Oberhausen. Olgas Rock kann 2020 nicht den Oberhausener Olga-Park rocken. Doch ein Streaming-Projekt sorgt zumindest für etwas Festival-Kopfkino.

Was können Festival-Enthusiasten wenig bis gar nicht gebrauchen? Ruhe! Im Osterfelder Olga-Park ruht zwar kein See, aber immerhin das Kanalwasser in diesem Sommer ohne jeglichen Wellenschlag. Und auch als Musiker muss man sich ohne die durch die Corona-Pandemie in der Grünanlage ausgefallene Musik-Fete Olgas Rock so seine Gedanken machen.

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Sebastian Dey hat eine Lösung schon parat. „Einfach weitermachen“, sagt der 41-Jährige. Er ist zugleich der Frontmann der frisch ausgebrüteten Band „Dey Hard“. Und er denkt an den ungewohnt ausbleibenden Applaus nach einem Song. Der Musiker hat seine Instrumente am Samstag nämlich endlich wieder in Bewegung versetzt – und doch ist alles anders. Mit dem zweiten Streaming-Konzert aus dem Zentrum Altenberg sendet das Festival über das Internet ein Signal: „Hallo, wir leben noch!“

Olgas Rock: Erinnerungen per Video-Clip

Hier spielt die Musik – beim Streaming-Konzert im Zentrum Altenberg rocken „Dey Hard“ allerdings ohne Publikum.
Hier spielt die Musik – beim Streaming-Konzert im Zentrum Altenberg rocken „Dey Hard“ allerdings ohne Publikum. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Live-Publikum gibt es aber nicht. Normalerweise würden „Dey Hard“ im August bei Olgas Rock die große Bühne vor Tausenden Menschen rocken. Nun kleben sich die Künstler gegenseitig die Trostpflaster auf die bislang blasse Festivalhaut. Indie-Artist Butterwegge legte beim ersten Streaming-Konzert vor – ist diesmal als Gast dabei und singt mit der Dey-Truppe ein kurzes Duett. Fast wie bei einem richtigen Festival.

Sogar ein Zeltpavillon steht in der leeren Disko. Zumindest den Wetterbericht muss diesmal keiner überprüfen. Festival-Organisator Kevin Kerndl erinnert unter der Zeltplane in Talkrunden von der guten, alten Freiluftzeit. Und Sebastian Dey ist in der Tat kein unbeschriebenes Notenblatt. Bei den Ur-Versionen von Olgas Rock musizierte er bereits munter mit. 2000 mit „No Disc“. 2005 mit „Die kaum Unglaublichen“. 2012 mit „Das Experimentierteam“ und 2015 als Solo-Künstler.

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Passende Filmclips werden natürlich bei der Internet-Übertragung eingespielt. Alles wirkt professionell. Man erinnert sich mit „Haaach“ und „Ahhh“ an längere Frisuren und längst vergessene Auftritt vor wenigen Hundert Besuchern. Schon war’s und schon wär’s in diesem Jahr wieder. Aber gut!

Olgas Rock: Biene Olga huscht durchs Bild

Wie im TV-Studio: Kevin Kerndl interviewt Sebastian Dey für „Olgas Rock TV“. Doch ohne Festival fehlt trotzdem etwas.
Wie im TV-Studio: Kevin Kerndl interviewt Sebastian Dey für „Olgas Rock TV“. Doch ohne Festival fehlt trotzdem etwas. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Nach Nostalgie spielt die Musik. Die Schlosserei wirkt wie ein TV-Studio. Bis zu sechs Kameras schwenken um die Bühne. Breite Mischpults verarbeiten die Signale. Sie schneiden zusammen, was zusammen gehört. Unter anderem auf YouTube können die Fans kostenlos zuschauen. Übrigens: Live, aber trotzdem 20 Sekunden später als im Studio. Der technische Transfer möchte das so.

Und zwischendurch. Schon wieder „Haachs“. Das beliebte Festival-Maskottchen „Biene Olga“ springt mit etwas Sicherheitsabstand plötzlich auf die Bühne und läuft durchs Bild. Im dicken Kostüm benötigt man dann auch keine Maske.

Festival für Rock, Pop und Punk

Das Festival Olgas-Rock wird seit 20 Jahren im Osterfelder Olga-Park von der Stadt Oberhausen und dem Musikverein RockO organisiert. Es lockt mehrere zehntausend Menschen an und vereint die Genre Rock, Punk und Pop. Der Eintritt ist stets frei. Durch die Corona-Krise fällt die Sause erstmals aus.

Sebastian Dey hat die Oberhausener Musiklandschaft durch verschiedene Projekte geprägt. Vor acht Jahren nahm er an der Eurovision-Casting-Show „Unser Star für Baku“ teil. Der neue Bandname „Dey Hard“ leitet sich von der Filmreihe „Die Hard“ (deutsch: „Stirb langsam“) mit Bruce Willis ab. Zudem soll der Titel beschreiben, dass Deys Musik weniger poppig, sondern musikalisch eine härtere Gangart einschlägt.

„Analog“ heißt das aktuelle Album von „Dey Hard“. Ein bisschen Stereo-Klang gibt es trotzdem. Die befürchtete Stille nach den Songs unterbrechen einzelne Techniker. Solo-Applaus statt stummer Prärie-Atmosphäre. Immerhin. Wie hinter den Kulissen des Festivals wird auch für den Streaming-Abend gekocht. Catering für eine Handvoll Leute. Sonst sind es Hunderte Helfer, die mit anpacken.

Das Aufnahmelicht brennt weiter. Spenden für Olgas Rock sammeln sie zwischendurch ebenfalls. Es ist ein Abend wie ein dick überzuckerter Donut. Kurz macht er glücklich, doch nachhaltig ist anders. Trotz der Streaming-Notlösung: Die gelebte Festival-Zeit mit Fans, Schweiß und Sonnenbrand vermissen hier alle.