Oberhausen. Die Rehberger Brücke am Kaisergarten in Oberhausen feiert Geburtstag. Ihr Erfinder erklärt, warum der Touristen-Magnet an ein Spielzeug erinnert.
Über eine Brücke gelangen Menschen normalerweise von A nach B. Bürger überqueren sie, um Hindernisse zu überwinden - schnell und schnörkellos. Am Kaisergarten in Oberhausen wandern Menschen aber aus anderen Gründen über den Rhein-Herne-Kanal. Seit zehn Jahren gilt an der Rehberger Brücke: Der Weg ist das Ziel.
Ihr aus Frankfurt stammender Erfinder, der Künstler Tobias Rehberger, erklärte nun zum Geburtstag des Publikumsmagneten im Biergarten „Kanale Grande“ neben dem Stadion Niederrhein, warum sich die beliebte Brücke überhaupt 400 Meter vom Schloss Oberhausen bis vor das Gelände des Stadtsportbundes schlängelt.
Als sich Rehberger einst zum Projekt Emscherkunst das Revier genau anschaute und in Oberhausen am Kanal-Ufer verweilte, ging in seinem Kopf alles schnell - und pragmatisch: „Mir war sofort klar, an dieser Stelle muss einfach eine Brücke her!“
Rehberger Brücke: 400 Meter langes Laufband wie eine Tartanbahn
Rehberger tüftelte an künstlerischen Ideen, bis „Slinky Springs to Fame“ nach anderthalb Jahren Bauzeit über den Kanal führte. Sein Einfall: Metall-Spiralen sollten an ein waberndes Kinder-Spielzeug erinnern. Dieses schafft es bekanntlich, sich durch seine Zugkraft sogar Treppen hinunter zu bewegen. Hinzu kam noch ein wechselndes Farbband, das sich hoch oben über das Wasser zog. Eine Brücke voller Leichtigkeit.
Leichtigkeit - das gilt allerdings nicht für den Bau. Rehberger erinnert sich an erste Gespräche mit dem Architekten und Ingenieur Mike Schlaich. Der Fußgänger sollte sich auf der Brücke wie auf Wolken bewegen. „Für mich konnte sie gar nicht genug schwingen.“ Bauplaner, die nüchtern auf Tragfähigkeit und Zahlen blicken, werden dagegen hellhörig. An das „Um Gottes willen“ erinnert sich Rehberger noch.
Letztlich fanden beide Seiten eine Lösung für eine baulich sichere Konstruktion und ein wohliges Kribbeln beim Gang über die Slinky-Brücke. Der Mittelteil des Kunstwerkes funktioniert als Spannbandbrücke mit parallel verlaufenden Blechbändern.
469 Spiralen von unterschiedlicher Größe ummanteln die Wegstrecke der Spaziergänger. Der bunte Kunststoffbelag erinnert an die Tartanbahn auf einem Sportplatz - zugleich ist er eine weiche Dämpfung. Diese sei genau so wichtig wie das Maschendraht-Geländer, das mithilft, damit die Slinky-Brücke auch korrekt schwingt.
Darum mussten vor einigen Jahren auch die putzigen, am Draht befestigten Liebesschlösser wieder entfernt werden. Schade, aber eine zweite Hohenzollernbrücke aus Köln ist im Sinne der Stabilität in Oberhausen nicht möglich.
Slinky Springs to Fame: 469 Spiralen - aber keine Liebesschlösser
Dafür bietet die beleuchtete Brücke andere Glanzlichter. „Die Brücke musste mit knapp zehn Metern über dem Wasser ungewöhnlich hoch sein, um dem wachsenden Verkehr von Containerschiffen gerecht zu werden“, sagt Rehberger. „Die Rampen erinnern an Heftklammern, die nach außen gebogen wurden.“
Tatsächlich ist der Fußweg auf die Brücke an beiden Uferseiten wesentlich länger als die eigentliche Strecke über den Rhein-Herne-Kanal. Auch eine Höhendifferenz zwischen Kaisergarten und Emscherinsel musste ausgeglichen werden.
Was bleibt, ist ein echter Besuchermagnet. Bei Touristen wie Einheimischen. An einer historisch interessanten Stelle gelegen, die einen Teil des alten Emscherverlaufs am Kaisergarten und dem künftig renaturierten Vorzeigeprojekt zusammenführt.
Ein besonderes Kompliment erhielt Rehberger von der benachbarten Ludwiggalerie. „Dort haben sie gesagt, dass ihr wertvollstes Exponat vor der Tür steht.“ Eine Spannbandbrücke mit Zugkraft.
>>> Nützliche Emscherkunst mit anderthalb Jahren Bauzeit
Die Rehberger Brücke entstand im Rahmen des Emscherkunst-Projektes. Der Bau dauerte von Dezember 2009 bis Juni 2011. Bauträger ist die Emschergenossenschaft.
Der Brückenschlag basiert auf einer historischen Überquerung aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. In der Stadt gab es schon vor der Emscherkunst ernsthafte Überlegungen, eine neue Kanalbrücke für Fußgänger und Radfahrer zu errichten.