Oberhausen. Mattes Hoffmann und Anna Kimmeskamp haben 2020 ihr Abitur mit Bestnote bestanden. Was sie heute machen und wie sie diesen Erfolg erreicht haben.

Nach dem Abitur stehen Schüler an einem Scheideweg. Welche Wege schlagen sie ein, nachdem sie viele Jahre lang die Schulbank gedrückt haben? Wir haben mit zwei Schülern gesprochen, die 2020 ihren Abschluss am Elsa-Brändström-Gymnasium erreicht haben – und zwar mit Bestnote.

Mattes Hoffmann hat sein Abitur mit glorreichen 899 von 900 möglichen Punkten abgeschlossen – Durchschnitt 0,7. Auch ein Jahr später führt er diese Leistung auf seine Selbstdisziplin und Lernfähigkeit zurück. „Mitte März hatten wir unseren letzten Schultag, wegen des Lockdowns. Danach habe ich mich jeden Tag von sechs bis 14 Uhr an den Schreibtisch gesetzt und gelernt. Außerdem kann ich mir sehr gut Dinge merken.“ Besonders die Textarbeit hatte es ihm schon zu Schulzeiten angetan. „Weil ich das wusste, habe ich mich für ein Jura-Studium in Düsseldorf entschieden.“

Trotz Bestnoten und Studienplatz noch kein fester Berufswunsch

Mathematik und Geschichte waren seine Leistungskurse am „Elsa“: „Mathe, weil ich es konnte, Geschichte, weil ich es mochte“, erklärt Hoffmann, der durch seine Tätigkeit als jahrelanger Schulsanitäter beinah Medizin studiert hätte. „Ich wusste aber, dass ich das nicht schaffen würde.“ Seine innere Organisation und die Fähigkeit, Fristen einzuhalten, führt der heute 18-Jährige auf die Montessori-Pädagogik seiner ehemaligen Schule zurück. „Außerdem kann ich mich schnell für Themen begeistern – ich springe über jeden Stock, den man mir hinhält.“

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Einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe der Jura-Student im Übrigen nicht. „Es heißt ja, nur Romantiker werden Juristen. Aber Gerechtigkeit und Recht fallen nicht immer zusammen.“ Er interessiert sich besonders für die Judikative, das „Hirn des Staats“. Das Studium sei interessant, einen festen Berufswunsch habe er aber bisher nicht.

Ähnlich geht es Anna Kimmeskamp. Die heute 19-Jährige hat ihr Abitur im letzten Jahr mit einem Durchschnitt von 1,0 abgeschlossen. Ihre Leistungskurse Englisch und Sozialwissenschaften wählte sie damals eher auf gut Glück. „Ich war in der zehnten Klasse in einem Auslandsjahr in Amerika und habe deshalb nach Gefühl gewählt, weil ich mich immer für Sprachen, andere Kulturen und die Gesellschaft als solches interessiert habe.“ Kimmeskamp wurde zur Schülersprecherin gewählt, übernahm Verantwortung und setzte sich für ihre Mitschüler bei der Schulleitung ein. „Ich hatte schon immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.“ Auch sie führt ihren Erfolg auf ihr Interesse am Schulstoff zurück. „Außerdem wollte ich gut in der Schule sein, um nach dem Abschluss alle Möglichkeiten zu haben.“

Auch ohne klares Ziel „glücklicher denn je“

In der Oberstufe wusste sie nicht so recht, wo es für sie hingehen sollte. „Ich habe zwischen unterschiedlichen Berufen und Studiengängen geschwankt“, erinnert sie sich. Aus Zufall stieß sie auf den Studiengang „Global Studies“ an der Universität in Maastricht in den Niederlanden – und erhielt die Zusage. „Eine Entscheidung, die ich nie bereut habe. Ich bin glücklicher denn je“, sagt sie. Der neuartige Studiengang beschäftigt sich jedes Semester mit einem neuen Thema, das die Welt beschäftigt, darunter Wirtschaft und Umwelt, aber auch Migration. Die Studierenden arbeiten an Lösungen für die großen sozialen Probleme unserer Gesellschaft. „Das, was ich in meinen Leistungskursen gelernt habe, kommt mir jetzt zugute.“ Auch für die 19-Jährige ist noch kein bestimmter Beruf in die engere Auswahl gekommen. „Dafür ist es auch noch zu früh“, meint sie.

Studienstart in Pandemiezeiten

Anna Kimmeskamp und Mattes Hoffmann sind inmitten der Corona-Pandemie in ihren neuen Lebensabschnitt gestartet. Hoffmann studiert zwar in Düsseldorf, ist aber noch im Elternhaus wohnen geblieben.

Anna Kimmeskamp ist in die Niederlande gezogen, um in Maastricht zu studieren. Nachdem sie nun zwei Semester in einer eigenen kleinen Wohnung gelebt hat, zieht sie im Sommer mit Freundinnen in eine WG. Ein klassisches Studierendenleben haben allerdings beide wegen der Corona-Beschränkungen noch nicht gehabt.

Anna Kimmeskamp und Mattes Hoffmann sind beide Stipendiaten der Studienstiftung des Deutschen Volkes und blicken gerne auf ihre Schulzeit zurück. „Wir wurden am Elsa nicht nur aufgefangen, sondern ernst genommen“, reflektiert Kimmeskamp. Vor allem die eigene Motivation sei für beide der Schlüssel zum Erfolg. „Man kommt aus der Schule heraus und glaubt, man wüsste nun etwas über die Welt“, fügt Hoffmann hinzu. „Aber das Studium hat gezeigt: Das ist überhaupt nicht so.“ Wichtig sei es, sich viele Möglichkeiten offenzulassen und auf sich selbst zu hören. „Wenn man sich zu sehr einschränkt, wird man nicht glücklich. Man sollte nicht immer nur Pläne machen, sondern offen bleiben. Vieles ergibt sich auf dem Weg.“