Oberhausen. Das Fahrradfahren ist im Corona-Jahr 2020 deutlich beliebter geworden. Damit steigt das Unfallrisiko. Die Polizei Oberhausen will gegensteuern.

Die Polizei Oberhausen will das Unfallrisiko bei Radfahrern nachhaltig senken und setzt dabei auf ein Bündel von Maßnahmen und Aktionen. Der Verkehrsbericht 2020 hat gezeigt, dass im Vergleich zu 2019 mehr Erwachsene, Jugendliche und Kinder bei Fahrradunfällen verletzt worden sind. „Dieses Risiko wollen wir gezielt vermindern“, sagt Julitta Gotzner, Leiterin der Direktion Verkehr der Polizei Oberhausen.

Der Trend bei den Fahrradunfällen ist im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 eindeutig: Insgesamt ist die Zahl der verletzten Radfahrerinnen und Radfahrer von 115 auf 134 gestiegen (plus 16,5 Prozent). Bei den verletzten Kindern erhöhte sich der Wert von 9 auf 19, bei den verletzten Jugendlichen von sechs auf neun. Allgemein sind die Unfallzahlen coronabedingt zurückgegangen; nur bei den Fahrradunfällen ist der besagte Anstieg zu verzeichnen.

Deshalb sieht Direktionsleiterin Julitta Gotzner hier besonderen Handlungsbedarf. Die Aufklärungs- und Infoaktionen zum Thema Fahrradsicherheit sollen an den Grundschulen in allen Stadtteilen schnellstmöglich wieder in vollem Umfang angeboten werden; coronabedingt war das ja viele Monate nicht möglich. Zwischenzeitlich hat die Polizei Oberhausen Elternbriefe an die Familien geschrieben und über die Schulen verteilt, um Tipps zur Fahrradsicherheit zu geben.

Seit drei Jahren Direktionsleiterin

Seit drei Jahren ist Julitta Gotzner Direktionsleiterin für den Bereich Verkehr bei der Oberhausener Polizeibehörde.

Neben dem Fahrradfahren und seinen Unfallrisiken will sie mit ihrem Team auch das Thema Pedelec künftig verstärkt beleuchten, denn auch hier gibt es mehr Unfälle und mehr Verletzte.

Begleitend zu dieser Aufklärung sollen konkrete polizeiliche Maßnahmen starten. So wird Schritt für Schritt das noch recht junge Gebot in der Straßenverkehrsordnung (StVO) verstärkt kontrolliert, beim innerstädtischen Überholen von Radfahrern mit dem Auto stets einen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Direktionschefin Gotzner: „Wir arbeiten an Abstandsmessverfahren. Da sind vorab aber noch Fragen zu klären, wie wir das beweissicher machen können.“

Verstärkte Kontrollen

Das Parken auf Radwegen soll verstärkt sanktioniert werden, ebenso Handyverstöße am Fahrradlenker, also das Telefonieren mit dem Smartphone während des Radfahrens. Das Augenmerk der Polizei Oberhausen gilt auch dem „Dooring“: Unfälle, die darauf zurückzuführen sind, dass Autofahrer oder ihre Beifahrer die Autotür achtlos öffnen: Radfahrer krachen in die geöffnete Tür und verletzen sich dabei nicht selten sehr schwer.

Polizeioberrätin Julitta Gotzner, Leiterin der Direktion Verkehr, im Jahr 2019 bei der Pressekonferenz zum Verkehrsbericht - in diesem Jahr ist diese Veranstaltung coronabedingt ausgefallen.
Polizeioberrätin Julitta Gotzner, Leiterin der Direktion Verkehr, im Jahr 2019 bei der Pressekonferenz zum Verkehrsbericht - in diesem Jahr ist diese Veranstaltung coronabedingt ausgefallen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Die größere Zahl von Kindern, die bei Fahrradunfällen verletzt worden sind, mache sie nicht nur als Leiterin der Direktion Verkehr, sondern ganz persönlich auch als Mutter betroffen, sagt Julitta Gotzner. „Wir werden alles tun, um das Sicherheitstraining an den Grundschulen nachzuholen bzw. an den weiterführenden Schulen erstmals anzugehen“, unterstreicht die Direktionsleiterin. Denn gerade bei Kindern und Jugendlichen könne das Erlebnis eines Unfalls sehr traumatisierend sein. Der Verkehrsopferschutz biete individuelle Maßnahmen an, um den jungen Menschen nach einem solchen Unfall Ängste zu nehmen.

Langfristig will die Polizei Oberhausen auch ins Blickfeld nehmen, ob sich nachhaltige Verhaltensänderungen bei den Verkehrsteilnehmern aufgrund der Corona-Pandemie durchsetzen. Gibt es künftig mehr gegenseitige Rücksichtnahme und mehr Unterstützung von Schwächeren im Straßenverkehr? Julitta Gotzner: „Es wäre schön, wenn wir in der Coronakrise erlernte Verhaltensweisen für die Zukunft auch stärker in den Straßenverkehr einbringen könnten.“