Oberhausen. Ein Doppel-Konzert am Schloss Oberhausen hat vergessene Gefühle reaktiviert. Die Fans mussten sich an Regeln halten. So viele durften dabei sein.

Lange ist's her! Bass dröhnt in die Ohren. Jemand zählt "One, two, three..." (Eins, zwei, drei). Das Schlagzeug hämmert einem den Staub vom Trommelfell. Musik-Romantiker konnten am Samstag vor dem Schloss Oberhausen ins Schwelgen geraten.

Das erste Konzert nach vielen Monaten bringt vor dem Eingang der Ludwiggalerie immerhin knapp 130 Fans zusammen. Die Musik-Reihe "Indie Radar Ruhr" positioniert die Szene-Gruppen Drens und Love Machine, nämlich dort, wo sie hingehören: Auf die Bühne! Und die Zuhörer stecken in der Zeitmaschine, erinnern sich an lange zurückliegende Festivals.

Das gilt auch für Radar-Veranstalter Maximilian Janetzki. Am 10. Oktober 2020 durften zuletzt die Musik-Instrumente bei den Indies klirren. Seitdem erfreute das große Schweigen höchstens die Freunde eines Stilllebens.

Konzert: Tanzen, ja - aber nur am eigenen Platz

Und nun? Offenbar hat auch die Sonne Lust. Perfekte Freiluft-Bedingungen. T-Shirt-Temperaturen, nicht zu heiß. Das Konzertgelände befindet sich neben dem Kaiser-Wetter-Garten. Kein Wunder, dass die Dortmunder Surfpunk-Band Drens in knallroten Badehosen erscheint, an denen wohl Baywatch-Bademeister David Hasselhoff seine helle Freude gehabt hätte.

„Endlich wieder“, fassen die Schnauzbart-Träger die sommerliche Rückkehr nach langer Corona-Zwangspause zusammen. Dass einer ihrer erfolgreichsten Songs „A very sunny Day“ heißt, passt in die Dramaturgie.

Wilde Sounds, aber ein geordnet geplanter Ablauf. Die Stuhlreihen stehen auf dem Schlosshof weit auseinander. Tanzen darf man, aber nur am eigenen Platz. Das klappt auch recht gut. Am Eingang mussten alle Fans sowieso einen negativen Corona-Schnelltest vorlegen - per Smartphone oder „Old School“ auf Papier.

Konzert: Auf und nieder - Schabernack zur sinkenden Sonne

Was verbindet auf Abstand? Gemeinsamer Schabernack, den Drens in Form des guten alten Hinsetzen-und-Aufspringen-Spiels fordern. Ein bisschen Spätsport zur sinkenden Sonne.

Dass die Spaßmusikanten gerne ihren Humor teilen, bewiesen sie bereits im Musikvideo zu „Curacao“, in dem die Dortmunder mit Sumo-Kostümen und Dinosaurier-Masken einen Strand unsicher machen.

50 Minuten, eine zusätzliche Zugabe wird erlaubt sein, und die zweite Band übernimmt. Love Machine sind Oberlippenbärten ebenfalls nicht abgeneigt. Zu ihrem Albumtitel „Düsseldorf - Tokyo“ ergänzen sie an diesem lauen Abend noch Oberhausen, womit die Metropolen dieser Welt auch alle genannt sind.

Die Düsseldorfer klingen wie ein Hot-Dog aus Boogie-Brot, Woogie-Würstchen, Chillout-Chili und viel Krautrock obendrauf - dafür aber mit Liebe gemacht.

Konzert: Vorgeschmack auf die Zeit des Erwachens

Und so eskalieren Love Machine nach dem Drens-Feuerwerk eher pointiert und hören sich die überwiegende Zeit nach einem herunter getakteten Grasgelage samt In-den-Himmel-starren an. Was auf dem Steinboden des Schlosshofs allerdings schwer fällt.

130 Fans liefern noch nicht das große Fundament wie wir es vom Normalo-Status kennen. Aber sie sorgen für einen Vorgeschmack, welcher Atmosphäre man nach weiteren Lockerungen entgegen gieren darf.

Wer die Augen schließt und in den Applaus hinein lauscht, das Platschen von verschütteten Bierbechern vernimmt und in der Ferne japsende Rufe der Zustimmung erhascht, der weiß, dass Live-Leben mehr ist als nur aneinander gereihte Töne.

>>> Open-Air am Schloss Oberhausen wird fortgesetzt

Die Konzerte von Indie Radar Ruhr werden weiter fortgesetzt. Bis zu 200 Besucher dürfen mit einem negativen Corona-Schnelltest auf das Gelände. Der Burghof ist abgesperrt. Es gibt einen Ein- und Ausgang. Die Sitzplätze sind im Hof versetzt aufgestellt. Auf den Gehwegen zwischen Platz und Bierwagen müssen Fans eine Mund-Nasen-Maske tragen.

Schon zur Wochenmitte spielt wieder die Musik: Am Mittwoch, 16. Juni, machen Jeremias weiter. Das Konzert ist ausverkauft. Ob zusätzliche Sitzplätze möglich sind, steht noch nicht fest. Am Freitag, 18. Juni, kommen Walking on Rivers und Neumatic Parlo. Am Samstag, 19. Juni, machen Wallis Bird weiter. Sonntag, 20. Juni, übernehmen noch Loki und Loupe.