Oberhausen. Der Arbeitskreis Kultur der SPD-Fraktion besucht das Theater Oberhausen. Schauspielhaus wird digitaler. Kulturschaffende plagen Corona-Probleme.
Die Großbaustellen dieser Welt haben bereits einige Terminkalender in Flammen aufgehen lassen. An knisterndes Kaminfutter musste man im Theater Oberhausen schon wegen der zuletzt höchst sommerlichen Temperaturen nicht denken. Trotzdem stellte Kulturdezernent Apostolos Tsalastras beim Besuch der Arbeitsgruppe Kultur der SPD-Ratsfraktion zwischen Gerüstgestänge und Holzpaletten die erbauliche Frage: „Ist der Start des Spielbetriebs in Gefahr?“
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Nein, alles gut. Im Schauspielhaus ist man optimistisch, dass die Gewerke rechtzeitig fertig werden. Schließlich muss die große Bühne bis zur Premiere von „Herkunft“ am 9. Oktober frisch gefegt sein. Noch aber wird geschraubt. Und von der begehbaren Gitterdecke schallen Anweisungen bis auf die ziemlich verbarrikadierte Bühne. Eindrucksvoll ist die Szenerie allemal. Zumal der große Umbau auch einen Generationswechsel einläutet.
Elektrisches Zugsystem löst den Handbetrieb ab
Es geht weniger um das Personal. Mehr um die Konstruktionen, die bedient werden, damit das Spiel überhaupt von glanzvollen Kulissen ummantelt werden kann. Die Muskelkraft hat trotz all der eifrig schraubenden Bauarbeiter nämlich ausgedient.
Elektrische Zugsysteme haben das Handsystem für die Kulissen abgelöst. Dort, wo früher ein altes Treppenhaus stand, schlängelt sich außerdem noch ein Gerüst-Rechteck in die obere Etage. Zumindest Nostalgiker dürften eine Träne vergießen.
Informationen zur künftigen Corona-Obergrenze im Zuschauerraum gibt es auch. Das Theater plant mit maximal 100 Zuschauern im „Großen Haus“ und 20 Besuchern im „Saal 2“.
Vom Staub der Baustelle wandert die Delegation in den Saal 2, den viele noch als Malersaal kennen. Weniger auf den Putz hauen, eher getaktetes Abtasten der Gefühlslage in Coronazeiten ist die Gesprächsrunde mit Kultur-Zeremonienmeister Manfred Flore und der Verwaltungsspitze der Oberhausener Kulturstätten.
Wackeliger WLAN-Betrieb stört im Bert-Brecht-Haus
Und man hört heraus, dass der digitalen Infrastruktur offensichtlich nicht immer höchste Priorität eingeräumt wurde. Am deutlichsten wird der Nachholbedarf im Bert-Brecht-Haus. Dem Heimatort der Volkshochschule (VHS) und der Stadtbibliothek mangelt es an einer stabilen WLAN-Verbindung, wie VHS-Chefin Gesa Reisz betont. Was bei Heimnutzern ärgerlich ist, schränkt bei Bildungszentren moderne Lehrmöglichkeiten empfindlich ein.
Kulturnacht „Schlaflos“ wird zur Solo-Veranstaltung
Das Kulturbüro der Stadt bereitet sich auf eine durch Corona erstmals veränderte Veranstaltung vor: Die Oberhausener Kulturnacht „Schlaflos“ fällt am Samstag, 19. September, ab 19.30 Uhr nicht aus. Sie wird allerdings diesmal als Solo-Veranstaltung auf dem Schlosshof an der Konrad-Adenauer-Allee starten.
Verschiedene künstlerische Akteure zeigen ein Programm, für das man vorab eine kostenlose Eintrittskarte erwerben muss. Damit wollen die Veranstalter die Corona-Obergrenze an erlaubten Besuchern im Blick behalten.
Dass durch die Corona-Pandemie die Notwendigkeit von digitalen Angeboten stärker ins Bewusstsein rückt, sieht Kurzfilmtage-Chef Lars Henrik Gass als bemerkenswerten Nebeneffekt. Gerade das renommierte Filmfestival bereite sich stärker auf virtuelle Angebote vor. Schon jetzt sei absehbar, dass die Reisebereitschaft internationaler Gäste geringer ausfallen werde.
Wichtigstes Signal von Kulturdezernent Apostolos Tsalastras: Ein städtischer Corona-Unterstützungsfonds für die erweiterte Kulturszene ist in Vorbereitung. Dieser soll sich an Betroffene richten, die bei der Vergabe der Landesmittel durchs Raster gefallen sind. Dies könnten die freie Künstlerszene und Kulturschaffende ohne große Geschäftsausgaben sein.