Oberhausen. Den Bunker an der Sedanstraße schmückt ein neues Wandgemälde. Für das Werk mit Aussage arbeiteten Kulturschaffende und Karnevalisten zusammen.
Auf dem kleinen Gebäudevorsprung am bulligen Bunker in der Nachbarschaft von Theater Oberhausen und Ebertbad steht mit dunkelblauer Farbe geschrieben: „So wie es ist, wird es nicht bleiben!“ Das einst so graue Gebäude hat in nur zwei Wochen mit der Seitenperspektive zur Sedanstraße ein großes Wandgemälde erhalten.
In blauen und gelben Tönen ist das Kunstwerk gestaltet, es verbindet breit ausgebreitete Flügel, eine geballte Faust und doppelschwänzige Meerjungfrauen miteinander.
Die für den Bunker prophetischen Zeilen könnte man problemlos als Produktionsmotto interpretieren. Doch hinter all der Farbe und der ineinander verquickten Symbolik steckt deutlich mehr.
Das Gestaltungsprojekt „Weltbaustellen“ hat den Bunkerschmuck möglich gemacht. Das Projekt finanzierten die Macher über Förder- und Sponsorengelder und kostet der klammen Stadt Oberhausen kein Geld.
Bunker: Künstler erschaffen Streetart in nur zwei Wochen
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Die Motive orientieren sich an den 17 Zielen der Vereinten Nationen (UN) für nachhaltige Entwicklung. Darin verpflichten sich Staaten die Armut zu bekämpfen, Bildungs- und Geschlechtergerechtigkeit zu fördern und einen fairen Welthandel durchzusetzen.
Oberhausen bildet den Abschluss der Aktion. Der hiesige Künstler Aaron Stratmann hat gemeinsam mit der im bretonischen Rennes geborenen Künstlerin Katja Bot das erschaffen, was nun großformatig am Bunker zum gelungenen Hingucker – und zwar dauerhaft.
Im Alleingang haben die Kulturschaffenden natürlich nicht die Baugerüste im Theaterviertel aufgebaut. Die Initiative „Eine Welt Netz“ gestaltet seit vier Jahren leere Stadtfassaden durch Wandmalerei, Streetart und Urban Art in Kunstwerke mit Botschaft um.
Da mit lokalen Partnern alles besser läuft, arbeitet die Initiative in Oberhausen mit dem Verein „Kultur im Turm“ (Kitev) und der Freien Universität zusammen. Diese schlugen die Brücke zu den Künstlern.
Bunker: Ungewöhnliches Kollektiv von Kunst und Karneval
„Das Projekt soll zu Veränderungen aufrufen und dazu anregen“, sagt Gianna Gardeweg von Kitev, die gemeinsam mit Stefan Schroer das Wandgemälde bei etwas DJ-Musik und einem veganen Büfett am Wochenende an die Öffentlichkeit übergab.
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Kulturdezernent Apostolos Tsalastras (SPD) freute sich über „eine echte Bereicherung“ des Stadtbildes und unterstrich die ungewöhnliche Kooperation dahinter. Denn mit dem Künstlerkollektiv und dem Besitzer des Bunkers kamen doch grundverschiedene Wirkungskreise zusammen.
Der Förderverein der Karnevalsgesellschaft Schwarz-Weiß Buschhausen stellte nämlich als Besitzer des Bunkers die Gestaltungsfläche bereit. Die Suche dem geeigneten Rahmen gestaltete sich im Vorfeld nicht gerade einfach. Nun profitieren beide Seiten. Ludger Decker: „Wir freuen uns über die gelungene Gestaltung und gute Zusammenarbeit.“
Wandgemälde aus Fördermitteln gestaltet
Während in den Nachbarstädten Duisburg und Mülheim großformatige Bilder längst das Stadtbild der „Weltbaustellen“ prägen, ist Oberhausen als letzte Station der vier Jahre andauernden Reihe spät dran.
Das Kunstprojekt wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Stiftung Umwelt und Entwicklung sowie den Sponsor Oiko Credit finanziert. Die Stadt Oberhausen und der karnevalistische Förderverein als Bunkerbesitzer müssen keinen Eigenanteil zahlen.
Dass der Karneval – bei der Stadt übrigens dem Bereich Sport zugeordnet – schon vorher kulturelle Akzente gesetzt hat, unterstrich Decker natürlich gerne. Im Bunker ist seit viereinhalb Jahren nicht nur das Karnevalsmuseum heimisch, sondern es proben einige Musikbands in vermieteten Räumen. „Ein Engagement, dass wir übrigens ohne Fördergelder umgesetzt haben.“
Apostolos Tsalastras, der den Karneval eher bei der Kultur angesiedelt sieht, begrüßt die Strahlkraft des Gemäldes: „Soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Stabilität, ökologische Nachhaltigkeit und Demokratie sind stadtprägend umgesetzt worden.“
Was im Detail zu sehen ist, wollen die Künstler nicht in Stein meißeln. „Jeder Betrachter steht mit einer eigenen Interpretation vor dem Kunstwerk. Wir sind gespannt auf die Reaktionen.“