Oberhausen. Karnevalsmuseum im Bunker an der Sedanstraße eröffnet auf 120 Quadratmetern mit 21 Vitrinen. Narren wollen auch geschichtlich Interessierte erreichen.
Viele Erinnerungen sind Schall und Rauch: Darum geht Hauptausschuss-Ehrenpräsident Heiner Dehorn am Montagabend mit seiner Nase dicht an die blitzblank herausputzte Glasscheibe im neuen Karnevalsmuseum an der Sedanstraße. „Damals habe ich noch geraucht“, murmelt er und mustert die leicht vergilbte Urkunde in der Vitrine, die eine verschnörkelte Pappe rahmt, penibel genau. Zu sehen ist das Karnevalsurgestein mit Glimmstängel — nur eben 28 Jahre jünger.
21 Vitrinen mit närrischen Erinnerungen, davon sind 20 belegt, sind ab sofort für die Allgemeinheit zu sehen. Ein begehbares Archiv mit einigen Dönekes, das die Macher aber nicht nur als Ort für Karnevalskenner und närrische Insider sehen.
So soll die historische Dehorn-Aufnahme, die wohl sonst in feuchten Kellerräumen, verstaubten Aktenordnern oder finsteren Dachspeichern geendet wäre, ebenso zeigen, wie Karnevalsvereine sich vor Jahrzehnten organisiert haben.
Auch dunkle Kapitel enthalten
„Das Karnevalsmuseum würdigt Menschen und ihre Leistungen“, spielt Hauptausschuss-Präsident Ludger Decker, der gleichzeitig Vorsitzender des betreibenden Museumsvereins ist, auf die Wertschätzung des Ehrenamtes an.
Doch anhand von tausenden historischen Fotos der Feiersäle, der Plätze und besonders der Karnevalsumzüge sollen zudem historisch interessierte Oberhausener ablesen können, wie sich das Stadtbild in den Jahrzehnten verändert hat. Schmuckstücke der Sammlung sind Lichtbilder aus den Jahren 1904 und 1905, als der Karnevalszug neben dem heutigen Museum auf dem Ebertplatz startete.
Auch Geschichtliches bietet die Sammlung: Ein Gang gleicht einer Wohnzimmerecke mit Tischleuchte und Mobiliar dekoriert, ein Flachbildschirm hängt wie ein Bilderrahmen an der Wand und zeigt mahnende Erinnerungen an dunkle Kapitel, als in den 1930er Jahren der Karneval während des Nationalsozialismus immer weiter aus dem Stadtbild weichen musste — den Protesten der Vereine zum Trotz.
Besucher können sich beim Museum anmelden
Das Museum ist geöffnet: Besucher müssen sich aber vorab per E-Mail anmelden und einen Termin vereinbaren: karnevalsmuseum@karneval-in-oberhausen.com. Der Eintritt ist frei.
Die Hälfte des Gesamtarchivs ist gesichtet. Wer weiteres Material besitzt, kann dieses dem Museum zur Verfügung stellen.
Ansonsten drängten sich die ersten Besucher des Museums um Orden, Zepter und Urkunden. Neun von 18 hiesigen Vereinen plus Hauptausschuss machen beim Karnevalsmuseum derzeit mit, das zeigt aber auch, dass nicht alle Gesellschaften für ein gemeinsames Museum begeistert werden konnten. Daher trägt ein durch Sponsoren unterstützter Museumsverein den Unterhalt und die geschätzten 30.000 Euro Investitionskosten.
6000 Arbeitsstunden fürs Museum
Das Museum wurde in 6000 Arbeitsstunden eingerichtet und in eineinhalb Jahren schrittweise saniert und aufgebaut. „Da haben viele mit angepackt. Ohne Leute wie den AOK-Senator Dieter Wendt wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagt Ludger Decker.
Der Bunker selbst ist im Besitz des Fördervereins Karnevalsgesellschaft Schwarz-Weiß Buschhausen, der die Immobilie 2009 kaufte, aber bereits davor anmietete. Eröffnungsbesucher Rudi Buchta erinnert sich: „Wir haben hier in den 80er und 90er Jahren im Erdgeschoss unsere Karnevalswagen gebaut.“