Oberhausen. Hauptausschuss entschied sich, den Vertrag mit Florian Fiedler nicht zu verlängern. Halbzeitbilanz: „Niemand spielt gerne vor leeren Rängen.“
Für das verfrühte Ende seiner dritten Oberhausener Spielzeit kann Florian Fiedler nun wirklich nichts: Das ist allein die durchschlagende Wirkung der Corona-Prävention. Dennoch hat der Hauptausschuss im nichtöffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den 2022 auslaufenden Vertrag mit den Intendanten des Theaters Oberhausen nicht zu verlängern: Man gehe dann „in beiderseitigem Einvernehmen“ getrennte Wege.
Die Entscheidung war fällig – nicht wegen der Corona-Krise, sondern um die Suche nach einen Nachfolger ohne Zeitdruck regeln zu können. Ein neuer Intendant oder eine neue Intendantin müssen zudem die Chance haben, rechtzeitig vor der Spielzeit 2022/’23 ein eigenes Team zusammenzustellen sowie den Spielplan für die ersten zehn Monate unter neuer Leitung auszuarbeiten. Um die Nachfolge zu organisieren, ist nun die Verwaltung beauftragt, bis zur nächsten Ratssitzung einen Vorschlag für die Besetzung einer Findungskommission vorzulegen. Diese soll bis Frühjahr 2021 dem Rat einen Vorschlag für die Nachfolge Fiedlers vorlegen.
Entsprechend steigt der städtische Zuschussbedarf
Florian Fiedler hatte noch in der Januar-Sitzung des Kulturausschusses einen umfangreichen Halbzeitbericht seiner Intendanz vorgelegt. Es war eine mit etlichen Zahlen, Auszeichnungen und lobenden Erwähnungen gespickte Leistungsbilanz – die allerdings um ein Eingeständnis nicht herumkam: „Niemand spielt gerne vor leeren Rängen.“ Genau an diesem Punkt trennen sich die Wege zwischen dem 42-jährigen Hamburger und jenen in Politik und Verwaltungsspitze, die während Fiedlers erster Intendanten-Jahre zunächst geduldig für langen Atem geworben hatten.
Die Besucherzahlen waren aus Sicht des Rates einfach zu schlecht – auch wenn sie in Fiedlers zweiter Spielzeit leicht gestiegen sind. Auf die Finanzlage des Theaters wirken sich diese Zuschauerzahlen allerdings nur unerheblich aus. Denn die Karteneinnahmen spielen bei der Finanzierung des Theaters keinen entscheidenden Aspekt. Das Theater Oberhausen zählte – auch schon in der neunjährigen Ära von Fiedlers Vorgänger Peter Carp – zu den relativ am höchsten subventionierten Bühnen in Deutschland, also nicht in absoluten Zahlen, sondern in Relation zu den selbst erzielten Einnahmen. So lag der Zuschuss in der vorletzten Carp-Spielzeit 2015/16 bei rund 8,3 Millionen Euro – und war in der laufenden Spielzeit zuletzt mit 9,1 Millionen Euro kalkuliert worden. Auch dieser Betrag ist längst Makulatur: Der Corona-Krise dürfte rechnerisch kaum hinterher zu kommen sein.
Genügend Premierenkritiken mit Bestnoten
Gestartet waren Florian Fiedler und sein junges Team im Sommer 2017 mit einem zur Hälfte neuen Ensemble und mit gewaltigem Elan. Bundesweite Publizität gab’s für den Anspruch, „flache Hierarchien und gerechtere Gehälter“ am Theater Oberhausen einzuführen. Für eine ebenso weitreichende Publizität – jedoch mit negativen Vorzeichen – sorgte 2019 die von der freien Gruppe „Technocandy“ angezettelte Rassismus-Debatte. Ihre Aufbereitung im Kulturausschuss machte zudem ein tiefes Zerwürfnis zwischen dem Intendanten und Verwaltungsdirektor Jürgen Hennemann deutlich.
Damals sah Klaus-Dieter Broß als CDU-Kulturpolitiker bereits „wesentlichen Flurschaden“ angerichtet, während sein SPD-Pendant Manfred Flore hoffnungsvoller meinte, dass „alle Beteiligten daraus gelernt haben“. Künstlerisch hätte das Theater Oberhausen nämlich eine weit bessere Bilanz verdient gehabt: Es gab genügend Premierenkritiken mit Bestnoten. Nur das Publikum war bis zum jähen Corona-Abbruch nicht mehr zurückzugewinnen.