Oberhausen. Die Stadt Oberhausen plant, das Rotlichtviertel aus der Innenstadt zu verbannen. Jetzt kursiert eine Liste mit möglichen Alternativ-Standorten.
Ein neuer Bordellbezirk direkt am Centro, auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände? Oder an der Weißensteinstraße in Sterkrade? Auch ein Standort an der Dorstener Straße soll im Gespräch sein, ebenso ein Grundstück in Lirich nahe der Müllverbrennungsanlage. Eine Liste mit möglichen Alternativ-Standorten für Oberhausens Rotlichtmeile kursiert derzeit wohl im Rathaus und wurde – gut eine Woche vor der entscheidenden Stichwahl für den neuen Oberbürgermeister – dem SPD-Kandidaten Thorsten Berg „aus Verwaltungskreisen“ zugespielt, wie er selbst sagt. Sein Vorwurf: Die Stadt plane heimlich: Die Bürger würden nicht informiert.
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Doch von vorn: Die Stadt prüft tatsächlich eine mögliche Verlagerung des Bordellbezirkes an der Flaßhofstraße. Das hatte der Rat im vergangenen Jahr mit Stimmen von CDU, SPD und der FDP so beschlossen. Einen möglichen Standort hatte die Verwaltung damals bereits präsentiert: das Gleisdreieck an der Duisburger Straße. Weitere Details wurden bislang nicht öffentlich.
Stadt: „Wir erfüllen Auftrag des Rates“
Jetzt kommen weitere Standorte ins Gespräch. Insgesamt zehn sollen es sein, die ein Arbeitskreis der Verwaltung auch bereits in einem Ranking sortiert haben soll. Im Rathaus möchte man sich zu einem möglichen Ranking nicht äußern. „Wir tun nichts anderes als den Ratsbeschluss auszuführen, durch den wir mit übergroßer Mehrheit beauftragt wurden, nach alternativen Standorten für das Bordell zu suchen“, sagt der zuständige Planungsdezernent Ralf Güldenzopf: „Ich hoffe, dass hier nicht versucht wird zu skandalisieren, wo es nichts zu skandalisieren gibt.“
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Selbstverständlich werde die Stadtverwaltung die Menschen mitnehmen und die Ergebnisse der Untersuchung zur Diskussion stellen, sobald diese Ergebnisse vorliegen, sagt Güldenzopf weiter: „Wasserstandsmeldungen geben wir aber nicht.“ Tatsächlich hatte die SPD im Dezember einen entsprechenden Antrag gestellt: Sie wollte bis Juni diesen Jahres eine solche Wasserstandsmeldung von der Verwaltung erhalten. Diesen Antrag hat der Rat abgelehnt, unter anderem mit den Stimmen der CDU und der Grünen.
SPD-Kandidat „sauer und fassungslos“
Thorsten Berg macht dieses Vorgehen dennoch „sauer und fassungslos“, sagt er im Gespräch. Oberbürgermeister Daniel Schranz habe in seinem Wahlkampf 2015 versprochen, das Bordell zu verlagern. „Und nach der Wahl ist überhaupt nichts passiert.“ Dann, Ende vergangenen Jahres, habe es eine „hektische Vorlage“ für den Rat gegeben, wie Berg sagt, inklusive des Alternativ-Standortes Gleisdreieck und eines Prüfauftrags an die Verwaltung, weitere Standorte zu identifizieren.
Schranz selbst hatte im Gespräch mit unserer Redaktion vor einiger Zeit gesagt, dieser Prüfauftrag sei „nach langem politischen Ringen“ erteilt worden. „Das stimmt so nicht“, sagt Berg jetzt. Die Politik sei in die Überlegungen nicht involviert gewesen. Man habe lange Zeit gar nichts mehr gehört zu dem Thema. Im gleichen Interview hatte Schranz zudem gesagt, die Bordellbetreiber seien bereit, an einem Modell mitzuarbeiten, mit dem am Ende alle Seiten zufrieden sind. Da habe er andere Informationen, sagt Berg: Die Betreiber seien nicht bereit, ihren Standort in der Innenstadt ohne weiteres aufzugeben. Die Frage, ob er mit den Bordellbetreibern persönlich geredet habe oder lediglich den Facebook-Post eines Betreibers zitiert, ließ er im Gespräch unbeantwortet.
Am Ende entscheidet die Politik
Bei einem so wichtigen Thema wie der Verlagerung des Bordells müsse man die Leute mitnehmen; es muss aus Sicht des SPD-Kandidaten möglich sein, die zehn Vorschläge öffentlich zu diskutieren „statt im Hinterzimmer“. Ein Rotlichtviertel am Brammenring? „Ich dachte, da sei Wohnbebauung geplant, da sollen doch Familien hinziehen.“ Tatsächlich hatte die Stadt vor einigen Wochen angekündigt, das Gelände für ein neues, modernes Wohnquartier freizugeben.
Planungsdezernent Ralf Güldenzopf: Das Beispiel Brammenring zeige, „wie richtig es ist, keine Wasserstandsmeldungen abzusetzen. Denn der Brammering wird sicher nicht zu den Standorten zählen, die wir näher betrachten.“ Selbstverständlich werde es einen ordentlichen Beteiligungsprozess geben „und die Entscheidung trifft am Ende natürlich die Politik und nicht die Verwaltung“.