Oberhausen. Die Arbeiten für die Zeche Alstaden sind vergeben, das Crowdfunding läuft, um im Frühjahr Bäume zu pflanzen. Die Förderer haben noch viel vor.
Mit der für Oberhausen neuen Konzertreihe der avantgardistischen „Soundtrips“ hatte sich die Zeche Alstaden im September als neuer Kultur-Player vorgestellt – nicht nur für hochklassigen Jazz außergewöhnlicher Prägung. So hätte es durch den Herbst weitergehen können, doch der zweite Kultur-Lockdown traf auch die Förderer des industriekulturellen Idylls am Rande des Ruhrparks. Dennoch geht’s engagiert weiter im äußersten Südwesten des Stadtgebiets.
Derzeit läuft vielversprechend das Crowdfunding-Projekt „Bäume statt Kohle“ mit dem der Förderverein Zeche Alstaden die grüne Umgebung seiner Spielstätte aufwerten will, wenn im Frühjahr die Pflanzzeit naht. Mathias Bänfer entwirft durchaus genüsslich ein sommerliches Event-Bild (das mit dem aktuellen Zwang zum Durchlüften allerorten nichts zu tun hat): Wenn sich am einstigen Pferdestall der von 1855 bis 1972 aktiven Zeche bei schönem Wetter beide Tore öffnen, zum gepflasterten Hof und zum nahen Wäldchen – dann kann es losgehen mit „Konzerten im Park“.
Der kleine Verein mit rund 20 Mitgliedern hat viel vor und sein Vize-Vorsitzender weiß davon schwungvoll zu erzählen: Anfang des Jahres versammelte sich stolz der Vorstand um einen Gast von der NRW-Stiftung, der den ersehnten Förderbescheid über 100.000 Euro mitbrachte. Damit lässt sich der einstige Pferdestall so denkmalgerecht wie winterfest ausstatten.
„Den Charakter wollen wir erhalten“
„Wir haben gerade den Auftrag für den Fußboden vergeben“, sagt Mathias Bänfer – Fußbodenheizung inklusive. Bis zu 100 Gäste könnten hier vom Sommer an (wenn dann die Pandemie-Einschränkungen nicht mehr gelten sollten) besondere Konzerte, Lesungen oder auch Kultur für Kinder genießen.
Bänfer nennt das Gebäude „charmant“: An den Wänden hängen noch die Eisenringe, an denen einst die Grubenpferde angebunden waren. Alte Ziegel und Kacheln gilt es zu säubern und freizulegen. „Den Charakter des Gebäudes wollen wir erhalten.“ Das gilt auch für das Obergeschoss mit seinen eleganten, hohen Bogenfenstern – dem allerdings das Dach fehlt. So soll es auch bleiben. Eine neue metallene Außentreppe soll den Zugang zu dieser Dachterrasse möglich machen. „Es ist zauberhaft da oben“, weiß Mathias Bänfer.
Crowdfunding-Projekt des Fördervereins erfolgreich gestartet
Bereits 61 Unterstützer wirkten mit beim Online-Projekt oberhausen-crowd.de/baeumestattkohle – und brachten bereits fast 60 Prozent der Zielsumme zusammen. Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) steuert zu jeder Einzahlung 10 Euro aus ihrem Fördertopf bei.
Eine Baumpatenschaft für das industriekulturelle Idylle am Rande des Ruhrparks mit Plakette am Baum könnte auch für Firmen, Organisationen oder Gemeinschaftsspenden interessant sein. Hilfestellung beim Aufruf der Crowd-Seite gibt Mathias Bänfer, 0176- 5681 3698.
Die Förderer freuen sich bereits auf das gemeinsame Pflanzfest im nächsten Jahr: Dann wollen sie alle Unterstützer persönlich begrüßen.
Als Kulturort nutzt der Förderverein bisher die alte Maschinenhalle direkt neben dem Stall der Grubenpferde. Sie ist bereits für hundert Gäste rundum ausgestattet. Das gesamte Ensemble, zu dem auch noch das frühere Pförtnerhaus und eine Werkstatt zählen, gehört der Verleger-Familie Gerlach. Mülheims langjähriger Stadtdirektor Ernst Gerlach hatte 2005 den Assoverlag von den Gründerinnen Anneliese Althoff und Annemarie Stern übernommen und am Ruhrpark das neue Verlagsdomizil eingerichtet.
„Mit dem Besitzer haben wir einen Vertrag geschlossen über eine Laufzeit von 15 Jahren“, erklärt der Vizevorsitzende des Fördervereins. Bänfer nennt’s eine „Win-Win-Situation“, die sowohl Kulturereignisse möglich macht als auch gewinnbringende Vermietungen für Hochzeiten und ähnlich festliche Anlässe. „Diese Dinge müssen nach und nach wachsen.“
Schauplatz für politische Frühschoppen
Bewährt hat sich die Zeche Alstaden bereits als Schauplatz für die politischen Frühschoppen des Vereins „Ost trifft West“, der seit seiner Gründung vor 20 Jahren die jungen Demokratien des ehemaligen Ostblocks in den Blick nimmt. Rolf Mützenich, der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, zählte hier zu den prominentesten Frühschöppnern.
Der Förderverein hatte natürlich auch schon ehemalige Bergleute der Zeche Alstaden eingeladen, unter ihnen auch Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond, und sich von der Arbeit unter Tage erzählen lassen. Mathias Bänfer betont aber: „Wir wollen nach vorne gucken.“ Die Zusammenarbeit mit dem städtischen Kulturbüro laufe „richtig gut“. Auch Kulturdezernent Apostolos Tsalastras habe den kleinen Verein ermutigt: Im Süden der Stadt könne Oberhausen einen neuen Kulturort gut brauchen. Im Sommer soll’s soweit sein.