Oberhausen. Der Kultursommer ist in Oberhausen standesgemäß gestartet: Musiker und Schauspieler blühen im Zentrum Altenberg bei Schwitztemperaturen auf.
Sie sind heiß auf die Bühne. Und als sie endlich wieder vor dem Publikum stehen, perlen feuchte Kügelchen von den Wangen. Freudentränen vergießen Musiker, Schauspieler, Autoren und Alleinunterhalter zum Auftakt des Kultursommers in Oberhausen allerdings nur innerlich. Für feuchte Gesichter sorgen am Freitagabend die hohen Temperaturen.
Doch wer schon einmal einen "Scheinwerfer-Grill" gemeistert hat, wird beim Freistil-Abend mit Kostproben aus mehreren kulturellen Ressorts über die Sonnen-Sonate nur lächeln. Nicht müde, sondern angeregt. Für viele Künstler endet eine lange Corona-Zwangspause. Es ist ein Vorgeschmack auf die städtischen Kulturveranstaltungen, die in den kommenden zehn Wochen an elf Spielorten folgen.
Hitzige Temperaturen - warme Worte von den Künstlern
Musiker Sebastian Dey durfte den Kessel Buntes auf der Altenberger Außenbühne als erster Teilnehmer anrühren. Mit seiner Pop-Rock-Band Dey Hard steht er für die hiesige Konzert-Szene, die sonst in kleinen und großen Hallen die Ohrmuscheln in Schwingung hält.
Und just als er das Mikrofon in die Hand nimmt, sich im mittlerweile fast fremd wirkenden ersten Applaus suhlt, haucht ein leichter Windstoß durch den ehemaligen Industriehof. „Wart ihr das jetzt?“, fragt er im Scherz und meint die sich hurtig bewegenden Hände.
Tatsächlich dürften aber die leibhaftigen Reaktionen der rund 150 anwesenden Zuschauer das Wohlbefinden der Musikerseele erfrischt haben. Während der Pandemie durfte Dey immerhin kurz über einen Stream des Festivals „Olgas Rock“ ohne Fans über die Datenleitung musizieren. „Das hier ist etwas ganz anderes!“ Seine Entschuldigung vorab für mögliche Textaussetzer ist überflüssig. Alle Songzeilen sitzen.
Zehn Wochen Programm - Bund unterstützt kulturellen Neustart
Sein rockiger Pop - ein kleines Puzzle-Teilchen, das Theater-Schauspieler Sebastian Faust über mehrere Stunden ansagen darf. Durch den Kultursommer soll Kulturstätten und Kulturschaffenden der Neustart nach der Corona-Auszeit erleichtert werden. Künstler konnten sich vorab um einen Auftritt beim Kulturbüro der Stadt Oberhausen bewerben. Dafür gab es üppige Förderfelder vom Bund.
Und dass sich die folgenden Festival-Wochen nicht auf einem Kleinfeld bewegen, zeigt, dass selbst Zauberkünstler teilnehmen. Magier Sven Heubes wünscht sich mancher Kleinsparer wohl für seine Altersvorsorge. Aus Fünf-Euro-Scheinen faltet er 100-Euro-Banknoten zusammen.
Mit solchen Zinssätzen aus der Fabelwelt lässt sich punkten. Doch fehlender Applaus kann auch eine dicke Geldbörse nicht ausgleichen. Darum sagt der Unterhalter, der sonst auf Kreuzfahrtschiffen Würfelziffern errät und sich mit Stofftieren unterhält, einfach wie einleuchtend: „Es ist schön, euch zu hören!“
Kultursommer zwischen Pop-Rock, Magie und Streicherquartett
Der Programm-Zettel von Kulturbüro-Chef Volker Buchloh ist noch reichlich gefüllt als der WDR eine lokale TV-Schalte überträgt und das Streichquartett des Sinfonieorchesters Ruhr klassische Kontraste setzt. Nordic- und Irish-Folk mit den Lapplaendern, Kabarett von Matthias Reuter, Poetry Slam mit Marco Jonas Jahn und Jazz von Eva Kurowski. In der Warteschleife herrscht viel Bewegung.
„Endlich wieder“, fasst Oberbürgermeister Daniel Schranz beim Eröffnungsgruß die Zeit des Erwachens kompakt zusammen. Es ist Kultur unter Corona-Regeln, flankiert mit sinkender Inzidenz, bei der man angesichts einer sich stärker ausbreitenden Delta-Variante jedoch achtsam bleiben sollte.
>>> Kultursommer Freistil: Am Donnerstag geht es weiter
Der Kultursommer läuft noch zehn Wochen bis zum 29. August an zwölf Oberhausener Spielorten. Der nächste Termin gehört am Donnerstag, 24. Juni, dem Konzert des Duos Mellotone, bestehend aus Volker Kamp und Alexx Marrone. Die Musiker nutzen E-Bass, Akustikgitarre und zweistimmigen Gesang. Um 19.30 Uhr geht es los.
Zu einem großen Teil ist der Eintritt beim Freistil-Kultursommer frei. Besucher müssen aber dennoch eine Karte buchen, damit die Corona-Nachverfolgung gewährleistet bleibt. Es gelten die gültigen Hygiene-Regeln. Bei der Open-Air-Eröffnung mussten Mund-Nasen-Masken bis zum Sitzplatz getragen werden und durften dort abgenommen werden.