Oberhausen. Mit der Freien Universität haben Kreative in Oberhausen unabhängige Kurse gestemmt. Wie dies in Corona-Zeiten klappt und was angeboten wird.
Man lernt nie aus: In Oberhausen ist es ganz normal, wenn sich selbst reifere Menschen im Rentenalter wieder für eine Universität einschreiben. Das Sommersemester startet mit 20 Kursen und Workshops. Wer bedient so eine Zeitmaschine? Die Freie Universität Oberhausen!
Hinter dieser Fakultät mit viel Fantasie steckt in der eigentlich Uni-losen Stadt Oberhausen ein Zusammenschluss aus 30 Kreativen, der das Lern- und Kulturprojekt mit viel Herzblut vor einiger Zeit aus der Taufe gehoben hat.
„Die Kurse richten sich an Interessierte jeglichen Alters“, sagt Rebecca Gottschick. Jeder erhalte die Möglichkeit, einen der Workshops zu besuchen. Einschreiben, also anmelden kann man sich vorab - das muss aber nicht so sein. Vorbeikommen, mitmachen, dabei bleiben. So geht es auch.
Freie Universität Oberhausen: Programm gegen Corona-Blues
Nach diesem Motto funktionierte auch der Samstag: Drei Spielorte in der Oberhausener Innenstadt, drei Kostproben des Angebots. So wie auf dem Saporishja-Platz, wo der Wind eine geheimnisvolle blaue Plastikplane anhebt, die einen Teil des Steinpflasters bedeckt.
Warum liegt sie dort? In den Häuserschluchten der City können Passanten kargen Steinen einen freundlicheren Anstrich geben. Die Steine werden unter fachlicher Anleitung bemalt. Niedrigschwellige Mitmachaktionen, die gerade Kinder ansprechen.
„Tu dir Gutes“, heißt ein Kurs. Rebecca Gottschick erläutert, dass das Programm der Corona-Krise angepasst ist. Wegen der Pandemie finden alle Kurse an der frischen Luft statt. Das vereinfacht das Regelwerk. Außerdem sollen Workshop-Inhalte dabei helfen, nach dem Lockdown wieder einen freien Kopf zu bekommen: Meditation, Entspannungstechnik, kreative Kunst.
Sechs Fakultäten haben sie aufgebaut - ein Register unterschiedlicher Themen. Darunter befindet sich auch der Sport. Boule-Kugeln fliegen am Samstag über den Sapo-Platz. Und selbst Anfänger lernen, dass sich das launige Spiel mit professionellen Kugeln vom Strand-Zeitvertreib mit bunten Plastikkugeln deutlich abhebt.
Freie Universität Oberhausen: Radtouren, Sportfilme, Stadthistorie
Auch Radtouren sind angedacht. Wer noch nie geradelt ist, dem soll das Radfahren auch beigebracht werden. Auf dem Museumsbahnsteig am Hauptbahnhof Oberhausen laufen zudem Sportfilme - für die Kurs-Theorie.
Beim Mini-Golf sollen Schläger schwingen, was mit „Schweizer Freiluft-Geschicklichkeitsspiel“ einen auffälligen Namen erhalten hat. Mit dem Fanprojekt von Fußball-Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen sind sogar Stadtführungen geplant, die tief in die Fußball-Historie eintauchen.
Auch auf dem Friedensplatz haben sie am Samstag einen Stand aufgebaut: Die Freie Uni zeigt Schauspiel und Dramaturgie mit Walking-Acts, die sich zwischen den Stationen bewegen. „Theatertauben“, „The Choir“ und sogar Kunst mit dem 3D-Drucker stehen im Programm.
Freie Universität Oberhausen: Stadtlärm in eigene Musik verwandeln
Am Altmarkt spielen Straßenmusiker in unterschiedlichen Sprachen. Besonders interessant hört sich ein Projekt der elektronischen Musik an. „Wie klingt die Stadt?“ wollen die Referenten wissen. Dazu werden typische Geräusche aus dem Stadtgeschehen aufgezeichnet. Die Klangfetzen wollen die Kursteilnehmer anschließend zu einem Musikstück zusammensetzen. "Sound of Oberhausen" - eine Klangcollage mit klarer lokaler Note.
Die Kurse konzentrieren sich auf die Monate August und September. Die Teilnahme ist kostenlos. Viele Informationen sind mehrsprachig aufgebaut. Viel zu sehen, viel zum Mitmachen - finden auch die Macher am Abend beim Abschluss-Event vor dem angestrahlten Bunker an der Sedanstraße.
>>> Freie Uni lehrt an verschiedenen Standorten
Die Freie Universität wurde 2015/2016 als zunächst einmaliges Quartiers-Projekt erdacht. Seit 2018 wird sie dauerhaft gefördert und liefert sozio-künstlerische Impulse für Oberhausen-Mitte. Termine und Anmeldungen: www.funi.kitev.de oder Telefon: 0157-70462721.
Die Kurse des dritten Semesters verteilen sich auf unterschiedliche Standorte, starten aber immer draußen: Museumsbahnsteig, Bahnhofsvorplatz, Königshütter Park, Ebertplatz, Grillopark, Unterhaus Vorplatz, Friedensplatz, Sapo-Platz, Gdanska-Innenhof, Altmarkt, K14-Hof, Druckluft, Zentrum Altenberg, Altenberger Park, Quartiersgarten und Kurbel.