Oberhausen. Um die Schulen in Oberhausen mit WLAN und Glasfaser auszustatten, bringt die Stadt über 20 Millionen Euro auf. So wird das Geld investiert.

High-Speed-Internet und WLAN im Klassenraum, iPads für Schüler und Lehrer im digitalen Unterricht, strukturiertes Arbeiten dank Online-Lernplattform – über 20 Millionen Euro fließen in die Digitalisierung aller Oberhausener Schulen. Mit diesem Geld, das aus mehreren Fördertöpfen des Landes NRW kommt, soll in der bisherigen Internet-Wüste der städtischen Bildungseinrichtungen ein neues Zeitalter ausgerufen werden.

Das Mammutprojekt Glasfaser kam erst durch Fördermittel des Wirtschaftsministeriums NRW und aus dem „Digitalpakt Schule“ zum Laufen. Bereits 2017 hatte die Stadtverwaltung das Thema auf der Agenda – und doch war das Unterfangen immer wieder unterbrochen oder gestoppt worden. Durch die im letzten Jahr zugesagte, hundertprozentige Förderung vom Wirtschaftsministerium in Höhe von 4,1 Millionen Euro konnten im zweiten Halbjahr 2020 zunächst die Tiefbaumaßnahmen im gesamten Stadtgebiet starten.

IT-Dezernent Michael Jehn begleitet die Digitalisierung der Oberhausener Schulen.
IT-Dezernent Michael Jehn begleitet die Digitalisierung der Oberhausener Schulen. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Weitere 11,8 Millionen Euro aus dem Fördertopf Digitalpakt braucht die Stadt allerdings, um alle 115 Gebäude an das Netz anschließen und mit WLAN versorgen zu können. Beim Digitalpakt wird außerdem ein Eigenanteil der Stadt fällig – rund 1,3 Millionen Euro. Diesen Betrag konnte die Verwaltung aus einem weiteren Fördertopf erschließen, nämlich dem Projekt „Gute Schule 2020“.

Tablets für Lehrpersonal in Oberhausen wurden komplett vom Land NRW bezahlt

Zunächst wurden mit den Mitteln in einem Pilotprojekt die Steinbrink-, Erich-Kästner- und Brüder-Grimm-Schule ans Netz angeschlossen und zeitgleich mit WLAN ausgestattet – Kostenpunkt: 484.000 Euro. Der Anschluss von zwei Berufskollegs und der beiden Förderschulen Glückauf- und Schillerschule wird mit einer Summe von fast zwei Millionen Euro gefördert.

Stärker schlagen die Grund- und weiterführenden Schulen zu Buche – für den Glasfaser- und WLAN-Anschluss der 26 Grundschulen fallen 4,5 Millionen Euro an, der erst Ende Juli abgesegnete Förderbescheid für die 13 weiterführenden Schulen beläuft sich auf 4,87 Millionen Euro.

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Mit in die 20 Millionen Gesamtbudget fallen auch die zwei Sofortausstattungsprogramme für Lehrer und Schüler. Damit konnten in den vergangenen Monaten insgesamt 6000 iPads und Notebooks angeschafft werden, die das digitale Lernen unterstützen sollen. Die letzten Geräte wurden noch kurz vor den Sommerferien ausgeliefert.

Die Tablets kommen den Schülerinnen und Schülern zugute, die vom Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) der Stadt profitieren. Die Kosten belaufen sich auf über 2,1 Millionen Euro, davon kommen 1,9 Millionen aus dem Digitalpakt. 214.000 Euro muss die Stadt selbst aufbringen – der einzige Eigenanteil in allen laufenden Förderungen, der das Haushaltsbudget belastet. Anders sieht es bei der Ausstattung der Lehrer aus: Da die Pädagogen bei der Regierung angestellt sind, übernimmt das Land die Kosten von 938.000 Euro komplett.

Der lange Weg zur Glasfaser

Bereits seit 2017 beschäftigen sich die Experten im Rathaus mit dem Thema Glasfaserausbau. 2,5 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt bewilligte der Rat Mitte 2017 für den Anschluss der 52 Schulen ans schnelle Internet, im Herbst 2017 stand der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) das Geld zur Verfügung. Im Frühjahr 2018 erfolgte die Ausschreibung, Baubeginn sollte im Sommer 2018 sein. Doch auf die Ausschreibung reagierte lediglich eine Firma, deren Angebot deutlich über den geplanten Kosten lag.

Auch der 2018 geförderte Gigabit-Masterplan der Landesregierung hielt dann doch kein Geld für Oberhausen bereit – trotz Förderantrags und eines Zuschlags der Bezirksregierung entschied das NRW-Wirtschaftsministerium im Dezember 2018, dass Oberhausen gemäß der Förderrichtlinie eine erneute Ausschreibung vornehmen muss. Erst 2020 kam der Zuschlag auf Fördergelder und die Arbeiten konnten beginnen.

Knapp eine Million Euro wird Oberhausen zudem vom Land für IT-Personal zur Verfügung gestellt, um die ausgeteilten Geräte und die Lernplattform IServ, mit der die Schulen seit letztem Sommer im Distanzunterricht arbeiten, verwalten zu können.

Angeschaffte Endgeräte werden in vier bis fünf Jahren ersetzt werden müssen

Zusätzlich hat die Stadt im diesjährigen Haushaltsplan eine Summe von 750.000 Euro für die Digitalisierung an Schulen eingeplant. Diese im Vergleich kleine Summe ist allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir brauchen definitiv mehr Fördermittel“, mein IT-Dezernent Michael Jehn, der den digitalen Ausbau begleitet. „Die von uns angeschafften Geräte werden in vier bis fünf Jahren ersetzt werden müssen.“

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Zudem bräuchte es noch mehr Tablets und Notebooks, da nicht alle Kinder, die auf Förderungen angewiesen sind, auch ein Gerät erhalten hätten. All das sei mit dem Oberhausener Haushaltsbudget kaum zu stemmen. Ein weiterer Knackpunkt: Die derzeitige Preissteigerung und Baustoffknappheit der Branche könnte das Ziel der Stadt, den digitalen Ausbau Ende 2022 komplett abzuschließen, noch gefährden.