Oberhausen. Erst die Biergärten, dann die Innenräumen - nun ohne Corona-Test. Die Gastronomen in Oberhausen atmen auf. Manche trauen dem Braten noch nicht.

Ohne Emotionen schmeckt alles fade. Dass die Gastronomen nach sieben Monate langer Corona-Zwangspause wieder ihre Lokale öffnen können, hat den einen oder anderen eine Freudenträne verdrücken lassen.

Dabei geht es aber nicht nur um die banale Rückkehr an den Herd, zurück zur Arbeit, sondern auch um die Treue der Stammkundschaft. „Viele haben früh gebucht und sind an den ersten Tagen tatsächlich vorbeigekommen“, sagen Maria und Czeslaw Golebiewski vom Gdanska. Die Kellner tragen wieder Gerichte zu den Plätzen - drinnen wie draußen. Bringt das Zuversicht? Auf jeden Fall.

Die deutsch-polnische Gaststätte setzt künftig vor allem auf Unterhaltung, die nach Piroggen und Bigos das Comeback noch ausbauen soll. Ein kleines Konzert haben sie auf der Außenterrasse schon spielen lassen. Zur Fußball-EM können Gäste auf eine Leinwand blicken.

Gdanska plant Rückkehr zur Kultur - Theater, Konzerte, Ausstellungen

Dabei soll es nicht bleiben. „Theater, Konzerte, Ausstellungen - das alles steht für Leben und wir freuen uns, wenn es wieder geregelt möglich ist.“ Auch eine kleine Feier wollen sie noch nachholen. 21 Jahre öffnet die Gaststätte bekanntlich schon in Oberhausen. Die Fete zum 20. Geburtstag ist im vergangenen Jahr wegen der Pandemie ausgefallen - nun hoffen die Golebiewskis auf das Nachträgliche.

Ein überwältigendes Gefühl beschreibt auch Emile Moawad von der Weinlounge Le Baron. Im Vergleich zum Altmarkt stehen dem Gastronom an der Oberen Marktstraße zwar weniger Außenplätze zur Verfügung. Trotzdem hätten die Gäste nach der Wiedereröffnung nicht lange gezögert. „Wir haben einige Tische aus dem Inneren nach Außen gestellt. Das verleiht den Plätzen eine ganz besondere Atmosphäre - gerahmt von vielen Pflanzen.“

Vor sieben Jahren hat der Gastronom das Lokal in der Innenstadt eröffnet - einige haben den Weinen, den italienischen und französischen Gerichten hier keine Chance gegeben. Doch Emile Moawad hat sie Lügen gestraft. „Wir sind keine Pizzeria, kein Imbiss, sondern haben ein ganz anderes Angebot.“

Le Baron plant Abend mit Chardonnay, Custoza und drei Lugana-Weinen

Doch die Pandemie hat die zarte Pflanze des Erfolges stark belastet. Umso mehr hat ihn die Nachfrage der Kunden gefreut. Ein guter Weißwein, ein leichter Salat oder ein Antipasti-Teller mit gegrilltem Gemüse, italienischer Salami, Prosciutto und Käse werde gerne genommen.

Die Zukunft sieht er auch wieder mit Themenabenden. Und stehen schon sehr bald an. Am Samstag, 26. Juni, initiiert der Gastronom erstmals wieder eine Weinprobe in seinem Lokal. Fünf Weißweine, nämlich Chardonnay, Custoza und drei Lugana-Weine, möchte er mit einem begleitendem Essen für 49 Euro pro Person anbieten. "Alles unter den nötigen Hygiene-Vorschriften", wie er sagt. Es gibt noch freie Plätze.

Zum befreiten Jubeln sei es, angesichts der Angst vor einer vierten Welle und tückischen Virus-Mutationen, aber noch zu früh. Einen Wunsch äußert Emile Moawad, den viele seiner Kollegen in Oberhausen teilen: „Wir hoffen, dass uns die vielen Gäste auch weiterhin besuchen.“ Der Gastronomie sei nur geholfen, wenn der gute Start keine Eintagsfliege bleibe.

Uerige Treff bringt Matjes zurück - und verkauft weiter zum Mitnehmen

Das sieht auch Andreas Dehorn aus dem „Uerige Treff“ am Friedensplatz so. Er kann in seinem Lokal ein Lüftungssystem laufen lassen, das in fünf Minuten den Großteil der Raumluft gegen frische Luft von draußen austauscht. Das soll bei skeptischen Gästen Vertrauen schaffen. Gerichte zum Mitnehmen möchte Dehorn aber auch weiterhin anbieten.

Was früher mit Festen auf dem Friedensplatz gefeiert und begossen wurde, soll in einem ruhigeren Fahrwasser im Lokal erhalten bleiben. Seit Mittwoch, 16. Juni, steht der neue, junge und zarte Hering auf der Speisekarte. Zumindest die Matjes-Saison ist durch die Corona-Pandemie nicht klein zu kriegen.

Saisongerichte haben durch die Corona-Krise trotzdem gelitten. Besonders teure Zutaten für den schwerer zu planenden Außer-Haus-Verkauf anzuschaffen, lohnte sich häufig nicht. Die Einkaufspreise haben angezogen. Beim Spargel merken einige Wirte aber schon einen größeren Nachholbedarf seit die Restaurants wieder öffnen.

>>> Corona-Schnelltest in Restaurants - einige Gäste waren skeptisch

Durch die vergleichsweise niedrige Corona-Inzidenz in Oberhausen ist es derzeit möglich, die Innen- und Außengastronomie ohne einen negativen Corona-Schnelltest anzusteuern. Zur Rückkehr der Gastronomie am 21. Mai war das noch anders.

Obwohl die Corona-Schnelltests recht unkompliziert funktionieren, Testzentren in großer Zahl über das Stadtgebiet verteilt liegen und Bürgertests kostenlos sind, haben Wirte zu dieser Zeit gespürt, dass es auch Gäste gab, die den Corona-Check scheuen. Tenor: „Wenn wir einen Test brauchen, dann kommen wir nicht!“