zählt der deutsch-polnische Kulturpreis "Neptun", der an Akteure aus beiden Ländern vergeben wird.
Die Konzerte in Club-Atmosphäre besitzen über die Stadtgrenzen hinaus einen guten Ruf. Selbst der britische Star-Violinist Nigel Kennedy spielte im Jahr 2011 in den Räumen der Gaststätte ein umjubeltes Konzert.