Oberhausen. Die große Karnevalsszene in Oberhausen blickt besorgt auf die Corona-Entwicklung. Über den Altweiberball in der Stadthalle wurde entschieden.
Das Lachen ist ihnen noch nicht vergangen, aber die Sorgenfalten nehmen innerhalb der großen Karnevalsszene in Oberhausen mit jeder Woche zu. Die Forderungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wegen der Corona-Pandemie auf Karneval zu verzichten und die Verlängerung der Beschränkungen, haben die Vorzeichen für Veranstaltungen in der am Elften im Elften startenden Narrensession nicht verbessert.
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Im Gegenteil: Die Hochämter des närrischen Treibens, die Karnevalszüge in Osterfeld und Alt-Oberhausen, mit mehr als 100.000 Besuchern stehen auf der Kippe. Während andere Städte wie Bergisch-Gladbach schon die Reißleine gezogen und ihren Karnevalszug abgesagt haben, laufen die Planungen in Oberhausen momentan weiter.
Planungen laufen – Chancen stehen schlecht
Dies hat allerdings wenig mit Trotz, sondern eher mit formalrechtlichen Vorgaben zu tun. „Wir haben keine Rechtssicherheit für das kommende Jahr. Wir können derzeit nicht sagen, unter welche Bedingungen Karnevalszüge 2021 überhaupt möglich wären“, sagt Hauptausschuss-Geschäftsführer Klaus Kösling. Das Präsidium des Oberhausener Dachverbandes tagt in der kommenden Woche, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Doch die Vorzeichen sind deutlich: Szenekenner sehen einen oder mehrere Karnevalszüge im Februar 2021 in Oberhausen äußerst skeptisch. Hygienekonzepte müssten nicht nur erarbeitet, sondern über mehrere Kilometer Zugstrecke kontrolliert werden.
Bewachte Eingänge seien bei einem Umzug mit vielen Zugangsstraßen zur Paradestrecke nur schwer betreubar. Von der Abstandsdisziplin in geselliger Runde am Wegesrand ganz zu schweigen.
Da es bis zu den tollen Tagen noch ein halbes Jahr hin ist, tun sich viele Karnevalisten mit einer frühen Komplettabsage trotzdem schwer. Auch der Bund Deutscher Karneval (BDK) hatte Spahns Vorstoß ungeachtet neuer Hygienekonzepte kritisiert.
Karnevalsprinz regiert eine Session später
Besonders bitter: Im vergangenen Februar verhinderte in der Innenstadt eine Sturmfront erstmals seit dem Golfkrieg einen Umzug auf den knapp vier Kilometern von Friedrich-Karl-Straße über Grenzstraße bis zum Friedensplatz.
Nur eine entspanntere Corona-Lage und gelockerte Beschränkungen könnte die Aussichten für die Traditionsumzüge wohl verbessern. Zuletzt stieg die Zahl der durch das Coronavirus infizierten Personen aber wieder an.
Im Saalkarneval ist man bereits einen Schritt weiter. Einen Karnevalsprinzen wird es in der Session 2020/2021 nicht geben. Der planmäßige Regent Jörg Becker soll ein Jahr später regieren.
Alle Prinzenkürungen, darunter der Aufgalopp mit 1000 Narren in der Luise-Albertz-Halle, sind bereits abgesagt. Auch fürs Hoppeditz-Erwachen und den Sturm auf die Burg Vondern sieht es eher schlecht aus.
Erste Karnevalsvereine sagen ihre Prunksitzungen ab
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Die Karnevalsvereine organisieren ihre Prunksitzungen in Eigenregie und stoßen dabei auf gleich mehrere Probleme. Kartenerlöse aus kleineren Kapazitäten in den Eventhallen können keine teuren Programme finanzieren. Selbst falls es einem Verein gelingen würde, das Programm komplett durch Eigenleistungen zu stemmen, bleiben Fixkosten der Saalmiete.
Karnevalisten suchen nach Alternativen
Ob kleinere Sitzplatz-Veranstaltungen, die sich an Konzerten dieser Art orientieren, in der Karnevalssession möglich sind, wird von einzelnen Vereinen geprüft. Neben den zu geringen Kartenerlösen befürchten die Karnevalisten auch eine deutlich geringere Ausgehlust der Narren.
Die Karnevalszüge in Osterfeld (Nelkensamstag) und Alt-Oberhausen (Tulpensonntag) stehen im Februar 2021 durch die Corona-Pandemie ebenso auf der Kippe wie die kleinen Veedelszüge in Alstaden und Vondern (jeweils Rosenmontag).
Traditionsvereine wie Alte Oberhausener Karnevalsgesellschaft (AOK), LKG „Die Müllschlucker“ und KG Weiss-Grün Hoag wollen im kommenden Jahr auf ihre großen Prunksitzungen verzichten. Andere Vereine überlegen noch. Die Alstadener Bären hatten im vergangenen Jahr die Stadthalle ausverkauft und planen momentan noch weiter.
Doch auch hier ist eine Sitzung erst nach Lockerungen möglich. „Bei der aktuellen Zuschauerkapazität kann kein Verein eine Veranstaltung finanzieren“, sagt Präsident Hermann Buschmann. 650 Besucher benötige die Karnevalsgemeinschaft, um die Sitzung im Januar 2021 in der Halle stemmen zu können – die Tendenz sieht eher düster aus.
Selbst für Altweiber gibt es schon beschlossene Einschnitte: Der Altweiberball der KG Weiss-Grün Hoag fällt aus. Das hat der Verein entschieden – auch die Wagentaufe findet nicht statt.