Oberhausen ist - wie vielen anderen Städten auch - das Streusalz ausgegangen. Dabei wird am Wochenende wieder mit erneuten Schneefällen gerechnet.
Es ist der Supergau für jeden Winterdienst. Es gibt seit Dienstag kein Salz mehr in Oberhausen – und fürs Wochenende wurden Schneefälle angekündigt.
Die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) stehen mit leeren Händen da. Haben nur noch Granulat, das keine Auftauwirkung hat. Den Bürgern könnten Autofahrten ordentlich versalzen werden. Wie konnte es so weit kommen? Heinz Van Gemmeren, kaufmännischer Leiter der WBO, erklärt: „In den vergangenen vier Jahren haben wir im Schnitt pro Winter 700 Tonnen Streusalz verbraucht.” Doch dieser Winter ging in die Vollen. Von Dezember bis Dienstag landeten bereits 1300 Tonnen Salz auf Oberhausens Straßen.
Und Oberhausen ist nicht die einzige Stadt im Winterkleid. Wie Van Gemmeren verdeutlichte, werden Städte von Duisburg bis Dortmund inklusive Düsseldorf im Verbund vom Deutschen Straßendienst mit Streusalz beliefert. Was heißt, den anderen Städten geht es ähnlich. Van Gemmeren: „Von den 700 Tonnen Salz, die wir pro Jahr benötigen, haben wir zu Beginn des Winters immer 450 Tonnen eingelagert. Sollte die Stadt mehr Salz brauchen, sei vertraglich geregelt, dass innerhalb von 48 Stunden Nachschub geliefert wird. Nachgelegt wurde diesmal jedoch nicht. „Der Deutsche Straßendienst ist mit der Lieferung von 375 Tonnen Streusalz in Verzug”, sagt Van Gemmeren.
„Den Engpass müssen wir bestätigen”, bedauerte Matthias Stamm, Geschäftsführer des Deutschen Straßendienstes. Viele ihrer Kunden hätten innerhalb von zwei bis drei Wochen die Mengen an Streusalz verbraucht, die sie sonst über den ganzen Winter verteilt angefordert hätten. Das Salz wurde knapp. „Wir mussten die Entscheidung treffen, nur noch Autobahn- und Straßenmeistereien zu beliefern.”
Derweil ist man bei der European Salt Company (ESCO) bemüht, für Nachschub zu sorgen. „Die europäische Salzproduktion ist unter dem Dach der Esco zusammengefasst”, sagt Unternehmenssprecher Holger Bekemeier. In Deutschland betreibt die ESCO drei Steinsalzbergwerke, eines davon in Rheinberg-Barth. „Wir produzieren jetzt rund um die Uhr”, sagt Bekemeier. Die ESCO, die selbst Lagerkapazitäten von 800 000 Tonnen hat, verlädt das Salz nun schon direkt auf Lkw, ohne es noch zwischen zu lagern.
Aber das hilft Oberhausen wenig. Ist die Stadt eigentlich haftbar, wenn auf ungestreuten Straßen Verkehrsteilnehmer verunglücken? Rechtsdezernent Dirk Buttler: „Die Verkehrssicherungspflicht der Stadt schreibt uns vor, Salz zu streuen, wenn das witterungsbedingt zur Gefahrenabwehr erforderlich ist.” Die Stadt haftete also bei Vernachlässigung dieser Pflicht. Ist allerdings nirgends mehr Salz zu haben, ist sie aus dem Schneider. Buttler: „Wir versuchen weiter national und international, Salz zu bekommen.” Das ist nämlich jetzt die Pflicht der Stadt, wie auch der ADAC Bestätigte. Wenn es dann wirklich nirgends mehr Salz gibt, so Jacqueline Grünewald vom ADAC Nordrhein, müssten die Bürger über Schilder oder Aufrufe in der Presse informiert werden, dass nicht gestreut wurde und sie vorsichtig fahren sollten.