Oberhausen. Die meisten der 120 Bühnen-Mitarbeiter in Oberhausen sind in Kurzarbeit, auch der Intendant. Von seiner Protestnote erhofft Fiedler sich wenig.
Das mit schützenden Folien, den mannshohen Sport-„Bubbles“ und viel Witz ausgestattete Spielzeitbuch des Theaters hatte nicht bloß als Gestalter-Gag lauter perforierte Seiten. Die Blätter zum Raustrennen und Umheften , sagt auch Florian Fiedler, „sind leider kein Zufall“: Der Intendant sieht sein Haus vor einem möglicherweise längeren Lockdown – mit dem alle Planungen umeinanderpurzeln würden.
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Und das alles im Jubiläumsjahr des seit September 100-jährigen Theaters Oberhausen . „Sie müssten die Bundeskanzlerin fragen“, ist denn auch Fiedlers erste Antwort dazu, ob und in welcher Form es am Will-Quadflieg-Platz weitergehen kann. Zwar heißt es auf der Homepage des Theaters „Am 4. Dezember geht es weiter“. Doch angesichts der aktuellen Corona-Statistiken schwindet die mit diesem Termin verbundene Hoffnung.
Dabei probt der Intendant in diesen Wochen die jährliche große Familienproduktion: Nach seinen Erfolgen mit der „Schneekönigin“ und „Heidi“ inszeniert Florian Fiedler nun „Peter Pan“ nach J. M. Barrie fürs Große Haus. Die Dezember-Vorschau ist voller Vormittags-Termine, doch die Theaterkasse klingelt leider nicht vorweihnachtlich. „Die Schulen sind sehr zurückhaltend“, so der Intendant, „und rufen ihre Vorverkäufe zurück“. Der Schwerpunkt der Buchungen werde sich ins Frühjahr verschieben.
Dem Ensemble tut es gut zu proben
„Wir hoffen, Peter Pan jetzt fertig zu proben“, sagt Fiedler vorsichtig. Dem Ensemble tue es gut, an einer neuen Produktion arbeiten zu können. Auch bei „ Mermaids “, der Inszenierung von Shari Asha Crosson für jüngere Kinder im Saal 2, weiß der Theaterchef von einer guten Atmosphäre: Premieren dieser beiden Produktionen wären laut perforiertem Spielzeitbuch am 27. und 28. November – sind also nicht zu halten.
Pech mit zwei Freitagen am 13.
Doppeltes Pech trifft ausgerechnet die Inszenierung des bedeutenden zeitgeschichtlichen Romans „Der Funke Leben“ nach Erich-Maria Remarque , den Lars-Ole Walburg als Regisseur auf die Bühne bringen wollte: Der erste Premieren-Termin am Freitag, 13. März, war zeitgleich mit dem Beginn des Frühjahrs-Lockdowns. Der zweite Premieren-Termin war am Freitag, 13. November. Immerhin droht bis zum Ende der Spielzeit kein weiterer Freitag, der 13.
„Wohlwollend abwarten“ empfiehlt Intendant Florian Fiedler den Theater-Sehnsüchtigen. Zumal für die Dezember-Termine lasse sich keine Garantie abgeben.
Seinen Protest gegen die „Extrawurst“-Polemik der Kulturministerin Isabell Pfeiffer-Poensgen , den Fiedler mit den Bühnen- und Orchester-Chefs in Gelsenkirchen und Bochum formuliert hatte, sieht er inzwischen als „eine Geste“: Auf eine unmittelbare Wirkung hofft er nicht. Vom Land wünschte er sich „klügere und effizientere Maßnahmen“ als jene Häuser zu treffen, die sich penibel auf ein Theaterleben unter Corona-Bedingungen vorbereitet hatten. „Jetzt sind wir an dem Punkt, wo wir damit umgehen müssen.“ Der Deutsche Bühnenverein habe den Kultur-Lockdown sehr ähnlich kritisiert – „mit null Resonanz“, wie Fiedler sagt.
Für den Intendanten gilt – wie für die meisten der rund 120 Mitarbeiter des Theaters – derzeit (Teil-) Kurzarbeit. So war es auch während des ersten Lockdowns im Frühjahr, der die Spielzeit 2019/20 abgebrochen hatte. „Wir sind in die Kurzarbeit gegangen“, erklärt Florian Fiedler, „um so die Stadtkasse zu entlasten“, damit seinerseits der Kämmerer freie Kulturschaffende unterstützen kann . „Das wird auf Dauer nicht gehen“, denn mit weiteren Wochen eines geschlossenen Hauses werde es auch fürs Theater Oberhausen immer enger.
„So pessimistisch bin ich nicht“
Das Ensemble könne auch nicht von Woche zu Woche abwarten, ob und wann es wieder spielen darf. Die Theaterleitung muss bald Entscheidungen treffen. Heißt das, die Spielzeit wäre gekappt bis zum „Maskenball“, so der Arbeitstitel für die letzte Premiere am 29. Mai 2021? „Die ganze Spielzeit?“, fragt Florian Fiedler zurück. „Nein, so pessimistisch bin ich nicht.“