Oberhausen. . Vor sieben Jahren erwarb Ernst Gerlach das Grundstück um den Schacht eins der Zeche Altstaden. Jetzt sind die Pläne für die Sanierung und Neunutzung fast fertig: Im ehemaligen Pferdestall soll 2012 ein Literaturcafé eröffnen.
Die Morgensonne hat das alte Gemäuer noch nicht aufgewärmt. Fast kalt ist es zwischen den Backsteinwänden, an denen sich Efeuranken alter Technik bemächtigen. Im Jackett führt Ernst Gerlach durch die beiden ruinösen Häuser, die vor über 150 Jahren errichtet wurden. Nur sie sind übrig geblieben von dieser Schachtanlage der Zeche Altstaden. Seit sieben Jahren sind sie in Gerlachs Besitz. Er will sie nun für eine siebenstellige Summe restaurieren, damit am Schacht statt Kohle bald das Lesen gefördert wird.
Liebe auf den ersten Blick sei es gewesen: 2004 hat Gerlach mit seiner Frau erstmals einen Fuß auf das rund 9000 Quadratmeter große Gelände an der Solbadstraße gesetzt. Freunde hatten ihm die Restbestände des Schacht eins zeigen wollen: Drei Werkstatträume, dazu ein Pförtnerhaus, ein Pferdestall mit eingestürztem Dach - die Natur hatte sich längst zurückgeholt, was ihr 1855 mit dem Schlagen des Schachts genommen wurde.
„Es war so still und friedlich hier, wir haben uns sofort wohlgefühlt.“ Deshalb schlug der 66-Jährige auch all die Ideen seiner Bekannten in den Wind, auf seinem neuen Gelände doch Reihenhäuser bauen oder Abstellfläche schaffen zu können: „Es soll ein Ort der Ruhe bleiben.“
Ehemaliger Pferdestall soll Literaturcafé werden
Im Erdgeschoss des ehemaligen Pferdestalls soll Anfang 2012 ein 80 Quadratmeter großes Literaturcafé eröffnen, in dem Lesungen und Bücherrunden geplant sind. Das obere Geschoss, einst Schlafstätte, wird zur Dachterrasse. Zudem soll um das Gelände herum ein Leseweg angelegt werden, an dem neben Bänken kleine Bücherkisten stehen werden, aus denen man sich Kurzgeschichten und Romane nehmen kann.
Literatur spiele in seiner Familie eine wichtige Rolle, sagt Gerlach, der 2005 den Oberhausener Asso-Verlag gekauft hat. „Meine Tochter und ich haben ein fast erotisches Verhältnis zu Büchern.“
Die drei Werkstatträume will die Familie zu einem großen Saal machen, der für Feiern gemietet werden kann. Vor allem aber soll er gesellschaftspolitischen Themen Raum geben: Ernst Gerlach plant hier Diskussionsabende und Podiumsveranstaltungen abzuhalten. „Stuttgart 21 hat gezeigt, wie wichtig es ist, Betroffene und Entscheider an einen Tisch zu bringen. Das soll auch hier möglich werden.“ Weiter ist ein kleiner Weinraum und ein Atelier für Gerlachs Frau geplant. „Die Pläne sind aber noch nicht endgültig.“
Umbau ist Familienprojekt
Entschieden werde alles stets in Absprache mit Frau und Tochter. Simone Gerlach lebt bereits seit 2006 mit ihrem Partner in dem ehemaligen Pförtnerhaus, dass die Familie zuerst restauriert hat. „Wir haben eine chaotische und eine ordentliche Fraktion in unserem Familienrat, wichtig ist beiden aber, den Charme der Gebäude zu erhalten. Das wird hier keine kleine Zeche Zollverein.“ Ganze Wochenenden werkeln die Gerlachs an ihrem Traum: „Das hier ist ein Familienprojekt.“
Der Stadtverwaltung scheinen die Ideen zu gefallen, seit zwei Jahren diskutiert Ernst Gerlach sie mit dem Baudezernenten Peter Klunk. Nun ist die Bauvoranfrage gestellt, im Sommer folgt der Bauantrag. Im Dezember will die Familie Gerlach dann zu einem Adventsmarkt auf ihr Grundstück einladen, eh 2012 das Literaturcafé eröffnet wird.