Oberhausen. Nach dem Start bietet der Freilicht-Kultursommer eine schräge Lesung, dazu Mozart und Bizet im legeren Zuschnitt und erstmals ein „Burgensemble“.

Spaß für die Kleinen – und ihre größeren Begleiter: Peter Waros in „Zirkus Bär“.
Spaß für die Kleinen – und ihre größeren Begleiter: Peter Waros in „Zirkus Bär“. © Unbekannt | Dirk Grobelny

Weiter geht’s mit dem „Freistil“-Kultursommer: Bis Ende August wird Oberhausen an zwölf Locations im Stadtgebiet zum Hotspot für kulturelle Vielfalt. Dabei setzen das städtische Kulturbüro und die Eventagentur „Sensitive Colours“ nicht nur mit Vorliebe auf regionale Künstler. Vor allem für die kleinen Schauplätze bedeutet „Freistil“ die Rückkehr nach langem Pandemie-Lockdown.

Den Anfang nach dem Altenberger Potpourri zum Auftakt übernimmt die Ruhrwerkstatt mit einem Oberhausener Singer-Songwriter der links und rechts der Ruhr schon allerorten aufgetreten ist: „Mellotone“ nennt sich das Programm von Alexx Marrone, begleitet von Volker Kamp als „Tieftöner“, zu erleben am Donnerstag, 24. Juni, von 19.30 bis 21.30 Uhr. Schauplatz ist allerdings nicht das von etlichen Konzert-Kleinoden vertraute AKA 103, sondern das Bildungswerk der Ruhrwerkstatt, Grevenstraße 36.

Ein Paukenschlag von punkiger Heftigkeit

Tags drauf, am Freitag, 25. Juni, von 20 bis 21.30 Uhr kehrt auch das Druckluft, Am Förderturm 27, ins öffentliche Kulturleben zurück – mit einem Paukenschlag von punkiger Heftigkeit. Der 54-jährige Trash-Autor Jan Off lässt schon seine zahlreichen Buchtitel aus kleinen Underground-Verlagen Bände sprechen: Sein Frühwerk „Affenjagd mit Kim Il Sung“ klingt da nachgerade konventionell – verglichen mit „Angsterhaltende Maßnahmen“ oder dem schwer zu toppenden „Wenn du einen toten Nachbarn bewirtest, gib etwas Botox ins Essen“, passt ja kaum auf einen Buchtitel. Für alle, die es schräg und heftig mögen.

Mozart und Bizet als „Oper Légère“ – eine Stimme, ein Piano, eine Oper – mit Franziska Dannheim und Jeong-Min Kim.
Mozart und Bizet als „Oper Légère“ – eine Stimme, ein Piano, eine Oper – mit Franziska Dannheim und Jeong-Min Kim. © Unbekannt | Hajo Müller

Entschieden Kindgerechteres folgt mit dem Auftakt des ein Dutzend Termine umfassenden „Freistil“-Programms für die Burg Vondern, Arminstraße 65. Peter Waros, den Erwachsenen bekannt als Schauspieler der Carp-Ära am Theater Oberhausen, macht am Samstag, 26. Juni, von 15 bis 16 Uhr den Burghof zur Manege für „Zirkus Bär“. Daran können auch „große Kinder“ in Begleitung der Kleinen ihren Spaß haben.

Liebhaber großer Arien dürfen sich am Samstag, 26. Juni, von 19.30 bis 31.30 Uhr auf die „Oper aller Opern“ freuen: „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozarts. Das Duo aus Franziska Dannheim, Gesang und Moderation, und Jeong-Min Kim am Klavier präsentiert auf Burg Vondern das „Dramma giocoso“ nach dem Libretto des genialen Lorenzo da Ponte als „Oper Légère“ – eine Stimme, ein Piano, eine Oper – zu genießen als gekonnt-unterhaltsame Werkeinführung. Am Sonntag, 27. Juni, bringt die reizvolle „Oper Légère“ dann Georges Bizets loderndes Eifersuchtsdrama „Carmen“ auf den Burghof.

Des Weimarer Klassikers sämtliche Dramen

Der „Nachgewürzt“-Koch kann auch im Freien brutzeln: Christian Hirdes holt sich als Musikpoet den Kamikaze-Moderator Ludger K. ans zweite Mikrofon.
Der „Nachgewürzt“-Koch kann auch im Freien brutzeln: Christian Hirdes holt sich als Musikpoet den Kamikaze-Moderator Ludger K. ans zweite Mikrofon. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das verführt zur Vorschau auf ein weiteres Vondern-Highlight: Die Premiere der Theater-Komödie „Schiller – leicht gekürzt“ steigt am Mittwoch, 30. Juni, um 19.30 Uhr (Einlass: 18.30 Uhr) im historischen Ambiente. Uwe Muth von „Sensitive Colours“ schwärmt sogar von „Burgfestspielen“ – mit besonderem Grund. Denn eigens für diesen humorvollen Galopp durch des Weimarer Klassikers sämtliche Dramen fand sich erstmals ein „Burg-Ensemble“ zusammen. Äußerst unterhaltsam erzählt die Aufführung von der Suche eines unwiderstehlichen Männer-Quartetts nach dem „ganzen“, dem wahren Dichter Friedrich Schiller. Weitere sechs Vorstellungen folgen über den ganzen Juli verteilt.

Für die Kleinen haben die „Burgfestspiele“ noch eine weitere Attraktion in petto: Für Kids ab sechs Jahren zeigt das Kindertheater „Kreuz und quer“ am Donnerstag, 8. Juli, um 15 Uhr „König Daddelbart“ - ein Clowns-Theater mit Wohnwagen, Zelt, einem Paddel und einem Schlauphone.

Politisch, sarkastisch und immer feste druff

Wer den Humor des Ruhrpotts liebt, könnte schon mal im Webportal freistil-oberhausen.de zwei Wochen weiter scrollen, um den Auftritt von Christian Hirdes und Ludger K. am Freitag, 16. Juli, um 19.30 Uhr im Zentrum Altenberg nicht zu verpassen. Christian Hirdes, ständiges Ensemble-Mitglied der kultigen Altenberg-Show „Nachgewürzt“ und begnadeter Musikpoet, wurde bereits mit dem Kabarett-Preis „Tegtmeiers Erben“ ausgezeichnet. Ludger K. ist der schmissigste Kamikaze-Moderator, den das Essener GOP Varieté hervorgebracht hat, politisch, sarkastisch und immer feste druff. Diese Künstler versprechen nicht nur „große Worte“ sondern auch „kleine Gemeinheiten“.