Oberhausen. Neue Serie: Lieblingsplätze. Den Anfang macht Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond, den es ins Grüne zieht. An der Ruhr mag er es besonders.
Für einen echten Alstadener ist es der Moment, wenn es einem quer durch den Körper fährt: Laien sehen meistens alt aus, wenn der südliche Ortsteil in seinem Namen ein zusätzliches „T“ erhält. Auch Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond kann sich nicht daran gewöhnen. „Zuletzt habe ich die falsche Schreibweise bei einer Autobahnabfahrt gesehen.“
Wenn der 83-Jährige in seiner Heimat über den Ruhrdeich schlendert, verschmelzen die kleinen Schmonzetten der Gegenwart mit einem Stück lebendiger Vergangenheit. Nicht umsonst sitzt van den Mond gerne auf einer der Bänke mit Blick auf die Ruhr, lässt im Grün die Seele baumeln, während Fischreiher ihre Schnäbel zur Jagd in den Fluss stecken.
"So etwas wäre heute gar nicht mehr möglich"
Es ist ein Lieblingsplatz, den er gut kennt. „Hier drüben brannte früher die Halde“, sagt der gelernte Bergmann. Er deutet auf eine Wand aus wucherndem Grünzeug. Durch einen Hitzestau und Selbstentzündung war es damals nicht ungewöhnlich, dass es in den Halden glimmte — so auch in den 70er Jahren in Alstaden. Danach wurde die Halde abgetragen. „Hinter den Büschen liegt heute ein schönes unberührtes Biotop.“
Heute grün, damals grau: Früher stand hier die 1859 in den Förderbetrieb genommene Kohlezeche Alstaden. Und Friedhelm van den Mond fuhr ein. Er lernte hier als Dötze für ein paar Mark Lohn. 1950: Knappenprüfung. Danach ging es zur Bergvorschule. Diplom-Ingenieur für Bergbau. Steiger. Über den Pütt redet er gerne. Vor allem über die ganz frühen Jahre. Als er zur Sonntagsschicht als fleißiger junger Bursche alleine die Rohrverbindungen für die Grube legte. Ein Stück Geschichte. „So etwas wäre heute gar nicht mehr möglich.“
Eine Decke zum Rasten
Friedhelm van den Mond lächelt und zupft auf der Bank am Pfeifengeschirr. Er steckt den Tabak millimetergenau in die Mulde. Zündet. Der Blick wandert über das glänzende Wasser. Ein Stück Gemütlichkeit, die hier, an dem für ihn so besonderen Ort, dazu gehört.
Ab und an grüßen Spaziergänger, die mit Hunden oder Kinderwagen an den Ruhrbänken vorbeilaufen. Jogger, Radfahrer — der Ruhrdeich ist belebt. Vor allem im Sommer nutzen Schlenderer die Wiese vor dem Gewässer. Oder legen eine Decke zum Rasten aus.
Dem Ortsteil bleibt er treu
Alstaden ist für Friedhelm van den Mond Heimat. Entlang des Ruhrufers gab es früher einige Kneipen, die längst aus dem Stadtteil verschwunden sind. „Die Leute waren früher viel mehr auf den Straßen unterwegs. Vor allem, wenn die Schicht wechselte“, erinnert sich der Ur-Alstadener.
Das Leben hat sich hier verändert. Freilich auch an dem Ort, an dem die Ruhr die Stadt Oberhausen sanft schneidet. Doch einen Gedanken daran, von Alstaden wegzuziehen, hat der Alt-OB über die vielen Jahre nie verschwendet.