Oberhausen. Das Kunstprojekt „Weltbaustellen“ verbindet soziale und gesellschaftliche Kritik. Oberhausen profitiert – ein Bunker wird aufwändig umgestaltet.

Wer mit dem Kopf durch die Wand möchte, gerät schnell ins Straucheln. Dass es besser ist, mit Köpfchen etwas auf eine zu Wand bringen, zeigt derzeit das Gestaltungsprojekt „Weltbaustellen“. Die Initiative „Eine Welt Netz“ gestaltet seit vier Jahren leere Stadtfassaden durch Wandmalerei, Streetart und Urbanart in Kunstwerke mit Botschaft um.

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Während in Nachbarstädten wie Duisburg und Mülheim die großformatigen Bilder längst das Stadtbild prägen, ist Oberhausen als letzte Station der Reihe relativ spät dran. Dafür trägt künftig ein Bauwerk eine gehörige Portion Farbe, das durch seine prominente Lage nicht nur für Eingeweihte sichtbar ist. Der Bunker an der Ebertstraße wird auf der Fassade zur Sedanstraße komplett und auf der zum Ebertplatz hin ausgerichteten Gebäudeseite teilweise bemalt.

Hochbunker in Sichtweite von Theater und Ebertbad

Sonja Broy von der Freien Universität (Kitev), Lina Dybowski (Leiterin Weltbaustellen) und Stefan Schroer (Kitev) zeigen im „Supermarkt der Ideen“ in der Oberhausener Innenstadt die umgestalteten Fassaden der Weltbaustellen aus anderen deutschen Städten.
Sonja Broy von der Freien Universität (Kitev), Lina Dybowski (Leiterin Weltbaustellen) und Stefan Schroer (Kitev) zeigen im „Supermarkt der Ideen“ in der Oberhausener Innenstadt die umgestalteten Fassaden der Weltbaustellen aus anderen deutschen Städten. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Wir wollen, dass jeder kostenlos Zugang erhält“, erklärt Lina Dybowski von der Initiative und lässt über die Inhalte nicht lange rätseln. Die Motive orientieren sich an den 17 Zielen der Vereinten Nationen (UN) für nachhaltige Entwicklung.

Darin verpflichten sich Staaten die Armut zu bekämpfen, Bildungs- und Geschlechtergerechtigkeit zu fördern und einen fairen Welthandel durchzusetzen.

So sind in Mülheim auf dem Gemäuer des ehemaligen Frauengefängnisses unter anderem die verheerenden Folgen der industriellen Umweltverschmutzung zu sehen.

Welches Thema in Oberhausen den markanten Hochbunker in Sichtweite von Stadttheater und Ebertbad schmücken wird, wollen die Künstler allerdings noch nicht verraten.

Gemälde am Bunker – Videoperformance im Turm

Auf der Außenmauer des ehemaligen Frauengefängnisses in der Nachbarstadt Mülheim ist bereits ein spektakuläres Fassadengemälde entstanden.
Auf der Außenmauer des ehemaligen Frauengefängnisses in der Nachbarstadt Mülheim ist bereits ein spektakuläres Fassadengemälde entstanden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Fest steht, dass mit Katja Bot aus Paris und Aaron St. aus dem Ruhrgebiet eine internationale Künstlerin und ein regionaler Künstler zusammenarbeiten.

Die Initiative „Eine Welt Netz“ sucht sich in jeder Stadt lokale Partner. In Oberhausen ist der Verein Kitev (Kultur im Turm) mit dabei. Auch das Programm der hiesigen Freien Universität lässt gemeinsame Gedankenspiele zu.

An Monotonie muss darum keiner denken: Die „Weltbaustellen“ werden nicht nur durch Gemälde sichtbar, sondern vor Ort durch eine Videoperformance ergänzt.

Diese steigt in Oberhausen voraussichtlich am Sonntag, 4. Oktober, um 19 Uhr im Wasserturm des Hauptbahnhofs. Videoarbeiten von Jan Arlt greifen Motive von Ute Klissenbauer auf.

Karnevalisten stellen Bunker zur Verfügung

Die Suche nach einer geeigneten Gebäudewand gestaltete sich übrigens schwieriger als viele vielleicht denken. „Wir hatten bei einem Rundgang durch die Stadt ständig den Kopf noch oben gerichtet – die Auswahl hat einige Zeit in Anspruch genommen“, erzählt Stefan Schroer von Kitev. Gemeinsam mit Sonja Broy betreut der Kulturschaffende das Projekt.

Freie Sicht von Stadttheater und Ebertplatz

Das Kunstprojekt Weltbaustellen wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Stiftung Umwelt und Entwicklung sowie den Sponsor Oiko Credit finanziert. Die Stadt Oberhausen muss keinen Eigenanteil leisten.

Die Frontfassade des Bunker s an der Ebertstraße sollte zunächst komplett bemalt werden. Da Bäume aber an dieser Stelle die Sicht auf das Motiv versperren würden, entschied man sich für die Wandseite zur Sedanstraße. Vom Eingang des Stadttheaters und von Teilen des Ebertplatzes aus soll das Motiv später bestens sichtbar sein.

Manchmal bremste der Denkmalschutz einige Wunschvorstellungen aus. Auch langwierige Genehmigungsverfahren mussten in die Überlegungen mit einfließen. Letztlich fiel die Wahl auf ein Gebäude, das einem Privatbesitzer gehört. Ein Förderverein aus dem Oberhausener Karneval betreibt im Bunker am Ebertplatz seit viereinhalb Jahren sein Karnevalsmuseum und vermietet Räume an Musikgruppen.

Die Museumsmannschaft um Ludger Decker war schnell Feuer und Flamme für das Projekt, berichten die Kitev-Leute. Auch wenn die Motivauswahl freilich unabhängig bei den Künstlern reift, haben die Narren zumindest einen Wunsch geäußert: Eine kleine karnevalistische Note, vielleicht am Rande des Motivs, um auf die Weltoffenheit ihrer Szene hinzuweisen.

Lange müssen die Oberhausener nicht auf das Ergebnis warten: Am Sonntag, 27. September, soll das Wandbild um 16 Uhr enthüllt werden.