Oberhausen. Schüler eines Oberhausener Gymnasiums mussten fast den Austausch mit ihrer ukrainischen Partnerschule absagen – doch dann hatten sie eine Idee.
Mehr als 80 Schülerinnen und Schüler des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums in Oberhausen sind in die Ostukraine gelaufen, geradelt und geschwommen. Für die 2300 Kilometer lange Reise benötigten sie nur sechs Tage. Ziel dieser sportlichen Reise war der Austausch mit Jugendlichen ihrer Partnerschule, dem Gymnasium Nr. 46, in der Stadt Saporishja.
Die Oberhausener Mittelstufenschüler haben allerdings den Weg nur virtuell zurückgelegt – wegen der Corona-Pandemie. Schon seit etwa 20 Jahren besteht zwischen den Schulen eine Partnerschaft: Regelmäßig treffen sich die Schüler – wenn es die Pandemie und auch die politische Lage zulassen.
Schüler des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums besuchen Partnerschule virtuell
Das brachten Julia Bron, Koordinatorin für den Schüleraustausch, und Sportlehrerin Svenja Teggers auf die Idee eines virtuellen Ukraine-Laufs. Am 12. April starteten sie. „Egal, ob auf dem Weg zur Schule oder am Nachmittag, ob laufend, schwimmend oder inlinernd – alle Beteiligten sammelten Kilometer für das gemeinsame Ziel, der Partnerschule virtuell entgegenzulaufen“, erklärt Bron.
Die Schülerinnen haben jeden zurückgelegten Kilometer in eine App eingetragen. Die addierte Zahl konnten sie jeden Abend aktualisiert auf ihrer Schul-Homepage nachschauen. Finja aus der siebten Klasse hat allein 140 Kilometer beigesteuert – im Kanu auf dem Rhein-Herne-Kanal.
Schon am dritten Tag passierten die Schülerinnen die Grenze von Polen
Der Achtklässler Cem hat 200 Kilometermit dem Fahrrad und 85 Kilometer zu Fuß gesammelt. Er sagt: „Mich lockt der Preis beim Ukraine-Lauf: im Rahmen des nächsten Austausches kostenlos am Ausflug zum Movie Park teilnehmen zu dürfen.“
Bereits am dritten Tag überschritten die Schüler auf diese Weise die Grenze nach Polen, nach fünf Tagen fehlten von der gesamten Strecke nur noch knapp 400 Kilometer. Am Ende haben sie ihr Ziel sogar deutlich übertroffen: 2586 Kilometer haben sie insgesamt geschafft.
Alle Beteiligten wünschen sich ein Wiedersehen im nächsten Jahr
Ursprünglich sollten auch die ukrainischen Schülerinnen und Schüler virtuell Kilometer sammeln, doch das klappte nicht: Erst war das Wetter in Saporishja zu frostig, dann verschärfte sich die Corona-Lage. „Seit dem 13. April befindet sich unsere Stadt in einer roten Zone“, sagt Julia Bondarenko, die ukrainische Austausch-Koordinatorin des Gymnasium Nr. 46. „Alle Schulkinder befinden sich zu Hause, sportliche Aktivitäten im Freien sind verboten.“
Nun hoffen Schülerinnen, Lehrer und Koordinatorinnen auf ein Ende des Lockdowns – damit sie sich 2022 endlich alle wiedersehen können.