Oberhausen. Live-Schauspiel sollte in den letzten Wochen der Spielzeit möglich sein, meint die SPD Oberhausen. Doch fürs Jubiläumsfest gilt: erst 2021.
Man merkt die Ungeduld des erfahrenen Kommunalpolitikers: „Die Kultur kann nicht immer das letzte Rad am Wagen sein“, sagt Manfred Flore. Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Oberhausener Rat drängt darauf, das Theater Oberhausen sollte alles unternehmen, um so bald wie möglich wieder zu öffnen. Selbst eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den letzten Wochen der abgebrochenen Spielzeit 2019/20 sollte aus Sicht des 69-jährigen Theater-Enthusiasten Flore möglich sein.
Intendant Florian Fiedler hatte Anfang April die laufende Spielzeit abgesagt – und dabei nicht nur auf die Vorgaben des Seuchenschutzes verwiesen, sondern auch auf die laufenden Sanierungsarbeiten an der Bühne des Großen Hauses: Nach wie vor ist die Obermaschinerie noch teils in Handarbeit zu bedienen, teils über „sehr laute“ elektrische Züge, wie Fiedler erklärte. „Die Schauspieler wollen spielen“, entgegnet Manfred Flore – und ist sich durchaus bewusst, hier forsch vorzupreschen: „Auch die Zuschauer wollen Theater wieder live und nicht nur am Bildschirm erleben.“
Der SPD-Politiker verweist auf eine Stellungnahme des Deutschen Bühnenvereins: Ende April forderten sowohl dessen geschäftsführender Direktor Marc Grandmontagne als auch Bühnenvereinspräsident Ulrich Khuon, der Intendant des Deutschen Theaters Berlin, „klare Perspektiven und Planungssicherheit“ für die 425 öffentlich getragenen und privaten Bühnen – reichlich spät, wie Manfred Flore anmerkt. Khuon nennt es „fatal, die Künste nicht als systemrelevant zu erachten“. Angesichts tiefroter Zahlen in städtischen Haushalten sei auch für die städtischen Schauspielhäuser „die Situation sehr ernst und aus eigener Kraft nicht monatelang zu stemmen“.
„Das Haus war ja sowieso nicht brechend voll“
Noch hat sich weder eine Landes- noch die Bundesregierung zur Öffnung der Theater geäußert. Für Oberhausens SPD-Fraktion sagt Manfred Flore: „Wir meinen, da gäbe es Möglichkeiten.“ Konkret sollte das Theater ein Konzept ausarbeiten, wie das Publikum in gebotenem Abstand im Großen Haus und im Saal 2 zu platzieren sei, wie sich der Einlass regeln ließe, ohne dass die Zuschauer einander im Foyer zu nahe kämen. „Das Haus war zuletzt ja sowieso nicht brechend voll“, meint Manfred Flore mit Blick auf die Besucherzahlen des Herbstes. Der städtische Krisenstab, so die Vorstellung des Sozialdemokraten, könnte sich dann mit Düsseldorf kurzschließen.
Eine andere Termin-Verschiebung – und zwar gleich bis ins nächste Jahr – ist allerdings ganz im Sinne des Kulturpolitikers Flore: Das Jubiläumsfest zum 100-jährigen Bestehen des Theaters Oberhausen sollte unbedingt ein „Bürgertheaterfest“ bleiben. „Das muss draußen stattfinden.“ Manfred Flore betont, dass er sich darin mit allen Fraktionen des Kulturausschusses einig weiß.
Digitales Theater Oberhausen
„An all das, was Sie zur Zeit schmerzlich an Theater vermissen“ will das Theater Oberhausen mit seinen Online-Angeboten „so nah wie möglich“ herankommen.
Dazu zählen jene „D.ramadan“-Beiträge, die vom Festival blieben, das während des gesamten Fastenmonats geplant war. An jedem Mai-Samstag startet um 19.30 Uhr eine weitere Folge von „Die Pest“, als Miniserie in der Inszenierung von Bert Zander. In Zusammenarbeit mit den Internationalen Kurzfilmtagen gibt’s die (durchaus kritische) Debatten-Reihe „Jetzt ist nicht Zeit für Kritik“. Die Theaterfaktorei öffnet online ihre „Akademie der lauten Gedanken“.
Für unmaskiertes Entertainment steht die Reihe der Online-Wunschkonzerte, dargeboten von einem auch musikalisch überzeugenden Ensemble.
Wenn der Auftakt von Florian Fiedlers vorletzter Spielzeit 2020/ ‘21 sich weit in den Herbst verschieben sollte, dann bliebe vom großen Theatergeburtstag womöglich nur ein Festakt mit Prominenz im Saal – und das wäre ganz und gar nicht im Sinne der Kulturpolitiker.