Oberhausen. Acht Millionen Euro bekommt Oberhausen vom Land, um Lehrschwimmbecken energetisch zu sanieren. Es wird allerdings weitaus teurer als gedacht.

In den Schwimmbädern der Oberhausener Grundschulen wird in den Sommerferien kräftig gearbeitet. Sieben Lehrschwimmbecken werden saniert und energetisch auf Vordermann gebracht. Was dringend nötig ist, viele der Bäder wurden in den 60er Jahren gebaut, fressen Unmengen an Energie und sind in desolatem Zustand. Für das Oberhausener Projekt lässt das Land NRW eine millionenschwere Förderung springen.

Bereits im April 2020 hatte die Stadt Oberhausen den Zuschlag erhalten. 8,1 Millionen Euro stammen aus dem Fördertopf „Kommunaler Klimaschutz NRW“, 900.000 Euro kommen als Eigenanteil aus dem städtischen Haushalt hinzu. Insgesamt fließen also neun Millionen Euro in das Projekt DISKO. Hinter DISKO verbirgt sich der etwas sperrige Projekttitel „Digitalisierung als Schlüssel zum Klimaschutz – intelligentes Energiemanagement von Lehrschwimmbädern – Das Oberhausener Modell“. Die ersten Bauarbeiten sollen im Juli und August starten.

Weitere Sanierungsmaßnahmen werden fällig, die nicht gefördert werden

Mit dem bundesweit einzigartigen Pilotvorhaben sollen der Energieverbrauch und CO2-Ausstoß beim städtischen Gebäudebestand deutlich verringert werden. Die Sanierungsmaßnahmen umfassen klassische energetische Umbauten und Erneuerungen wie Wärmedämmung, Fenster und Beleuchtung, aber auch den Einsatz modernster Heizungs- und Regeltechnik.

Im Mai 2020 wurden die Pläne für die anstehenden Sanierungen vorgestellt, hier im leeren Schwimmbecken der Erich-Kästner-Schule, v.l.: Oberbürgermeister Daniel Schranz, Markus Werntgen-Orman (Bereichsleiter Umweltschutz), die damalige Dezernentin Sabine Lauxen und Maik Ballmann vom Fachbereich Klima- und Ressourcenschutz.
Im Mai 2020 wurden die Pläne für die anstehenden Sanierungen vorgestellt, hier im leeren Schwimmbecken der Erich-Kästner-Schule, v.l.: Oberbürgermeister Daniel Schranz, Markus Werntgen-Orman (Bereichsleiter Umweltschutz), die damalige Dezernentin Sabine Lauxen und Maik Ballmann vom Fachbereich Klima- und Ressourcenschutz. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

So sollen Solarthermie-Anlagen zur Unterstützung der Heizungen in den Bädern verbaut werden. Hinzu kommt eine clevere Digitalisierung der Anlagen – ähnlich wie man es von einer Smart-Home-Anwendung für die eigenen vier Wände kennt, sollen sich per Handy oder Computer etwa Heizung und Beleuchtung bedarfsgerecht und zentral an- und ausschalten lassen, um unnötigen Energieverbrauch zu verhindern. Neben einer Reduzierung der CO2-Emissionen um circa 1200 Tonnen pro Jahr sollen nach der Sanierung Energiekosten von rund 300.000 Euro im Jahr eingespart werden können.

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Im Antrag zur Förderung waren weitere energetische Sanierungsmaßnahmen enthalten, die allerdings aus Kostengründen nicht bedacht werden konnten. Um Wasch- und Umkleideräume sowie Turnhallen modernisieren zu können, muss die Stadt deshalb selbst in die Tasche greifen. Für die Wand- und Dachaußendämmungen, Fassadenarbeiten, Dachbegrünung, Erneuerung von Fenstern und Trinkwasseranlagen wird die Verwaltung weitere 1,8 Millionen Euro bereitstellen – dieser Betrag wurde nun in die Haushaltsplanung für 2021 und 2022 aufgenommen.

Schwimmbecken werden ausgetauscht

Drei Schulen sollen noch 2021 saniert werden

Noch 2021 sollen die Lehrschwimmbäder und Nebengebäude der Ruhrschule, Schillerschule und Schule am Froschenteich analog zum Projekt DISKO umfassend saniert werden. Umgesetzt werden die Fliesen-, Maler- und Putzarbeiten sowie die Erneuerung der Trinkwasserinstallationen mit einem finanziellen Gesamtvolumen in Höhe von 940.000 EUR.

Bisher liegt die Stadt mit ihrer Kostenkalkulation für das Projekt im Soll. Unklar ist bisher jedoch, inwieweit sich die Baukostensteigerungen auf die Kostenkalkulation bis Projektende auswirken werden.

Allerdings muss die Stadt doch mehr ausgeben als anfangs gedacht. Es hat sich herausgestellt, dass die zum Zeitpunkt des Förderantrags angedachten Sanierungsarbeiten nicht ausreichen. Erst bei den Begehungen der Bäder sei der erhebliche Rückstand aufgefallen, heißt es in er entsprechenden Vorlage aus dem Rathaus. „Instandhaltungsarbeiten sind bisher sehr kleinteilig und uneinheitlich durchgeführt worden. Dabei sind nur akute Schäden behoben worden, ohne dass Ursachen nachhaltig beseitigt wurden“, ist in dem Papier zu lesen. Undichte Stellen hätten in den Fliesen zum Eindringen von gechlortem Wasser in den Stahlbeton geführt. Die Folge: Korrosion und Aufwölbungen der Fliesen, die zu regelmäßigen Reparaturen geführt hätten.

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Deshalb werden neben den energetischen und ergänzenden Arbeiten auch generelle Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 4,8 Millionen Euro fällig. Dazu zählen Maler- und Fliesenarbeiten und der Austausch der bisherigen Schwimmbecken mit Edelstahlbecken. Edelstahl sei kostengünstig und beständig und führe dadurch zu niedrigeren Betriebs- und Gebäudeunterhaltungskosten, argumentiert die Stadt.

Stadt bittet um Fristverlängerung bis 2023 bei der Bezirksregierung

Die Arbeiten sollen mit den geförderten Baumaßnahmen vom DISKO-Projekt verknüpft werden, um Einschränkungen im Schwimmbetrieb zu verkürzen. Laut Förderbescheid müssten die energetischen Baumaßnahmen bis zum 31. Juli 2022 abgeschlossen sein. Um die begleitenden Arbeiten angleichen zu können, will die Stadt eine Verlängerung der Frist zum 31. März 2023 ansteuern – die Bezirksregierung prüft derzeit, ob dem Antrag zugestimmt wird. Der Umfang der vom Förderprojekt unabhängigen Maßnahmen beläuft sich inklusive der 1,8 Millionen für Arbeiten an Nebengebäuden auf insgesamt 6,62 Millionen Euro.