Oberhausen. Neue Selbsttests von Siemens sind in den Schulen angekommen. Nun müssen Lehrer die Lösungsflüssigkeit für Schüler einfüllen. Protest wird laut.
„Es ist ein Witz in Schachteln“, sagt David Fischer. Richtig zum Lachen zumute ist dem Schulleiter des Hans-Böckler-Berufskollegs allerdings nicht. Die von ihm beschriebenen Schachteln – das sind die Corona-Selbsttest-Kits, die er Anfang der Woche geliefert bekommen hat. Bisher waren das die an alle Schulen ausgegebenen Tests der Firma Roche, die jeweils mit Stäbchen, Teststreifen und eigenem kleinen Lösungsbehälter ausgestattet waren.
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Seit dieser Woche sind ebenjene Tests allerdings nicht nachgeliefert worden – stattdessen Kits der Firma Siemens. Die haben einen besonderen „Clou“: „Es gibt einen einzigen Lösungsbehälter und mehrere Röhrchen, die alle jeweils vom Lehrer mit der Lösung befüllt werden müssen“, beschwert sich Fischer. „Jetzt darf mein Lehrpersonal auch noch Pharmazeutisch-technische Assistenz spielen.“
Lehrerverbände rufen zur Remonstration auf
Die eigentliche Vorgabe, dass Lehrer eben nichts mit den Selbsttests der Schüler zu tun haben, hat sich damit offenbar erledigt. „Auch Lehrkräfte an meiner Schule haben mich bereits gefragt, ob ich sie von der Testung freistellen kann. Da es eine Dienstanweisung ist, kann ich allerdings nichts tun“, stellt Fischer fest. Einige Lehrerverbände hätten bereits zur sogenannten Remonstration aufgerufen, erzählt der Schulleiter. Dies ist die einzige Möglichkeit für Beamte, Einwendung gegen eine Weisung zu erheben und sich so gegen diese zu wehren.
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„Ständig werden wir Schulen vor neue Herausforderungen gestellt. Jetzt soll auch das gesamte Personal mitgetestet werden. Eine Farce.“ Dadurch, dass den einzelnen Tests keine eigene kleine Lösungsflüssigkeit mehr beiliegt, fällt die Möglichkeit weg, sich beispielsweise vor der Arbeit zu Hause zu testen.
Verzweifelt habe sich daher auch bereits eine Förderschule an das Hans-Böckler-Kolleg gewendet. Kurzerhand wurde getauscht. „Wir hatten noch etwas über 300 Roche-Tests übrig, die haben wir gerne an die Förderschule gegeben, da der alte Test zumindest etwas einfacher umzusetzen war“, meint Fischer. So können sich Kinder, die eine Förderschule besuchen, auch zu Hause testen, was durch eine gesetzliche Ausnahmeregelung möglich ist.