Oberhausen. Einige Bordelle in Oberhausen halten sich nicht ans Gesetz. Ihnen droht das Aus. Die Pläne für eine Verlagerung der Rotlichtmeile liegen auf Eis.
Die seit Jahren hitzig diskutierten Pläne um eine mögliche Verlagerung des Rotlichtviertels in Oberhausen liegen Corona-bedingt zwar auf Eis. Dennoch wächst der Druck auf die Betreiber der Bordelle an der Flaßhofstraße in der Innenstadt. Sieben der 16 Bordelle verstoßen aus Sicht der Stadt gegen das Prostituiertenschutzgesetz. Ihnen droht das Aus. Ein Haus wurde bereits geschlossen.
Die Stadt habe gegen die betroffenen Bordelle „Erlaubnisversagungen“ ausgesprochen – so der juristische Fachausdruck für den Entzug der Betriebserlaubnis. Die Betreiber haben laut Ordnungsdezernent Michael Jehn allerdings Klage eingereicht. Die Entscheidung steht also noch aus.
Bordellverlagerung Thema im Wahlkampf
Seit 2015 diskutiert die Stadt über eine mögliche Verlagerung der Bordellmeile aus der Innenstadt an den Stadtrand oder in ein weniger dicht bewohntes Gebiet Oberhausens. Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) hatte die Verlagerung, damals noch als Kandidat, im Wahlkampf um das höchste Amt der Stadt als Ziel klar definiert. Nach seinem Wahlsieg wurde es zunächst still um die Debatte.
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Oberhausenin unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Oberhausen
- Oder folgen Sie der WAZ Oberhausen auf Facebook
Und auch jetzt liegt das Thema vorübergehend wieder auf Eis. Grund: die Corona-Pandemie. Statt die Verlagerung des Rotlichtviertels voranzutreiben, seien die Rathaus-Mitarbeiter zu sehr eingebunden gewesen, „die weitere Ausbreitung des Coronavirus’ zu bekämpfen und mit den Folgen der Pandemie umzugehen“, erklärt Oberbürgermeister Daniel Schranz. Seit über 15 Monaten hält die Coronakrise die Welt in Atem. An seiner Absicht hält Schranz aber weiter fest: „Ich halte die Verlagerung des Rotlichtviertels aus der Innenstadt heraus weiter für ein wichtiges Ziel für die Oberhausener City, ihre Bewohnerinnen und Bewohner und die Geschäftsleute. Sobald die Pandemie es zulässt, werden wir es wieder in den Fokus nehmen.“
Möglicher Alternativstandort: Gleisdreieck Duisburger Straße
Im November 2019, also wenige Monate vor Ausbruch der Pandemie, war zuletzt Bewegung in die Debatte gekommen: Mit dem alten Gleisdreieck an der Duisburger Straße, zwischen Hansastraße und Max-Planck-Ring, präsentierte die Stadt nach Jahren plötzlich einen möglichen Alternativ-Standort für das Rotlichtviertel. Statt in der Innenstadt sollten die Bordellbetreiber abseits dichter Bebauung auf dem Gelände des alten, mittlerweile abgerissenen Ringlokschuppens, ihren Geschäften nachgehen. Entschieden wurde bislang aber nichts. „Die Suche nach einem möglichen Standort ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Oberhausens Planungsdezernent Ralf Güldenzopf.
Corona-Regeln in Bordellen
Prostituierte dürfen in Oberhausen wieder arbeiten, Bordelle dürfen öffnen. Laut Coronaschutzverordnung ist dies in Städten und Kreisen möglich, in denen der Inzidenzwert stabil unter einem Wert von 35 liegt. Dies ist in Oberhausen der Fall.
Allerdings gelten weiterhin strenge Regeln: Freier dürfen Bordelle nur dann nutzen, wenn sie nachweislich vollständig geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Ihre Kontakte müssen rückverfolgbar sein.
Diskussionen löste der mögliche Alternativstandort freilich dennoch aus. Vor allem die hohen Erschließungskosten stießen auf Kritik: Auf rund 14 Millionen Euro schätzte die Stadt damals die Kosten, um das Gelände an der Duisburger Straße überhaupt erst einmal zu erschließen. Gäbe es dafür tatsächlich Fördermittel? Sollten die Bordell-Betreiber einen Teil beisteuern? Wie viel müsste die Stadt aus eigener Tasche zahlen? Fragen über Fragen, auf die es bislang keine Antworten gibt.