Oberhausen. Ein veganer Lieferdienst aus Oberhausen möchte sich vergrößern - und wirbt um Darlehen. Anleger erwarten schmackhafte Zinsen, aber auch Risiken.
Nicht nur Banker wissen: Während der Niedrigzinsphase müssen Sparer den Gürtel enger schnallen. Wer Geld anlegen möchte, muss bei klassischen Sparkonten und beim Tagesgeld nahezu eine Null-Diät hinnehmen. Auch drohende Negativzinsen für hohe Geldbeträge sorgen bei den Kunden von Banken und Sparkassen für Ernüchterung.
Ein veganer Lieferservice aus Oberhausen könnte den Zinsfrust ein wenig lindern - und Privatanleger könnten damit zugleich eine nachhaltige Idee unterstützen, allerdings mit unternehmerischen Risiko. Die „Pressvitabar“ aus dem Stadtteil Sterkrade möchte ihren noch recht jungen Geschäftsbereich „Salads & Bowls“ ausbauen. Hierbei werden Speisen ohne tierische Herkunft zum Kunden ausgeliefert.
„Salads & Bowls“ möchte veganen Lieferdienst ausbauen
Das Vorhaben: Neben ihrem Betrieb an der Bahnhofstraße wollen die Macher gerne einen zweiten Standort eröffnen - in Oberhausen oder den angrenzenden Städten. Vor allem in das Stammhaus in Sterkrade soll investiert werden. Dafür benötigen die Betreiber freilich Kapital - das wiederum über das am Crowdfunding („Schwarmfinanzierung“) angelehnte Crowdinvesting gesammelt werden soll. Der Unterschied: Bei Crowdfunding spendieren die Fans des Unternehmens das Geld, beim Crowdinvesting handelt es sich um einen Kredit der Fans, den sie wieder komplett zurückerhalten - sogar mit Zinsen.
Die grundsätzlich Idee hinter den beiden Kapitalsammelverfahren: Viele Privatpersonen unterstützen mit überschaubaren bis mittelhohen Geldbeträgen die Unternehmer bei ihrem Ziel. Während es allerdings beim Crowdfunding höchstens mal ein paar kleine Dankeschön-Artikel für das gestiftete Geld gibt, soll sich die eingesetzte Einlage der Teilnehmer beim Crowdinvesting sogar durch Zinszahlungen noch erhöhen.
Stolze fünf Prozent Zinsen verspricht „Salads & Bowls“ dafür pro Jahr. „Die Anleger erhalten die Zinszahlungen jährlich - und am Ende der Laufzeit eine Rückzahlung des Darlehens“, verspricht Betreiber Jörg Schepker.
Paninis und Wraps - Betrieb plant E-Roller anzuschaffen
Einen einmaligen, aber schmackhaften Bonus soll es für das fünfeinhalb Jahre laufende Darlehen auch noch geben. „Darüber hinaus werden Anleger aus den Städten Oberhausen, Duisburg und Dinslaken einen Gutschein zur Einlösung bei „Salads & Bowls“ erhalten - in Höhe von fünf Prozent der investierten Summe.“
Das Unternehmen aus Oberhausen liefert Speisen wie Salate, Bowls, Paninis, Wraps, Waffeln und Smoothies aus - ausschließlich vegan versteht sich. Die Kunden fragen diese Gerichte seit Anfang des Jahres nicht nur in Oberhausen an, sondern auch in den Nachbarstädten wie Dinslaken und Duisburg.
Der kleine Betrieb will so nachhaltig wie möglich agieren. Liegt der Ort des Kunden in der Nähe, liefert das Familienunternehmen seine Mahlzeiten mit Fahrrädern aus. Sonst werden Autos genutzt. Geplant ist nun, E-Roller anzuschaffen, die die Mittelstrecke bedienen können.
Eine mögliche Anlagesumme der Privatinvestoren beginnt bei 100 Euro. Die Obergrenze liegt bei 14.950 Euro. Über eine Crowdfunding-Aktion der Energieversorgung Oberhausen (EVO) haben die Macher bereits Erfahrung mit dem Prinzip der Rudelfinanzierung gesammelt.
Einlagesumme beginnt bei 100 Euro - aber ohne Absicherung
„Die Entwicklung veganer und nachhaltiger Konzepte wird in den kommenden Jahren weiter voranschreiten. Wir sind einer der ersten in unserem Segment und wollen unser Wachstum zügig vorantreiben“, werben die Geschäftsleute.
Möglichen Privatinvestoren, die auf den Geschmack gekommen sind, sollte aber zugleich bewusst sein: Bei dem Darlehen handelt es sich um keine durch europäische und nationale Einlagesicherungen abgesicherte Spareinlage, sondern um eine Investition in ein junges Unternehmen, die neben der Chance auf relativ hohe Zinsen mit erheblichen Risiken verbunden ist. Dies kann bis zum Totalverlust des eingesetzten Geldes führen, wenn das Unternehmen während der Darlehenszeit in finanzielle Schieflage geraten sollte.
>>> Pressvitabar startete bereits das Wohnmobil-Dinner
Die Pressvitabar aus Oberhausen hat bereits mit einigen Ideen ihre Zielgruppe erreicht. Im Corona-Lockdown veranstaltete das Lokal aus Sterkrade das bekannte Wohnmobil-Dinner.
Dabei wurde den Gästen das Essen auf dem Parkgelände neben dem Aquapark bis an die Tür des eigenen Wohnmobils serviert. So konnten die Kunden auswärts neben dem Centro Oberhausen essen - und doch die Corona-Auflagen einhalten. Weitere Termine könnten folgen. Es sollen Gespräche mit dem Aquapark folgen.