Oberhausen. Seit Montag gilt die Testpflicht für alle Schüler. Die meisten Eltern und Kinder lenken ein. Doch viele Schüler sind vor dem Test sehr nervös.

Die Testpflicht ist da – in Oberhausener Schulen müssen sich nun alle Schüler selbst auf das Coronavirus testen, wenn sie am Unterricht teilnehmen. Während vor den Ferien nur die Abschlussschüler wieder zurück in die Klassen durften, sind es seit dieser Woche alle Stufen.

Gelernt wird im Wechselunterricht. Das bedeutet, dass jeden Tag nur die Hälfte aller Schüler in die Gebäude kommen, die andere Hälfte lernt auf Distanz. Täglich oder wöchentlich wird getauscht. Für die Schulen ist das nicht nur eine logistische Herausforderung, denn einige Schüler und Eltern verweigerten die Tests schon vor den Osterferien, als sie noch freiwillig waren. Wie sieht es nun in Oberhausen aus, da der Selbstabstrich Pflicht geworden ist?

Testverweigerer gibt es nur noch wenige

„Die Selbsttestungen werden gut angenommen, wir haben nur eine äußerst geringe Anzahl von Testverweigerern“, berichtet Markus Veh, kommissarischer Schulleiter am Sophie-Scholl-Gymnasium. „In der Regel haben die Erziehungsberechtigten Sorgen, den Test korrekt durchzuführen.“

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Das kann die Stadtschulpflegschaftsvorsitzende Nina Theilenberg bestätigen: „Besonders Eltern der kleineren Kinder haben Angst, dass die Kinder sich während der Tests verletzen.“ Sie appelliert an alle Eltern, das Prozedere mit einem eigenen Selbsttest zu Hause einfach einmal auszuprobieren. „Das Wichtigste ist jetzt, die Kinder zu motivieren, an die Hand zu nehmen und ihnen die Sorgen zu nehmen.“

Kinder haben Angst vor den Konsequenzen eines positiven Corona-Ergebnisses

Die Kinder selbst hätten Angst vor Hänseleien, seien teilweise extrem aufgeregt vor den Testungen. „Viele haben Sorge, was passiert, wenn ihr Ergebnis positiv ist“, sagt auch Marcus Kortmann, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium. „Die Kinder machen sich Gedanken, ob sie dann ein Problem oder eine Gefahr für andere sind.“

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Die Schulen arbeiten deshalb intensiv daran, die Kinder zu beruhigen, sprechen ihnen Mut zu und führen im Vorfeld Gespräche mit den Eltern. „Mittlerweile haben wir eine große Akzeptanz an der Schule und zu 99 Prozent laufen die Tests problemlos ab“, beobachtet Kortmann. „Aber ich kann die Bedenken der Eltern verstehen.“ Ihm ist seit Einsetzen der Pflicht noch kein Testverweigerer bekannt geworden. „Doch es kann gut sein, dass ich in den nächsten Tagen in den Konflikt mit Eltern oder Schülern treten muss. Klar ist: Es gibt keinen gesonderten Distanzunterricht für Verweigerer.“

Für Abiturienten ist der Corona-Pflichttest ein heikles Thema

Verbreitet ist nach Erfahrung der Stadtschulpflegschaft auch das Phänomen, dass Eltern ihr Kind nicht im Klassenverband testen lassen wollen, um den Datenschutz zu wahren, oder weil sie den Infektionsschutz in Frage stellen, wenn beim Test alle Kinder gleichzeitig die Maske vom Gesicht ziehen. „Diese Eltern verweigern nicht unbedingt, sondern gehen am Abend vorher mit dem Kind in ein Bürgertestzentrum“, weiß Nina Theilenberg. Der negative Befund aus einem solchen Zentrum wird an den Schulen ebenfalls akzeptiert – dann ist ein Test vor Ort nicht mehr nötig.

Testpflicht für Förderschüler problematisch

Besonders für Inklusionsschüler oder Kinder an Förderschulen ist die Testpflicht mit neuen Herausforderungen verbunden, gibt die Stadtschulpflegschaftsvorsitzende von Oberhausen, Nina Theilenberg, zu bedenken. „Kinder mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung sind oftmals gar nicht in der Lage, den Selbsttest durchzuführen.“

Die Konsequenz: Diese Kinder können durch eine Ausnahmeregelung auch zu Hause getestet werden, bevor es in die Schule geht. „Aber manche Kinder wehren sich mit Händen und Füßen. Dann muss das Kind daheim bleiben und kann nicht am Unterricht teilnehmen“, sagt Theilenberg.

Auch für die Abiturienten ist die Testpflicht ein heikles Thema. Bereits am Freitag starten die ersten Klausuren in Oberhausen. „Für die Abschlussschüler ist das knallhart“, betont Marcus Kortmann. „Wenn ein Abiturient jetzt positiv getestet wird, ist er für zwei Wochen in Quarantäne und kann seine Abiturprüfungen nicht ablegen. Die Schüler sehen in den Tests eine Gefahr.“ Trotzdem gilt: Ohne Test kein Abi. „Wir haben uns mit den Schülern verständigt, dass sie den Selbsttest für ihre Prüfung am Freitag schon am Donnerstag machen können. So bleibt ihnen bei einem positiven Testbefund zumindest noch etwas Zeit, um durch einen weiteren Test zu beweisen, dass es vielleicht ein falsches Ergebnis war.“